Diözesanrat der Katholiken

Demokratisch gewählte Vertretung des Kirchenvolkes.
Der Diözesanrat repräsentiert mehr als 125.000 ehrenamtlich in Katholikenräten, Verbänden und Initiativen aktive katholische Frauen und Männer. Zu den Aufgaben des Diözesanrats gehört es, das wirtschaftliche, familiäre, gesellschaftliche und politische Umfeld so mitzugestalten, dass der Mensch gedeihen und sich entfalten kann.

Wir könnten als eine der verantwortungslosesten Generationen in die Geschichte eingehen

iStock-174771982_AleksandarGeorgiev
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Papst Franziskus beneide ich um seine Radikalität. Die Atmosphäre ist, so schreibt er in seiner Enzyklika Laudato Si’, ein Gemeinschaftseigentum der ganzen Menschheit. Im Weltklimarat mussten wir diese Aussage in einer Fußnote verstecken. Der Papst verlangt von uns, dass wir Menschen uns als Treuhänder des Planeten und der künftigen Generationen begreifen. Die Atmosphäre ist kein unbegrenzter Deponieraum. Wir können dort nur noch 800 Gt Kohlenstoffdioxid ablagern, wenn wir gefährlichen Klimawandel vermeiden wollen. Klimaforscher warnen z. B. vor Dürren, einer zunehmende Knappheit von Nahrungsmitteln und vor Überschwemmungen. Es sind vor allem die Armen, die schon heute von den Folgen des Klimawandels betroffen sind.
Wenn wir aber so weiter machen wie bisher, dann haben wir den noch vorhandenen Deponieraum in zwei Dekaden aufgebraucht. Die Zeit drängt. Die Menschheit steht vor einer gewaltigen Aufgabe. Wir sind jedoch – trotz Inkrafttreten des Pariser Klimaschutzabkommens – noch nicht auf dem richtigen Weg.
                                                                               
Zwischen 2000 und 2010 war das Wachstum der Treibhausgasemissionen höher als in jeder vorherigen Dekade. Was also muss sich ändern – unsere Gesinnung oder die Politik? Beides, sagt der Papst. Ohne eine veränderte Haltung, ohne einen veränderten Lebensstil werden Menschen gar nicht in der Lage sein, das Problem wahrzunehmen, sie bleiben blind. Und ohne eine veränderte Politik laufen die Bemühungen ins Leere. Der Papst schreibt, die Abkehr von einem „zwanghaften Konsumismus“ führe zu einem „heilsamen Druck“ auf jene, „die politische, wirtschaftliche und soziale Macht besitzen“. Was aber muss geschehen, damit die vielen kleinen Schritte einen Beitrag zur Lösung des Problems leisten können?
    
Die Steuer kann umso leichter eingeführt werden, je eher Menschen zur Änderung ihres Lebensstils bereit sind. Die Änderung der Gesinnung und die Reform der Zustände sind kein Gegensatz. Das eine kann ohne das andere nicht gelingen. In seiner schlichten Radikalität fordert der Papst von uns diese Reformen. Wir könnten sonst, so der Papst, als eine der verantwortungslosesten Generationen in die Geschichte eingehen. Damit das nicht geschieht, hat der Papst die Enzyklika Laudato Si’, „ein Lobpreis auf die Schöpfung und das Leben“, verfasst.

Ein zentrales Element einer Klimaschutzpolitik könnte die Einführung einer Steuer auf Kohlenstoffdioxid sein. Sie schafft Anreize zur Investition in erneuerbare Energien, sie bestraft die Nutzung von Kohle, Öl und Gas und sie verschafft dem Finanzminister Einnahmen, mit denen er in die Zukunft investieren kann. Vor allem aber führt eine Steuer dazu, dass sich die vielen kleinen Beiträge zur Verminderung der Emissionen aufaddieren können: Wer das Licht ausschaltet, die Heizung zurückdreht, weniger mit dem Auto fährt und weniger Fleisch isst, spart nicht nur Geld, sondern auch Emissionen. Besonders arme Haushalte könnten jedoch durch die Steuer merklich belastet werden. Das muss allerdings nicht so sein, denn die Einnahmen  können dazu verwendet werden, ärmere Haushalte zu entlasten. Daher sollten die sozialen Bewegungen eine Kohlenstoffdioxid-Steuer unterstützen.

Edenhofer klein
Thomas Köhler/phototek.net




Prof. Dr. Ottmar Edenhofer

Lehrstuhl für die Ökonomie des Klimawandels, TU Berlin
Stellvertretender Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK)