Unterwegs mit der Erwachsenen-Sternsingergruppe im Pfarrgebiet der Pfarrei Scheyern

Paul März ist Diakon in der Pfarrei Scheyern und Fachbereichsleiter der Seelsorge in stationären Einrichtungen. Er engagiert sich aber auch als "Dromedar-Führer" einer Erwachsenen-Sternsingergruppe aus Scheyern, die auch heuer wieder von Haus zu Haus zieht, um Segen zu bringen und Segen zu sein. Aber lesen Sie selbst.
Erwachsenen-Sternsingergruppe mit Diakon Paul März aus Scheyern
Die Sternsinger-Gruppe aus Scheyern - Personen von links nach rechts: Sabine Bomba (Sternträger), Diakon Paul März (Dromedar-Führer), Walli Bayerl (König Balthasar), Franz-Josef Düsener (König Caspar), Günter Bomba (König Melchior), (Bild von 2017)

Sternträger, Caspar, Melchior, Balthasar - und ein Dromedar-Führer

Mittwoch, 3. Januar 2018. Das Wetter: Morgens bedeckt und sehr windig. Es zieht ein Sturmtief durch mit Windböen und einigen kräftigen Schauern, dazwischen Wolkenlücken und etwas Sonne, immer wieder Regen und Wind, sehr ungemütlich. Absolut kein "Sternsinger-Wetter".

Heute ist der erste Tag der Scheyerer Sternsingeraktion unter der Leitung von Gemeindereferentin Carolin Burkardt. Trotz einer schrecklichen Nacht wegen eines starken Schnupfens stehe ich früh auf. Nach Laudes, Kaffee und Zeitung packe ich die Sternsingerutensilien in den VW-Bus, mein Dromedar, und fahre um 8:00 Uhr los, um unsere Sternsinger einzusammeln. Die Idee zu unserer Erwachsenen-Sternsingergruppe kam vom damaligen Gemeindereferenten Johannes Seibold. Er stellte Ende des Jahres 2011 im Familienkreis der Pfarrei seinen Vorschlag vor. Und schon im Januar 2012 war die erste Gruppe im Pfarreigebiet unterwegs.

Als Erste hole ich Walli Bayerl im Scheyerer Ortsteil Fernhag ab. Sie ist Finanzbeamtin in München und hat für die Sternsingeraktion extra Urlaub genommen. Zum sechsten Mal ist sie dabei als König Balthasar mit der Spendenkasse. Auf dem Rückweg Richtung Kirche steigen am Ortsrand von Scheyern Günter und Sabine Bomba zu. Sie sind bereits das siebte Mal dabei, seit es die Erwachsenen-Sternsingergruppe gibt. Günter ist bereits im Ruhestand, er hat bei einer großen Versicherung gearbeitet, ist seit Jahren der schwarze König Melchior mit dem Rauchfass. Seine Tochter Sabine ist Gärtnerin und in den Wintermonaten arbeitslos gemeldet, weil es da in den Gärtnereien fast nichts zu tun gibt. Sie ist seit Anfang an die Sternträgerin mit dem Stern und den beiden längsten Texten. Unseren König Caspar - eigentlich Franz-Josef Düsener - treffen wir im Kreuzgang neben der Kirche. Er ist ebenfalls schon im Ruhestand, war Bundeswehroffizier und einer der letzten "Chefs" in der Scheyerer Bundeswehrkaserne vor deren Auflösung. Er ist das fünfte Mal als König Caspar mit der Myrre bzw. dem Weihrauchschiffchen dabei.

Nach der Aussendungsfeier geht's auf die Höfe

Erwachsenen-Sternsingergruppe aus Scheyern steigt in den Bus ein
Von Hof zu Haus kutschiert das VW Bus-Dromedar die Könige
Um 8:30 Uhr wird in der Scheyerer Basilika die Aussendungsfeier der Sternsinger zur Sternsingeraktion mit der Organisatorin Carolin Burkardt gefeiert. Schon bei der Aufstellung der Sternsinger zum Einzug gibt es für die vielen Kinder im Kreuzgang eine erste Enttäuschung: Carolin Burkardt und das Sternsinger-Team haben heute nur die Aussendungsfeier geplant. Die Aktion selbst wurde aufgrund der Unwetterwarnung für heute leider abgesagt. Das Risiko ist einfach zu groß. Wer trotzdem geht, geht auf eigene Gefahr. Das drückt natürlich auf die Stimmung bei der Sternsingeraussendungsfeier, die trotzdem ihren gewohnten Lauf nimmt und die Sternsinger auf die Aktion einstimmt. Unsere Erwachsenengruppe zieht als letzte mit ein.

Gegen 9:45 Uhr heizen wir das Rauchfass an und fahren los mit der einvernehmlichen Absprache, sofort abzubrechen, wenn Sturm und Regen zu heftig werden. Da wir mit einem beheizbaren VW-Bus unterwegs sind, unserem "Dromedar" mit einem Höcker (GPS-Nase), das ich als "Kameltreiber" zu führen habe, besuchen wir entlegene Bauernhöfe, Einödhöfe und kleine Ortsteile der Pfarrei. Heute sind geplant: Eichberg, Grainstetten, Öd, Edenhub, Gumelsberg und Froschbach, nachmittags dann noch Voglried und Gneisdorf.

Wir singen in stattlichen Bauernhöfen und in heruntergekommenen landwirtschaftlichen Anwesen, wir sehen ärmliche Verhältnisse und modernen Lebensstandard. Wir singen für ganz unterschiedliche Menschen, für Familien, für alte Menschen, für Menschen, die schon auf unseren Besuch warten, und solche, die ganz überrascht sind, dass wir da sind.

Segen bringen, überall und jedem

Der Regen, der schauerweise fällt, macht uns mehr zu schaffen als der Wind. Ich kann mich mit einer Kapuze meiner Jacke schützen, aber die Sternsinger nicht. Ich fahre so nah es geht mit unserem "Dromedar" an die Haustüren. Meine Aufgabe ist es, die Statistik zu führen und den Segensspruch an die Türen zu schreiben. Das ist mir auch eine sehr wichtige Aufgabe, denn Segen wollen wir bringen, in jedes Haus, soweit es irgend möglich ist. Wer nicht zu Hause ist, bekommt einen kleinen Gruß in den Briefkasten gesteckt.
Erwachsenen-Sternsingergruppe vor Scheyerer Landschaft 2018
Egal bei welchem Wetter - die Scheyerer Sternsinger singen und sammeln auch 2018 mit Eifer
Mittags fahren wir zu Franz-Josef nach Hause. Seine Frau Hannelore hat für uns gekocht. Wir stärken uns und tauschen uns über unsere Erlebnisse aus. Diese Pause ist notwendig, sonst purzelt der Vortrags-Text durcheinander, weil die Konzentration nachlässt.

Weiter geht es nach ausgiebiger Pause in unseren Nachmittagseinsatz. Kurz nach Einbruch der Dämmerung machen wir für heute schon Feierabend, morgen ist auch noch ein Tag und das Wetter war heute nicht wirklich freundlich. Ich bringe meine "Könige" und die Sternträgerin heim. Die Naturalien, die uns die Leute neben den Spenden für die Aktion in die Hand drücken, geben wir seit Jahren an die Tafel in Pfaffenhofen, bei der sich Günter und seine Frau Christel engagieren. Die Erwachsenengruppe ist mittlerweile etabliert, das ist auch an den geschenkten Naturalien zu sehen, die nicht immer für Kinder geeignet sind. Unsere Gruppe kommt in der Regel gut an, weil wir relativ schön singen und den schönen Sternsingertext samt seinem Segenstext meist (bis auf ganz seltene Patzer) gut vortragen. Unser LED-beleuchteter Stern macht sich vor allem in der Dämmerung und im Dunkeln gut. Anstrengend ist es allerdings schon auch, abends sind wir "gesund müde". Sabine, unsere Jüngste, muss noch mal ausrücken zum Begleitertreffen im Pfarrzentrum, das heute eigentlich gar nicht stattfindet, weil der angesagte Sturm die Aktion "abgeblasen" hat. Aber unsere kleine Kasse muss geleert werden, sonst passt morgen nichts mehr rein, und unsere Gemeindereferentin hat versprochen da zu sein...

Text und Bilder: Diakon Paul März

Video der Erwachsenen-Sternsingergruppe Scheyern von Diakon Paul März, 3. Januar 2018