Diözesanrat der Katholiken

Demokratisch gewählte Vertretung des Kirchenvolkes.
Der Diözesanrat repräsentiert mehr als 125.000 ehrenamtlich in Katholikenräten, Verbänden und Initiativen aktive katholische Frauen und Männer. Zu den Aufgaben des Diözesanrats gehört es, das wirtschaftliche, familiäre, gesellschaftliche und politische Umfeld so mitzugestalten, dass der Mensch gedeihen und sich entfalten kann.

Münchner Kirchenzeitung vom 17.11.2013

Frau am Steuer …
 

Ob nun Männer oder Frauen die besseren Autofahrer sind, darüber lässt sich trefflich streiten. Ist besser, wer schneller rückwärts einparken und rasanter die Spur wechseln kann oder nicht doch eher die Person, die sicherer und zuvorkommender fährt? Laut einer aktuellen Studie des Auto Clubs Europa fahren Frauen besser Auto, da sie mit geringerer Risikobereitschaft am Straßenverkehr teilnehmen und weniger schwere Unfälle verursachen. Frauen sind wohl deshalb die besseren AutofahrerInnen, weil sie aufgesetztes Imponiergehabe nicht so nötig haben, weil sie die linke Spur auf Autobahnen seltener zur Kampfzone erklären und naturgemäß ihre testosterongesteuerte Aggressivität nicht in möglichst PS-starken Modellen ausleben müssen.

Nun kann Man(n) Statistiken natürlich immer auch kritisch hinterfragen. Nicht hinterfragen lässt sich jedoch die Tatsache, dass es eine Selbstverständlichkeit ist, dass Frauen überhaupt Auto fahren dürfen. Zwar ist in den nationalen und internationalen Rechtskodizes kein spezifisches Menschenrecht auf Autofahren formuliert, aber sehr wohl ein Diskriminierungsverbot aufgrund des Geschlechtes. Zugegeben, es gibt schlimmere Menschenrechtsverletzungen als ein geschlechtsbezogenes Fahrverbot, wie es im absolutistisch regierten Saudi Arabien nach wie vor geltendes Recht ist. In diesem Verbot aber wird die Absurdität der Unterdrückung der Frau besonders augenfällig. Einmischen will Deutschland sich in die inneren Angelegenheiten dieses Landes freilich nicht, schließlich heißt es auf der offiziellen Homepage des Auswärtigen Amtes, die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Saudi Arabien seien freundschaftlich und spannungsfrei.

Gerade wegen unserer glänzenden Wirtschaftsbeziehungen sollten wir das Thema allerdings nicht völlig ignorieren. Noch ist das neue Kabinett nicht bekannt. Vielleicht wird aber bald eine deutsche Wirtschaftsdelegation nach Saudi Arabien reisen, vielleicht mit einer Frau als Wirtschafts- oder Außenministerin, vielleicht auch mit der Bundeskanzlerin selber. Dann sollten die Damen bei diesem Besuch sich an die Spitze der Frauenbewegung stellen, die trotz Warnungen der Polizei sich ans Steuer eines Autos gesetzt haben und durch Riad gefahren sind. Sie könnten dann in einem BMW, einem Audi oder einem Mercedes ganz im Sinne des Auswärtigen Amtes entspannt und in aller Freundschaft unsere automobilen Spitzenprodukte bewerben – und so nebenbei auch die Menschen- und Frauenrechte in diesem arabischen Land und darüber hinaus stärken.

Uns Männern hier in Deutschland rate ich, lernen wir von unseren Frauen, menschenfreundlicher durch die Gegend zu fahren und die Frauen beglückwünsche ich zu ihrem Erfolg im Geschlechtervergleich. Die eigentliche Gewinnerin hierzulande ist ohnehin die Gleichberechtigung.


Tremmel

[Übersicht Kolumnen]
Logo Münchner Kirchenzeitung