Diözesanrat der Katholiken

Demokratisch gewählte Vertretung des Kirchenvolkes.
Der Diözesanrat repräsentiert mehr als 125.000 ehrenamtlich in Katholikenräten, Verbänden und Initiativen aktive katholische Frauen und Männer. Zu den Aufgaben des Diözesanrats gehört es, das wirtschaftliche, familiäre, gesellschaftliche und politische Umfeld so mitzugestalten, dass der Mensch gedeihen und sich entfalten kann.
Solidarität

Umgang mit anderen Religionen und Konfessionen

Unsere Gesellschaft ist unumkehrbar multireligiös geworden: Zwar bilden die Christen zusammengenommen noch ca. 60% der Gesamtbevölkerung in Deutschland, doch v. a. in den größeren Städten Westdeutschlands wird es in Zukunft wohl nur noch religiöse Minderheiten geben. Gegenwärtig gibt es in Deutschland inklusive der Flüchtlinge der letzten Jahre ca. 5 Millionen Menschen muslimischen Glaubens (= 6% der Gesamtbevölkerung, in München ca. 8%). Während der Islam in Deutschland bislang überwiegend türkisch geprägt war, haben sich durch die Fluchtmigration der letzten Jahre die Anteile der Muslime aus dem Nahen und Mittleren Osten (arabische Welt) sowie Afrika deutlich erhöht.

Die katholische Kirche ist heute der größte globale Player auch im Dialog mit den anderen Religionen: Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) hat sie sich unumkehrbar zum Dialog und zur Zusammenarbeit mit allen Religionen verpflichtet: „Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist.“ (Erklärung Nostra Aetate, 2) Deshalb ruft sie die katholischen Christen dazu auf, „dass sie mit Klugheit und Liebe, durch Gespräch und Zusammenarbeit mit den Bekennern anderer Religionen sowie durch ihr Zeugnis des christlichen Glaubens und Lebens jene geistlichen und sittlichen Güter und auch die sozial-kulturellen Werte, die sich bei ihnen finden, anerkennen, wahren und fördern.“ (Ebd.)

Feindschaft und Hass sind unvereinbar mit dieser christlichen Überzeugung, da alle Menschen Kinder des einen Schöpfers sind und eine Würde haben. Insofern haben Christen eine besondere Verantwortung auch für die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen muslimischen Glaubens. Ängste, Missverständnisse und Vorurteile, die es oft auf beiden Seiten gibt, lassen sich am besten durch persönliche Begegnung, Gastfreundschaft und gemeinsames Handeln überwinden. Dies setzt Kenntnisse über die Kultur und Religion des anderen, aber auch eine lernbereite eigene kulturelle und religiöse Identität voraus.


Anerkennung aller Kulturen

Andere christliche Konfessionen

Durch den im vergangenen Jahr stark angestiegenen Zuzug von Flüchtlingen aus den Gebieten des Nahen Ostens und aus Nordafrika sind auch eine nicht unbedeutende Zahl von Christen (2014 laut Zahlen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge 24,8 % aller Flüchtlinge) aus den unterschiedlichen orientalischen Kirchen[1] in Bayern angekommen. Sie haben aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen, der Umbruchsituationen und teilweise aufgrund von Bedrängungserfahrungen ihre Heimatländer verlassen müssen und suchen nun in Deutschland eine (vorübergehende oder dauerhafte) neue Heimat.

Es ist von größter Bedeutung, dass diese Menschen hier Orte der geistlichen Beheimatung und Räume der Unterstützung in den ganz praktischen Fragen finden. Oft freuen sich Flüchtlinge aus diesen Traditionen, wenn Sie als Christen wahrgenommen und zum Beispiel zu örtlichen Gottesdiensten eingeladen werden oder in einem geschützten Rahmen von der Situation in ihren Heimatländern erzählen dürfen.

Christliche und ökumenische Solidarität hat hierbei aber auch den jeweiligen kirchlichen Eigenstatus der orientalischen Kirchen zu achten. Dies bedeutet sich selbst kundig zu machen, wo bereits eine entsprechende Gemeinde der jeweiligen Tradition aus der die Flüchtlinge stammen, existiert. Die Ansprechpartner im Fachbereich Ökumene und im Fachbereich Fremdsprachige Seelsorge können hier oft weiterhelfen.
Die Erfahrung zeigt, wie wichtig solche Kontakte zu schon bestehende Gemeinden der eigenen Tradition sind, selbst wenn Sie in größerer Entfernung liegen und deshalb nur ein sporadischer Besuch möglich ist. Denn hier wird nicht nur die Sprache des Heimatlandes gesprochen und das vertraute geistliche Leben praktiziert, sondern man kann auch Menschen mit ähnlichen Fluchterfahrungen begegnen. Die Gläubigen und Seelsorger, die oft selbst erst wenige Jahre in Deutschland leben, werden so nicht selten zu zentralen Ansprechpartnern, denen gegenüber auch manche Not ausgesprochen werden kann, die andernorts keinen Platz findet.

Christlichen Flüchtlingen sollte daher mit großer Offenheit, aber eben auch mit großer Sensibilität und Interesse für deren eigene kirchliche Tradition begegnet werden. In jedem Fall ist jede vorschnelle Vereinnahmung, besonders dort wo es um die Spendung von Sakramenten geht, zu vermeiden.

Ansprechperson im Erzbistum:
Dr. Florian Schuppe, EOM, Tel. 089/2137-2367 (fschuppe@eomuc.de)
 
[1] Hierunter fallen – unvollständig dargestellt! - sowohl Mitglieder der orientalischen Kirchen (assyrische Kirche des Ostens), der orientalisch-orthodoxen Kirchen (syrisch-orthodoxe Kirche, armenisch- apostolische Kirche, koptisch-orthodoxe Kirche, äthiopisch-orthodoxe Tewahedo Kirche, eriträisch-orthodoxe Tewahedo Kirche), wie auch Mitglieder der byzantinisch-orthodoxen Kirche (insbesondere  Mitglieder der rum-orthodoxen Kirche des Patriarchates von Antiochien und der griechisch-orthodoxen Patriarchate von Jerusalem und Alexandrien), aber auch Mitglieder der unierten Kirchen (insbesondere der Melkiten, der Chaldäer und der Maroniten).