Schulkultur Gelungene Integration in Haarer Grundschule

"Konni" reist um die Welt

Wie macht man aus 18 Flüchtlingskindern und knapp 400 anderen Kindern eine Schulfamilie? Diese Frage hat man sich vor knapp einem Jahr auch an der Haarer Konrad Grundschule gestellt. Die Lösung hieß: Konni.

gelungene-integration-an-der-haarer-Grundschule Dorena Genge
Haar – Konni ist eine Schildkröte und seit vielen, vielen Jahren das Maskottchen der Haarer Sankt Konrad Grundschule. Bislang war Konni grün – seit diesem Schuljahr ist die Schildkröte bunt. Das Ergebnis eines gelungenen Integrationsprojekts.

Seit September 2015 gibt es in der Grundschule eine Ü-Klasse. Derzeit besuchen sie 18 Schülerinnen und Schüler aus den unterschiedlichsten Schulen. „Die Zahl schwankt ständig“, erklärt Lehrerin Petra Kienbaumer, "Aus schönen und traurigen Gründen – ein paar Kinder konnten bereits in eine Regelklasse wechseln, ein paar mussten in ihre Heimat zurück, neue sind gekommen."

Eine Frage, die man sich aber von Anfang an stellte war die, wie man die Kinder in die Schulfamilie integrieren kann. Der Beginn war, dass bunte Konnies gemalt wurden. „Konni ist bunt, weil wir kommen alle aus verschiedenen Ländern", erzählt ein Mädchen aus Bulgarien in bereits beeindruckendem Deutsch.

Eine Schildkröte auf Weltreise

"Dann haben wir überlegt, dass wir Konni auf Weltreise gehen lassen", sagt Lehrerin Petra Kienbaumer. „Mit einem Rücksack auf dem Rücken“, ergänzen die Kinder. Stolz zeigt jedes seine Seite aus dem selbst gestalteten Buch. Auf der einen Seite gibt es einen Handabdruck, der symbolisch für das steht, was die Kinder aus ihrer Heimat mitgenommen haben. Daneben haben die Buben und Mädchen gemalt, was für ihr Land typisch ist. Da sieht man Mädchen in traditionellen Kleidern, das Meer oder landesübliche Speisen. Auf der anderen Seite haben die Kinder aufgeschrieben, wie man sich in ihrem Land begrüßt, wie die Hauptstadt heißt und wie die Schule in ihrer Sprache genannt wird.

Mittlerweile kann die ganze Klasse die meisten Dinge auswendig. Durch Konni hat sich aber nicht nur die Ü-Klasse untereinander kennengelernt, sondern auch die ganze Schulfamilie. Denn an dem Projekt hat auch die Ganztagesklasse 1a mitgemacht. „Für die Schüler war es interessant zu sehen, dass nicht nur die Ü-Klassen-Kinder aus anderen Ländern kommen, sondern auch ganz viele aus der Regelklasse“, sagt Susanne Gratz, Lehrerin der 1a und Konrektorin der Grundschule. Insgesamt kamen so für das Buch 16 Nationen zusammen.

Auszeichnung vom Bundespräsidenten

Für das Projekt gab es sogar eine Auszeichnung vom Bundespräsidenten. Die Haarer Grundschule gewann mit „Konni reist um die Welt“ den dritten Preis am Schulwettbewerb für Entwicklungspolitik „Alle für EINE WELT für alle – Umgang mit Vielfalt“. Eine Delegation aus Kindern und Lehrern der Schule nahm den Preis Ende Juni in Berlin entgegen.

Der eigentliche Hauptgewinn ist aber das neue Miteinander in der Haarer Grundschule. „Man kann sagen, der Blick und das Herz haben sich geweitet. Man kann auf dem Pausenhof zuschauen: Die Kinder gehen aufeinander zu – auch auf die unserer Ü-Klasse. Es werden Freundschaften geschlossen und die anfänglichen Schwierigkeiten sind überbrückt worden“, so Religionslehrerin Dorena Genge, die auch in der Ü-KIlasse unterstützend tätig ist.

Und: „Konni soll weiterreisen“, verrät Lehrerin Petra Kienbaumer. „Viele Kinder in anderen Klassen sind so begeistert, dass sie auch schon fleißig am Zeichnen und Schreiben über ihre Heimatländer sind. Mal sehen, ob wir dann vielleicht 60 Nationen schaffen“ Denn das diesjährige Sommer-Schulfest steht unter dem Motto „60 Jahre – 60 Nationen“. Und da kann man auch das Buch „Konni geht auf Reisen“ kaufen.