Erzbistum veröffentlicht umfangreiche Berichte
zur Finanz- und Vermögenslage


Stiftungen als wesentliche Vermögensträger stehen für Zweckbindung, Nachhaltigkeit und Transparenz
 
 
München, 20. Juni 2016. Das Erzbistum München und Freising hat mit der Erstellung des Jahresabschlusses 2015 nach neuer, den Vorgaben des Handelsgesetzbuches (HGB) entsprechender Rechnungslegung erstmals auch seine Finanzmittel und Vermögenswerte in einer Bilanz vollständig erfasst und bewertet. Die Umstellung von der kameralen auf die doppische Rechnungslegung schafft Transparenz sowohl nach außen, was die Darstellung der finanziellen Ressourcen und deren Verwendung betrifft, als auch nach innen, insbesondere hinsichtlich der Zweckbindung der Ressourcen und einer langfristigen Planungssicherheit.
 
Im Zuge der Umstellung wurden zudem große Teile des Vermögens Stiftungen zugunsten der kirchlichen Grundaufträge übertragen. Dieses Vermögen ist damit dauerhaft an die jeweiligen Stiftungszwecke gebunden: an die kirchliche Seelsorge und das gemeindliche Leben (St. Korbinian-Stiftung), an die Förderung des Dienstes am Nächsten im Sinne der kirchlichen Wohlfahrtspflege (St. Antonius-Stiftung) sowie an den Bereich der Bildung (Bischof-Arbeo-Stiftung). Damit soll zu einer soliden und nachhaltigen Finanzierung dieser grundlegenden Aufgaben von Kirche dauerhaft beigetragen werden. Zugleich ist mit den jeweiligen Stiftungsräten als Aufsichtsgremien, mehrheitlich besetzt mit erfahrenen Wirtschafts- und Finanzexperten, eine externe und unabhängige Kontrolle über die Vermögenswerte sichergestellt. Das Vermögen der Stiftungen ist einem direkten Zugriff der Erzdiözese entzogen.
 
„Unsere finanziellen Ressourcen sind für uns immer an konkrete, den Gläubigen und der Gesellschaft dienende Zwecke gebunden. Vermögen kann nie Selbstzweck sein“, betont der Generalvikar des Erzbischofs von München und Freising, Peter Beer: „Es ist unsere Verantwortung, die dem Erzbistum für den Auftrag der Kirche anvertrauten Mittel sorgfältig, solide und zukunftssicher zu verwalten und darüber Rechenschaft abzulegen.“
 
Diözesansteuerausschuss und Finanzkommission führen Aufsicht
 
Auch die Aufsichtsstrukturen im Bereich der Finanzen der Erzdiözese wurden neu gestaltet. Es wurden dazu neue erzdiözesane Gesetze und Satzungen erlassen. Die Ziele waren dabei laut Generalvikar Beer „eine klare Zuordnung von Entscheidungen, die Beseitigung etwaiger Interessenkonflikte und die Verankerung eines hohen und unabhängigen Expertenwissens in den jeweiligen Gremien“. Wesentliche Aufsichts- und Kontrollfunktionen obliegen dem Diözesansteuerausschuss, der Erzbischöflichen Finanzkommission und dem Metropolitankapitel.
 
Zu den wichtigsten Aufgaben von Diözesansteuerausschuss und Finanzkommission zählen die Feststellung des Haushalts und die Anerkennung des Jahresabschlusses. Der Vorsitzende beider Gremien ist der Erzbischof oder der von ihm beauftragte Generalvikar, welcher – ebenso wie der Finanzdirektor als stellvertretender Vorsitzender des Diözesansteuerausschusses – kein Stimmrecht besitzt.
Vermögen zweckgebunden in drei Stiftungen veranlagt
 
Gleichzeitig mit der Umstellung der Rechnungslegung auf die Doppik hat die Erzdiözese zwei bereits bestehende Stiftungen weiter gestärkt und eine dritte gegründet (2015: St. Korbinian).
 
Die Bischof-Arbeo-Stiftung hat ein Stiftungsvermögen in Höhe von 632,8 Millionen Euro. Die Erträge kommen der Bildung im Erzbistum zugute. 2015 unterhielt die Erzdiözese unter anderem 421 Kindertagesstätten und 22 katholische Schulen, in denen rund 50.000 Kinder und Jugendliche lernten und lebten.
 
Die St. Antonius-Stiftung verfügt über ein Vermögen von 679,7 Millionen Euro, ihre Erträge fließen in den Dienst am Nächsten. Neben den Zuschüssen für die katholischen Wohlfahrtsverbände mit ihren sozialen Einrichtungen bildete die Flüchtlingshilfe einen Schwerpunkt der caritativen Arbeit 2015. So legte die Erzdiözese ein Sonderbudget in Höhe von fünf Millionen Euro für die Arbeit mit Flüchtlingen auf, es wurde eine Koordinationsstelle für die Vermittlung von Unterbringungsplätzen eingerichtet, allein in München wurden 200 Plätze kostenlos zur Verfügung gestellt.
 
Die Erträge der 2015 gegründeten St. Korbinian-Stiftung (Vermögen 620,0 Millionen) kommen dem gemeindlichen Leben zugute.  Rund 1.700 Gottesdienste werden durchschnittlich pro Woche in den 748 Pfarreien der Erzdiözese gefeiert und von rund 173.000 Gläubigen besucht. Etwa 14.200 Menschen empfangen jährlich die Taufe, wovon später etwa 80 Prozent gefirmt werden.
 
Weitere Rechtsträger: die Emeritenanstalt und der Erzbischöfliche Stuhl
 
Die Emeritenanstalt sichert die Pensionen der Priester. Das Vermögen der Körperschaft beläuft sich zum 31. Dezember 2015 auf 236,6 Millionen Euro.
 
Der Erzbischöfliche Stuhl ist Träger des mit dem Amt des Erzbischofs verbundenen Vermögens. Die Bilanzsumme zum 31. Dezember 2015 beträgt nach Umstellung auf HGB-Rechnungslegung 56,3 Millionen Euro.
 
Zahlreiche weitere kirchliche Rechtsträger im Gebiet der Erzdiözese, darunter das Metropolitankapitel und die Pfarreien mit ihren Pfarrkirchenstiftungen, sind in den Vermögensberichten nicht erfasst. Kirchenrechtlich weitgehend eigenständig und unabhängig, haben sie die Umstellung auf Doppik noch nicht vorgenommen.
 
Das Erzbistum: solide und nachhaltig finanziert
 
Die Bilanzsumme des Erzbistums beträgt rund 3,3 Milliarden Euro. Sie hat sich zum 31. Dezember 2015 gegenüber der Eröffnungsbilanz zum 1. Januar 2015 um 1,3 Milliarden Euro verringert. Der Rückgang ergibt sich vor allem aus der beträchtlichen Erhöhung der finanziellen Mittel der drei Stiftungen.
 
Das in der Bilanz der Erzdiözese abgebildete Vermögen umfasst Sachanlagen in Höhe von rund 1,3 Milliarden Euro, darunter insbesondere Immobilien wie zum Beispiel das neue Dienstgebäude in der Kapellenstraße in München. Des Weiteren sind in der Bilanz Finanzanlagen in Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro abgebildet. Für die Finanzanlagen gilt ein strenges Nachhaltigkeitskonzept, das Positionen der katholischen Glaubenslehre ebenso berücksichtigt wie allgemeine ökologische, soziale oder ethische Aspekte. Im Umlaufvermögen sind zum 31. Dezember 2015 liquide Mittel in Höhe von rund 440 Millionen Euro enthalten.
Gute gesamtwirtschaftliche Konjunktur in Bayern stärkt den Haushalt
 
Die gesamten Erträge der Erzdiözese im Jahr 2015 beliefen sich auf 781,6 Millionen Euro. Davon entfallen 570,1 Millionen Euro auf die Kirchensteuer. Weitere 113,1 Millionen Euro flossen dem Erzbistum als öffentliche Zuschüsse zu – der Großteil entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip, wonach der Staat Trägern von Einrichtungen, die den Staat von seinen Pflichtaufgaben entlasten, Zuschüsse für den Betrieb von Einrichtungen wie Pflegestätten, Kindertagesstätten oder Schulen bereitstellt. Die Erlöse aus Finanzanlagen, Mieten und Pachten sowie sonstigen Erträgen belaufen sich auf 166,8 Millionen Euro.
 
Aus den gesamten Erträgen wurden im vergangenen Jahr Aufwendungen in Höhe von 661,9 Millionen Euro finanziert. Seelsorge und Bildung sind personalintensive Bereiche, weshalb das Personal mit rund 274,5 Millionen Euro den größten Aufwandsposten für die Erzdiözese darstellt. Die soziale Arbeit, die zum Beispiel Kranke und Pflegebedürftige, Flüchtlinge und Familien unterstützt, Bildungsangebote katholischer Verbände und Vereine, die Sanierung von Kirchen und Pfarrhäusern sowie die Haushalte und Personalkosten in der Erzdiözese wurden mit etwa 269,9 Millionen gefördert.
 
Einen weiteren Posten bilden sonstige Aufwendungen (z.B. IT, Verwaltung) und Abschreibungen auf das Anlagevermögen in Höhe von zusammen 117,5 Millionen Euro.
 
Das negative Jahresergebnis in Höhe von 1,1 Milliarden Euro, das sich aus Einnahmen und Ausgaben ergibt, geht auf 2015 erfolgte Zustiftungen an die drei wesentlichen Stiftungen in der Erzdiözese, die St. Korbinian-Stiftung, die Bischof-Arbeo-Stiftung und die St.-Antonius-Stiftung, zurück. Das Jahresergebnis ohne die Zustiftungen würde 170,3 Millionen Euro betragen.
 
Die Mehreinnahmen für das Jahr 2015 in Höhe von 192 Millionen Euro resultieren im Wesentlichen aus der Kirchensteuer (88,5 Millionen Euro), aus nicht verbrauchten Haushaltsmitteln und aus Zinserträgen, die in der früheren Systematik direkt dem Vermögen zugeführt wurden (68,4 Millionen Euro).  Sie sollen nach dem Beschluss von Diözesansteuerausschuss und Finanzkommission unter anderem für den Neubau von zwei Grundschulen in München-Haidhausen und Landshut, Sanierung und Umbau des Münchner Studentenwohnheims Ludwigskolleg, die Neugestaltung des Freisinger Dombergs, Sanierung und Umbau von Kloster Beuerberg (Projekte zusammen 142 Millionen Euro) sowie für Baumaßnahmen der Kirchenstiftungen (19 Millionen Euro) verwendet werden. (ps)