Diözesanrat der Katholiken

Demokratisch gewählte Vertretung des Kirchenvolkes.
Der Diözesanrat repräsentiert mehr als 125.000 ehrenamtlich in Katholikenräten, Verbänden und Initiativen aktive katholische Frauen und Männer. Zu den Aufgaben des Diözesanrats gehört es, das wirtschaftliche, familiäre, gesellschaftliche und politische Umfeld so mitzugestalten, dass der Mensch gedeihen und sich entfalten kann.

Münchner Kirchenzeitung vom 22.06.2003

Baumgartner Kolumnen

Geist der Einheit – Geist der Spaltung

Die meisten, die vor drei Wochen am ökumenischen Kirchentag teilnahmen, kamen begeistert zurück. Man hatte den Eindruck, ihnen sei geradezu das Herz aufgegangen. Alle Bekannten, die in Berlin dabei sein konnten, sprechen von einem Erlebnis froher Glaubensgemeinschaft.
 
Uns, den Daheimgebliebenen, die sich abends aus Tagesschau und Tagesthemen informieren wollten, blieb wie bei Millionen anderer Zuschauer der Eindruck haften, die zentralen Veranstaltungen des Kirchentags hätten auf dem Prenzlauer Berg in der Gethsemane-Kirche stattgefunden und die eigentlichen ökumenischen Akzente seien dort durch die wechselseitige Einladung zu Eucharistie und Abendmahl gesetzt worden – gegen den Willen der Kirchentagsveranstalter, im Widerspruch zur deutschen Bischofskonferenz und bewusst auch zur jüngst ergangenen Weisung des Papstes. Was am Rande des Kirchentags lag, rückte in der Berichterstattung ins Zentrum. Nicht die Feier der Zweihunderttausend interessierte, sondern das Gegenprogramm zweier katholischer Randgruppen auf dem Prenzlauer Berg.

Überraschend war dies nicht. Wer kennt nicht die Vorliebe von Presse und Fernsehen für das Pikante, Abweichende und Sensationelle? Es lag aber auch an der Inszenierung. Wer würde der Priester sein, der den Gottesdienst feiert? Wer würde es wagen, von Berlin aus Rom die Stirn zu bieten? Bis zuletzt wurde eine publikumswirksame Politik der Geheimhaltung um den Zelebranten inszeniert. So versammelt man Kamarateams in einer Kirche. Aber bereitet man so einen „Gottes“-Dienst vor? Wem ist gedient, wenn die Eucharistie, deren Einheit stiftende Kraft man gleichzeitig preist, zum Instrument des Protestes und zum Zeichen des Widerspruchs gegen den Papst und Bischöfe gemacht wird?

Und was ist heute? Ist ein positiver Nachklang zum ökumenischen Kirchentag zu hören? Kaum. Viel aber ist davon zu hören, wie durch den provokativen Kommuniongang eines Pfarrers die Gemeinden aufgewühlt sind, ein Generalvikar verlacht und ein Bischof über den medialen Marktplatz getrieben wird – und wie ein emeritierter Professor immer noch auf jene kirchlichen Strafexekutionen wartet, die er zu ertragen wisse, wie er bekennerhaft schon unmittelbar nach dem Gottesdienst vorsorglich den wartenden Journalisten in die Mikrofone sprach.

Sind wir damit auf dem Weg zu mehr kirchlicher Einheit vorangekommen? Oder geht hier eine Saat auf, die im Geist der Spaltung gesät wurde?