Spielerisch das Klima schützen Im Kurs „Klimafreundlich leben“ lernen Teilnehmende, den eigenen CO2-Fußabdruck zu verringern

Ein halbes Jahr lang haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kurses „Klimafreundlich leben“ des Katholischen Bildungswerks Traunstein ihr ganz persönliches Klimaverhalten erforscht – und versucht, es zu ändern. Nach sechs Treffen stellten die Teilnehmenden aus dem Pfarrverband Brannenburg-Flintsbach fest: Es ist eine Herausforderung, den eigenen negativen Einfluss auf das Klima gering zu halten.
 
Die Absolventen des Kurses „Klimafreundlich leben“ im Pfarrheim Degerndorf/Pfarrverband Brannenburg-Flintsbach, mit Spieleleiterin Martina Parzinger vom Katholischen Bildungswerk Traunstein
Die erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen des Kurses „Klimafreundlich leben“ im Pfarrheim Degerndorf/Pfarrverband Brannenburg-Flintsbach, zusammen mit Spieleleiterin Martina Parzinger vom Katholischen Bildungswerk Traunstein und Isabel Otterbach von der Abteilung Umwelt im Erzbischöflichen Ordinariat in München (v.l.n.r.).
„Und hat es funktioniert, den Fernseher eine Woche lang ausgeschaltet zu lassen?“, fragt Spieleleiterin Martina Parzinger die Teilnehmerin. Die lächelt und nickt. Das schöne Wetter hat es ihr leicht gemacht, ihre Freizeit anders als mit Fernsehen zu gestalten. Martina Parzinger trägt in die Tabelle für die Teilnehmerin einen Punkt ein. „Punkte“ und „Spieleleiterin“ – das deutet bereits an, wie der Kurs „Klimafreundlich leben“ konzipiert ist: Spielerisch hat sich die neunköpfige Gruppe dem ernsten Thema Klimawandel genähert. Für jede persönliche Änderung im eigenen täglichen Verhalten können sie Punkte einsammeln, je nach Schwierigkeitsgrad. Dabei geht es darum, wie viele Punkte die Gruppe insgesamt erreicht. Denn für jeden erspielten Zähler zahlt das Kreisbildungswerk Traunstein ein Kilogramm CO²-Ausgleich an eine Klimakollekte, den kirchlichen Kompensationsfonds, erläutert Martina Parzinger. Das Kreisbildungswerk Traunstein hat das Kursformat „Klimafreundlich leben“ entwickelt, die Teilnehmenden aus dem Pfarrverband Brannenburg-Flintsbach sind nicht die ersten im Erzbistum.

Nicht nur zuhören – machen!

So wird das Format auch vom Erzbistum München und Freising unterstützt und gefördert. „Am liebsten wollen wir alle Menschen mit dem niederschwelligen Angebot erreichen“, sagt Isabel Otterbach von der Abteilung Umwelt im Ordinariat. Denn es geht genau in die Richtung, die das Erzbistum mit seinen Nachhaltigkeitsleitlinien, zu denen sich die gesamte Erzdiözese 2015 verpflichtet hat, einschlagen möchte. „Es geht weg von der Haltung, Bildung zu konsumieren: Abends etwas Interessantes bei einem Vortrag zu hören, nach Haus zu kommen – aber es passiert nichts! Hier im Kurs treffen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verbindlich und stellen sich Aufgaben.“ Deshalb hat das Ordinariat diese Art der Fortbildung auch im Ordinariat, in kirchlichen Schulen und eben auch über die katholischen Bildungswerke angeboten.
 
Der Einkauf in einem Hofladen trägt dazu bei, den eigenen CO"-Fußabdruck zu verringern.
Der Einkauf in einem Hofladen ist zwar teurer als im Supermarkt, trägt aber dazu bei, den eigenen CO2-Fußabdruck zu verringern.
Regionale Produkte, sparsamer Stromverbrauch

Zurück zum Kursabend in Degerndorf: Hier blicken die Teilnehmenden auf sechs intensive Termine zurück, an denen sie von Spieleleiterin Martina Parzinger an jeweils einem Abend mit Informationen aus den Bereichen Ernährung, Gebäude und Energie, Mobilität und Konsum versorgt wurden. Denn diese Themen betreffen die meisten Menschen unmittelbar. Daraus entstanden dann Aufgaben wie die von Regina Quelle: Sie ist Hofläden abgefahren, um herauszubekommen, wo sie regionale Produkte kaufen kann. Das sei zur Zeit der Aufgabenstellung im März 2022 nicht einfach gewesen, meint die junge Frau. Brot, Butter, Käse seien verfügbar gewesen. Obst und Gemüse aus der Region jedoch kaum. Für Regina Quelle ist aber klar: Sie will weiterhin regional einkaufen, zu teils höheren Preisen als im Supermarkt, aber mit der entsprechenden Qualität und kurzen Lieferwegen.

Eine andere Aufgabe: Den Stromverbrauch unterschiedlicher Haushaltsgeräte wie TV-Gerät, Kühlschrank oder DVD-Player feststellen. Ein Thema, das Georg Köstner, seit 30 Jahren beim Rosenheimer Solarförderverein engagiert, besonders anspricht. Er hat festgestellt, dass sich die meisten Fernseher nur noch ausschalten lassen, wenn man den Stecker zieht. Durch den Standby-Modus verbrauchen sie tagtäglich unnütz Strom. Köstner hat eine einfache Lösung parat: Eine Steckdosenleiste mit Kippschalter. Damit verbrauchen TV-Geräte, Stereo-Anlage oder Computerspiel-Konsolen nur dann Strom, wenn sie auch benutzt werden.
 
Erfolg in der Gruppe

Die gestellten Aufgaben müssen konkret, machbar und auch messbar sein. Martina Parzinger unterstützt die Gruppe bei effektiven Zielsetzungen, lenkt die Diskussion und verdeutlicht die Entwicklung der Themen. Der Dreischritt nach aktuellen Erkenntnissen der Umweltpsychologie lautet: Effizienz, Subsistenz, Suffizienz. Beim Schwerpunkt Mobilität beinhaltet dieser Dreischritt etwa das Führen eines Mobilitätstagebuches (Effizienz), die nächste längere Geschäftsreise mit der Bahn statt dem Auto unternehmen (Subsistenz), im kommenden Monat nicht mehr als 500 Kilometer mit dem Auto fahren (Suffizienz).

Weil das alles – vom Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad bis zum Umsteigen auf eine nachhaltige Bank – auch Spaß machen soll, vergeben die Kursteilnehmenden die oben erwähnten Punkte für die erreichten Leistungen an jeden einzelnen. Martina Parzinger möchte nicht missverstanden werden – es geht um keinen Einzelsieger, sondern das Erwirtschaften möglichst vieler Punkte durch die Gruppe. Das stärkt die Solidarität und spornt an, seine Aufgaben auch dann zu erledigen, wenn es zeitlich einmal eng wird.

Vorrangiges Ziel des Kurses ist es, gemeinsam, effektiv und spielerisch den eigenen CO²-Abdruck zu verringern, und damit auch beispielgebend zu wirken. So ist das Resümee bei den meisten Teilnehmenden positiv: „Mir ist bewusst geworden, dass man noch sehr viel mehr tun kann und wie reich wir hier in unserer Region sind“, „Ich habe viel von den anderen erfahren", "Ich habe in meiner kleinen Blase gelebt, die habe ich dadurch erweitert“ oder „Ich nehme mit, dass ich noch an meiner Mobilität arbeiten muss, da hilft mir jetzt gerade das 9 Euro-Ticket.“
 
Wissen weitergeben

Durch die Kooperation mit dem Katholischen Bildungswerk Traunstein will das Erzbistum erreichen, dass das Kursformat weitere Kreise zieht und sich immer mehr Menschen klimafreundlich verhalten. Spielerinnen und Spieler, die den Kurs erfolgreich absolviert haben, können sich zertifizieren lassen und dann selbst als Spieleleiter die Idee von „Klimafreundlich leben“ weitertragen.
 
Text: Willi Witte, Redakteur beim Sankt Michaelsbund, August 2022
 

 
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