Logo PV Haar

Pfarrverband Haar

St. Konrad, St. Bonifatius, St. Martin

Geschichte der Pfarrei St. Martin

Als „Urpfarrei“(1) ist die Ge­schichte der Kirche unmittelbar mit dem Ort Ottendichl verknüpft.
981/994 Erstmals urkundlich: Ottendichl - „Oppitulle“, nach Herrn Liutheri de Oppituelle, Zeuge beim Grundstückstausch des Bischofs Ab­raham von Freising.
1218   Zehentregister Kloster Neu­stift, Freising: in Ottentuhule 4 Güter.
1315   Freisinger Bistumsbeschrei­bung (Bischof Konrad III.) nennt erstmals die Pfarrei Ottendichl mit Filialen in Weißenfeld, Vaterstetten, Dornach, Putzbrunn und Salmdorf. (1)
1325   Erster genannter Pfarrer: Eber­hard von Pulinhausen.
1390   Das Münchner Heilig-Geist-Spital nennt die Hube Maierhof in Ottendichl.
1430   Die Pfarrei Ottendichl muss Hussitensteuer entrichten.
1475   Neubau der spätgotischen Kirche (Glocke des Ulrich von Rosen ist noch erhalten).
1524   Die Bistumsbeschreibung nennt das Kirchenpatrozinium: St. Martin in Ottendichl.
1526   Einkommen der Pfarrei St. Martin: 124 Gulden, 3 Kreuzer, 15 Pfennige. Zehentpflichtige Ortschaf­ten: Weißenfeld, Vaterstetten, Salm­dorf, Dornach, Putzbrunn.
1574   Ursprung des Streites „Bier­aus­schank in Ottendichl“, der Mesner schenkt Bier aus.
1632   Beim Einfall der Schweden wird Ottendichl bis auf den Kirch­turm zerstört. Viele Ottendichler ge­tötet.
1640   Nach dem Schwedeneinfall war die Pfarrei verwaist, der Pfarrhof abgebrannt und kein Priester vor Ort; die Pfarrgemeinde bat das Augustiner Chorherrenstift Weyarn (es hatte Gü­ter in der Umgebung) um die Seel­sorge in Ottendichl. Das Kloster tat dies bis zur Säkularisation 1803. – Beginn des Kirchenneubaus.
1669   Bischof Georg Konrad v. Ler­chenfeld verkauft die dem Freisinger Stift gehörenden Höfe in Ottendichl an das Kloster Weyarn. Die Höfe gehören bis 1803 dem Kloster.
1692   Wieder wird vom Mesner in Ottendichl Bier ausgeschenkt, so entbrennt zwischen der Pfarrei und dem Wirt in Salmdorf erneut der Kleinkrieg um die Schankerlaubnis, der mit wechselnden Beteiligten bis Ende des 19. Jahrhunderts andauert.
1697   Bau des heutigen Langhauses der Pfarrkirche, eine weitere Fenster­achse länger und breiter als die spät­gotische Vorgängerin. Zur Finanzie­rung wird ein Hof aus dem Kirchen­vermögen verkauft.
1698   Kirchweih (Fürstbischof Jo­hann Franz Eckher von Kapfing und Lichteneck).
1699   Pfarrvikar Malachias Propst wurde versetzt: Proteste der Wirte in Salmdorf und Parsdorf gegen seinen Bierausschank.
1719  
Bestätigung der „Bruderschaft zur immerwährenden Anbetung" durch den Freisinger Bischof.
Bis 1725 Barocke Neuausstattung der Pfarrkirche; Stuckdekor und Decken­fresken.
1747   Panduren (österreichischer Erbfolgekrieg) verwüsten und plün­dern die Umgebung. Pfarrer Quarinus Kirnberger sitzt oft im Kirchturm und warnt die Bevölkerung bei Gefahr.
Um 1750 Erste Orgel für die Pfarrkir­che.
1795   Dem Pfarrvikar Pater Domini­kus Schmoz wird wegen Bierabgabe auf Anzeige des Salmdorfer Wirtes eine Geldstrafe von 50 Reichstalern angedroht.
1798   Ca. 2500 Menschen nehmen an der dreitägigen Jahrhundertfeier der Kircheneinweihung mit dem Propst und sechs Chorherren aus Weyarn teil; Weyarner Klosterschüler um­rahmen musikalisch die Gottes­dienste.
1803   Säkularisation: Das Chorher­renstift in Weyarn wird aufgelöst. Ottendichl wird wieder unabhängige Pfarrei mit dem bisherigen Pfarrver­weser Pater Dominikus Schmoz. Die Lehenshoheit des Klosters über die Höfe in Ottendichl wird aufgehoben.
1810   Der letzte Chorherr, Domini­kus Schmoz stirbt, er blieb bis zu seinem Tod Pfarrer von Ottendichl (Gedenkstein in Pfarrkirche).
1815   29. April: Über Ottendichl und Umgebung bricht ein großes Unwet­ter herein.
1818   Ruralgemeindenverzeichnis: Ottendichl ist eigene Gemeinde neben Salmdorf und Feldkirchen.
1820   Ottendichl und der Weiler Eglfing gehören zur Landgemeinde Feldkirchen (bis 1849).
1836   Der Schulsprengel Ottendichl umfasst Eglfing, Salmdorf, Vaters­tetten, Hergolting und Weißenfeld. Das Lehrergehalt beträgt 200 Gulden im Jahr (Rzepka. Vaterstetten).
1837   Die Schule in Ottendichl wird eröffnet. Dornach wird aus der Pfarrei Ottendichl ausgegliedert.
1840   Dem Pfarrer von Ottendichl wird bei Strafandrohung von 30 Gul­den der Bierausschank verboten.
1849   Ottendichl und Eglfing kom­men zur Landgemeinde Salmdorf.
1846/47            Neues Altargemälde (Historienmaler Franz Auth, Fulda).
1850   Die Pfarrkirche in Ottendichl erhält eine neue Orgel mit 7 Regis­tern.
1861   In Ottendichl gibt es endlich eine Gastwirtschaft.
1873 / 1875      2 neue Glocken.
1880 Erzbistum München-Freising: Filialen der Pfarrei Ottendichl (Deka­nat Oberföhring): Eglfing, Salmdorf, Vaterstetten, Weißenfeld, Ammerthal, Hergolding, Putzbrunn, Keferloh, Oedenstockach und Sola­linden. Die Ortschaften gehören zu den Bezirks­ämtern München r./I. (rechts der Isar) und Ebersberg, die politischen Ge­meinden Salmdorf, Parsdorf, Putz­brunn und Grasbrunn.
Ab 1894  Pläne zum Neubau der Pfarrkirche im neugotischen Stil (nicht ausgeführt).
1901
  Anbau einer neuen Sakristei an der Nordseite.
1906   Ottendichl erhält ein neues Schulhaus.
1909   Der Besitzer des Häringer Hofes erhält eine Schankerlaubnis. Bis 1979 ist hier ein Wirtshaus.
1912   Neue Orgel (II Manuale, 9 Register).
1919   Der Ammerthaler Trachtenver­ein wird gegründet.
1924   Der Sitz der politischen Ge­meinde wird Haar (bisher Salmdorf).
1960   2 Familien stiften 2 Glocken.
1969   Pfarrer Kastner geht in den Ruhestand.
Seit 1969  Betreuung der Pfarrei St. Martin/Ottendichl und Salmdorf ne­benamtlich durch die Seelsorger der Pfarrei St. Raphael/ Bezirkskranken­haus Haar.
1974   Pfarrer Kastner stirbt.
1975   Der Pfarrhof wird abgerissen, das Grundstück verkauft.
1976   Renovierungsarbeiten an der Bausubstanz der Kirche St. Martin, Ottendichl.
1981   1000-Jahr-Feier Ottendichl.
1984   Die Ottendichler Bürger grün­den einen Bürgerverein und lösen ein altes Problem: der Bürgergarten er­setzt die nicht mehr vorhandene Wirt­schaft.
1987/88  Außenrenovierung der Pfarrkirche, statische Sicherung (Brannekämper, München).
1989-1991 Innenrestaurierung der Pfarrkirche (Erwin Wiegerling, Gai­ßach) zur Raumfassung von 1725, Sicherung/Ergänzung des Stuckde­kors, Festigung der Deckenfresken.
1991   Neue Orgel (Anton Staller, Grafing).
2008   Die Pfarrei hat wieder einen Pfarrhof.
2013   Die Renovierung der Altäre in die ursprüngliche Farbgebung ist abgeschlossen. Durch zahlreiche Spenden und dem Engagement von Pfarrer Schamberger konnten die Arbeiten zügig vollendet werden. Die Wege um die Kirche werden neu gepflastert.
2014   Die Pfarrgemeinde St. Martin wird in den Pfarrverband Haar einge­gliedert.

Literaturhinweise:
(1) Pfarrer Georg Zacherl 1981: Es kann als sicher gelten, dass die Pfarrei Otten­dichl nicht erst 1315 errichtet wurde, sondern um 800 erfolgte. Be­gründungen: Hinweis: die 1193 erbaute Kirche in Vaterstetten, die ursprünglich romanische Kirche in Weißenfeld. Auch der Pfarrpa­tron Sankt Martin spricht für höheres Alter von Pfarrei und Kirche. So darf ver­mutet werden, dass Ottendichl eine Ur­pfarrei ist.
(2) Konrad Schneid: Buch „1000-Jahre Ottendichl“ (3) Kirchenführer St. Martin Otten­dichl