Diözesanrat der Katholiken

Demokratisch gewählte Vertretung des Kirchenvolkes.
Der Diözesanrat repräsentiert mehr als 125.000 ehrenamtlich in Katholikenräten, Verbänden und Initiativen aktive katholische Frauen und Männer. Zu den Aufgaben des Diözesanrats gehört es, das wirtschaftliche, familiäre, gesellschaftliche und politische Umfeld so mitzugestalten, dass der Mensch gedeihen und sich entfalten kann.

Münchner Kirchenzeitung vom 23.03.2003

Baumgartner Kolumnen

Konzept zur Familienpolitik fehlt

Vor den Delegierten der Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats in Landshut (siehe Seite 14/15) hat der Vorsitzende, Professor Alois Baumgartner, das Fehlen eines durchgehenden familienpolitischen Konzepts in Deutschland kritisiert. Wir veröffent-lichen nachfolgend Auszüge aus seinem Bericht:

Wir haben den Eindruck, dass selten vorher soviel über die Bedeutung der Familie gesprochen wurde, dass aber gleichwohl die finanzielle und institutionelle Stärkung der Familie nicht auf der politischen Tagesordnung steht. Man denkt zur Zeit nicht daran, wie man das verfügbare Einkommen der Familienhaushalte erhöhen kann. Man denkt nicht daran, wie man die Familie in ihren zentralen Funktionen, in ihrer Erziehungs-aufgabe und in ihrem Willen zum Kind unterstützen kann. Man denkt nicht daran, wie man die gemeinsame Zeit in den Familien sichern kann. Alle Signale deuten auf das Gegenteil ... Der Einzelhandel und auch die Verbraucher mögen die Ausweitung der Ladenöffnungszeiten begrüßen ... Familienfreundlich, auch wenn die Werbung das Gegenteil behauptet, ist diese Änderung nicht ...
Um die Diskussion einer Ausweitung des Kindergeldes und um die Anpassung des Er-ziehungsgeldes ist es merkwürdig ruhig geworden. Sofern der Staat finanzielle Res-sourcen für familienpolitische Maßnahmen bereitstellt, bindet er sie zur Zeit offen-sichtlich ausschließlich an die Finanzierung von Kinderkrippen, Kindergärten und »Kinderhäusern« ... Dieser Trend wird von der Wirtschaft nicht nur unterstützt, sondern es gehört zu den essenziellen Forderungen der Unternehmensverbände, dass »Humankapital gut ausgebildeter junger Menschen« nicht verschleudert und nicht durch die Übernahme von Erziehungsaufgaben der ökonomischen Wertschöpfung vor-enthalten werde. Dahinter verbergen sich eine massive Missachtung und Abwertung der Familienerziehungsleistungen ... Langfristiges Denken scheint in manchen Kreisen der Wirtschaft nicht mehr gepflegt zu werden. Aber wir können heute schon darauf warten, dass die Führungsetagen unserer Unternehmen übermorgen mit Klagen dar-über kommen, dass die Auszubildenden, die in ihre Unternehmen eintreten, über zu wenig soziale Kompetenz und zu geringe Belastbarkeit verfügten. Investitionen in die Familie ... sind Investitionen in die Zukunft unserer Gesellschaft. Die Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft hängt nicht davon ab, ob wir im europäischen Vergleich in der Quote der verfügbaren Kinderkrippen vorne liegen, sondern davon, ob unsere Famili-en finanziell und institutionell gestärkt und von der öffentlichen Meinung als das Fun-dament der Gesellschaft anerkannt werden ...
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