Pfarrverband Karlsfeld

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Ikonen in Sankt Anna

In der Advent- und Fastenzeit, sowie zu den Hochfesten Ostern, Pfingsten und Weihnachten, werden vor die Altarwand in Sankt Anna circa 60 qm große liturgische Ikonen gespannt. Diese Rollbilder, die sich in ihrer Farbigkeit und Bildaussage am Festkreis des Kirchenjahres orientieren, wurden mit Stoff-Farben auf Nessel aufgetragen und geben dem Gottesdienstraum jeweils den entsprechenden intensiven farblichen Grundakkord. Die Stoff-Ikonen sind ein Werk der in Rom lebenden bosnischen Künstlerin Ruza Gagulic. Die kirchliche Tradition, sowohl des Ostens wie des Westens, kennt von alters her die „Festikone“. Die christliche Ikone lässt das Heilsgeheimnis gegenwärtig sein und unterstützt in der Liturgie - ähnlich wie Musik  und Gesang - die Verkündigung des Wortes Gottes aus der Heiligen Schrift. Bild und Wort erhellen einander.
Eingangsportal
Sankt Anna Ikone

Über der südlichen Eingangstür unserer Kirche, in der äußeren Nische, wurde im Advent 1993 die Sankt-Anna-Ikone unserer Patronin angebracht. Sie zeigt unsere Patronin, die das Jesuskind auf ihrem Schoß hält. Daneben steht ihre Tochter, die Jungfrau Maria. Sie, die Selige, „die geglaubt hat“ (Lk 1,45), trägt in ihren Händen den neuen Tempel, der den Leib ihres auferstandenen Sohnes bezeichnet. Denn der Evangelist Johannes berichtet, wie Jesus anlässlich der Tempelreinigung verkündet: „Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten ...“ Er aber meinte den Tempel seines Leibes.  Als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte“ (Joh 2,19 -22). 

Im Hintergrund, in der Bildmitte, sehen wir König David mit seiner Harfe. Geführt vom Heiligen Geist hat er in einer gewissen Weise in seinen Psalmen bereits Jahrhunderte vor Christus das Evangelium verkündet. Beigeordnet ist in Hebräischer Sprache ein Auszug aus der Verheißung Nathans an David, in welcher das „Haus des Messias“ angekündigt wird: „Er wird für meinen Namen ein Haus bauen, und ich werde seinem Königsthron ewigen Bestand verleihen. Ich will für ihn Vater sein, und er wird für mich Sohn sein“ (2 Sam 7,13f). Zur Seite Davids stehen die Gestalten des Stammvaters Jakob und Moses, der in der Wüste das Zeltheiligtum errichtet hat, nach dem Vorbild, das Gott ihn auf dem Berg hatte sehen lassen.

Adventsikone
Adventsikone

Unsere Adventsikone hat Ruza Gagulic nach dem ältesten Typus der Marien-Ikonen gestaltet, der „Gottesmutter des Zeichens“ (kunstgeschichtlich: Blachernitassa). Dieser Bezeichnung liegt die Prophezeiung des Jesaja zugrunde: „Darum wird euch der Herr von sich aus ein Zeichen geben. Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären, und sie wird ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben“ (Jes 7,14). Zugleich führt uns diese Prophezeiung erneut hinüber zur Vision des Johannes in der Offenbarung: „Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: Eine Frau mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt. Sie war schwanger und schrie vor Schmerzen in ihren Geburtswehen“ (Apk 12,1-2). Die Liturgie der Ostkirche preist Maria, die Gottesgebärerin, mit folgendem Hymnus: „Über dich, Gesegnete, freut sich die ganze Schöpfung, der Engel Versammlung und der Menschen Geschlecht. Geweihter Tempel, aus welchem Gott Fleisch ward und ein Kind wurde, er, unser vor Ewigkeiten seiender Gott. Zum Thron hat er deinen Schoß geschaffen und den Mutterleib weiter gemacht als die Himmel.“ Das Christuskind im Schoß der Jungfrau hat segnend die Hand erhoben, wobei seine Finger auf den dreifaltigen Gott und auf die gottmenschliche Natur Jesu verweisen. Vor dem jungfräulichen Schoß wacht - wie vor dem Eingang zum Paradies - einer der Seraphim, von denen Jesaja schreibt: „Jeder hatte sechs Flügel: Mit zwei Flügeln bedeckten sie ihr Gesicht, mit zwei bedeckten sie ihre Füße, und mit zwei flogen sie. Sie riefen einander zu: Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heere. Von seiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt“ (Jes 6,2f). Außerhalb der Adventszeit hat diese Ikone ihren Platz seitlich der Orgel.

Weihnachtsikone
Weihnachtsikone

Die Weihnachtsikone von der Geburt Jesu Christi entstand im Advent 1993. Dieses Bild drückt sich mit Elementen ostkirchlicher Tradition aus. Ganz oben, in der himmlischen Wohnung, dargestellt durch die drei Engel, wird das ewige Bankett des Dreifaltigen Gottes gefeiert. Dafür steht die  weißgedeckte Tafel. Darunter, auf einer Erde, die sich wüst und steinig zeigt, öffnet sich die nächtliche Geburtsgrotte von Bethlehem. Die zwei flankierenden Engel kennzeichnen den Ort als Stätte göttlicher Ereignisse. Die Jungfrau – darauf verweist der Stern auf Mariens Schulter - hat Christus, den Heiland der Welt geboren. Zwischen Ochs und Esel liegt das Kind in Windeln gewickelt in einer Futterkrippe. Einerseits erinnert der kompakte Leib des Neugeborenen ein wenig an ein Brotlaibchen. Tatsächlich nennt die östliche Tradition den Backofen für das eucharistische Brot „Bethlehem“. Doch zweifellos haucht die Schwärze der Höhle eine Ahnung von Sterben aus und der Steintrog, sowie die Binden um das Kind, erinnern bereits beziehungsvoll an jene andere Höhle, in der einst Jesu Christi Leib - nach der Abnahme vom Kreuz und ebenfalls in Leinwand gehüllt – im Todesschlaf ruhen wird, bis zur geheimnisvollen Stunde seiner Auferstehung. 

Die Muttergottes liegt auf einem kaiserlichen Bett. Wie es den Anschein hat, ist sie weniger um ihr Kind besorgt, als um uns, denn sie wendet sich uns zu und dem heiligen Josef. Ihn erkennen wir am linken Rand der unteren Bildhälfte. Josef kommt aus dem königlichen Hause Davids, davon spricht die Königsburg im Hintergrund. 

Der heilige Mann überdenkt besorgt die unfassbaren Wege Gottes. Das kleine Männchen vor ihm gestikuliert wie ein Versucher, der es darauf anlegt, den Verlobten Marias in Verwirrung zu stürzen. 
Schon haben sich die königlichen Magier aufgemacht und eilen als Vorboten der Heidenvölker zur Krippe. Der erste wendet uns das Gesicht zu, als richte er an uns die Frage, ob wir wohl bereit sind mitzuziehen zum Erlöser der Menschen. Rechts im Bild steht, in einen Mantel aus Kamelhaar gekleidet, der Prophet Johannes der Täufer. Er mahnt uns mit den Worten des Propheten Jesaja, dem Herrn die Wege zu bereiten. Dann sitzt da noch eine Symbolfigur (ohne Heiligenschein), eine Magd, eine Geburtshelferin. Ist sie so wichtig, dass man ihr einen Platz in dieser Geschichte gegeben hat? Sie badet ein schon recht großes Kind. Sollte es Jesus sein? Ihre Badewanne freilich ist ein Taufbecken. So vermögen wir in dieser Frau die Kirche zu erkennen. Sie repräsentiert das sakramentale Mysterium, ohne das es ein Leben mit Christus nicht gibt, entsprechend dem Wort des Herrn an Nikodemus: „Wenn jemand nicht aus Wasser und Heiligem Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen“ (Joh 3,5). In dem nackten Kind sollten also wir uns selber finden. Die Dienerin verweist uns auf die Taufe als Notwendigkeit für uns. Denn die Neugeburt zu einem Leben mit Jesus Christus vollzieht sich für uns einzig durch den Glauben und die Taufe.

Osterikone
Osterikone

Die Osterikone entstand in der Fastenzeit 1993. Sie zeigt das Mysterium der Erde im Himmel und das Mysterium des Himmels auf der Erde. Wir sehen das von zwei Engeln in den Himmel getragene Erdenrund, dessen Innenraum einst beherrscht war von der Schwärze des Todes. Davor aber hat nun seinen Thron aufgeschlagen - gekleidet in die goldorange, die kaiserliche Toga - der „treue Zeuge, der Erstgeborene der Toten, der Herrscher über die Könige der Erde“ Apk 1,5. Dieser spricht: „Ich war tot, doch nun lebe ich in alle Ewigkeit, und ich habe die Schlüssel zum Tod und zur Unterwelt“ Apk 1,18. Die Erde und der Leib des Menschensohnes steigen nunmehr auf in die Höhe der Himmel. 

In seiner Linken hält Christus ein geöffnetes Buch, auf dem die Worte zu lesen sind: „Geht, evangelisiert! Ich bin mit Euch“ (Mk 16,15; Mt 28,19). In einer Sendungsgeste weist der rechte Arm des Herrn in die Weite. Die Geschichte ist damit geöffnet für die Evangelisation bis zur Wiederkunft Christi. 
Auf der Erde sehen wir den Zwölferkreis, die Kirche. Zwei übermenschlich große lichte Boten sind herabgestiegen in die Mitte der Apostel und erfüllen diese mit der Heiligkeit Christi. Die Fußspitzen der Engel berühren kaum den Boden. Arme und Hände recken sich nach oben zu Christus. Einige Apostel tun es ihnen nach. Trotz größter Unterschiedlichkeit sind die Zwölf (Judas ist nicht mehr dabei, dafür Paulus) als die Urzelle der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche geeint im Geist. In ihrer Mitte hat die Mutter des Herrn ihren Platz. Sie hat an der Seite des Sohnes die Passion durchschritten. Sie ist „die Frau“ Joh 19,26, der Jesus in seiner Todesstunde die Kirche anvertraut hat und zugleich übergab er „die Frau“ der Kirche als sein äußerstes Vermächtnis (Joh 19,26). Marias rechte Hand verweist auf Petrus, der andeutungsweise in seiner Linken die Schlüssel des Himmelsreiches trägt, die ihm der Herr anvertraut hat (Mt 16,19). Der Überwurf des Petrus weist dasselbe kaiserliche Goldorange auf, das wir bei Christus sehen. Freilich ist die Tunika des Petrus darunter schwarz wie der Tod, genauso wie bei Paulus, dem Völkerapostel, der Petrus gegenübersteht. Beide Apostel sind in ihrem jeweiligen Dienst gerufen zum Blutzeugnis für ihren Herrn; Petrus auch in allen seinen Amtsnachfolgern.
Pfingstikone
Pfingstikone

Die Pfingstikone entstand im Juli 1998. Auf ihr ist der Bericht der Apostelgeschichte 1,12 - 2,3 ins Bild übersetzt: Nach der Himmelfahrt Jesu verharren die Apostel mit Maria in ihrer Mitte im Abendmahlsaal, bis Christus ihnen den Geist sendet. In der Mitte der unteren Bildhälfte steht der König Chronos, der Herrscher über die Zeit. Auch er unterstellt sich der Herrschaft Christi. Die Zeit bis zur Wiederkunft Christi wird zur Zeit der Kirche. Wir sehen, wie König Chronos die Zeit ausbreitet, gleich einer Leinwandbahn, die von 12 Stäben oder Rollen unterteilt wird. So bietet Chronos bereitwillig die Zeit an, als Feld auf dem die Apostel das Evangelium verkünden können.

Beschreibungen erstellt von Pfr. Robert Krieger; aus der Chronik "50 Jahre Sankt Anna Karlsfeld".