PFARRVERBAND OBERES INNTAL
ZU UNSERER LIEBEN FRAU OBERAUDORF

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Nuslberg; Wallfahrtskapelle zur Schmerzhaften Muttergottes

Aus der Geschichte

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Wie die Legende berichtet, sollen Kinder im Jahre 1516 am Gipfel des Nuslberges ein Marienbild gefunden haben, vor dem weidende Schafe niedergekniet waren. Nach archivalischen Quellen entstand auf dem Nuslberg jedoch erst in der 2.H. 17.Jhdt. eine Andachtsstätte. Um 1600 wurden hier auf zwei Bäumem Kreuze eingehauen und ein Zettel mit einem frommen Spruch aufgehängt. 1679 fanden Nachbarskinder anstelle des Zettels ein "kleines vesper bildt von Gipß auf die Weiß wie sie umb Schongau vnd selber orthen gemacht werden". Die nachbarschaft errichtete hierauf für die Gruppe eine kleine Kapelle von Brettern in einer Größe von acht zu fünf Schuh. Eine während des Baus erfolgte wunderbare Heilung ließ sogleich eine Wallfahrt entstehen, die trotz öfterer kirchlicher Verbote und einer 1682 anbefohlenen Übertragung des Gnadenbildes in die Kirche von Kiefersfelden nicht zu unterdrücken war. 1685 musste ein heimlich aufgestelltes, neues Gnadenbild auf Befehl des Ordinariats wieder entfernt werden. Entgegen dem Verbot zurückgebracht, wurde es 1690 wiederum vergeblich, nach Kiefersfelden transferiert. Noch 1693 verweigerte das Ordinariat die von der Pfarrgemeinde erbetene Genehmigung zu Erbauung einer neuen Kapelle auf dem Nuslber.
Um 1718 ließ sich bei der Kapelle der Einsiedler Fr. Matthias Pichler nieder und begründete eine bis A. 19.Jhdt. bestehende Klause. 1723 lehte das Ordinariat eine von der Gemeinde und dem Vikar Perwein erbetene Meßlizenz für die Kapelle ab. 1763 Einsetzung des Kreuzweges.
1805 befahl das Landgericht Fischbach den Abbruch der Kapelle und Klause, doch kam diese Anordnung nicht zur Ausführung. Damals befand sich in der Kapelle ein neuer Altar mit einem "schlecht gemaltem" Marienbild. Am 25.7.1849 wurde die Kapelle benediziert und im selben Jahr vom Ordinariat die Meßlizenz erteilt.
1872/75 Erbauung einer kleinen gemauerten Kirche, anstell der bisherigen Holzkapelle.
Grundsteinlegung 26.11.1872, Benedizierung 26.7.1875, Baumeister unbekannt.
Zusammengestellt von Ludwig Resch, 2016

Weitere interessante Hinweise auf die
Schreibweise Nuslberg vs. Nuss(ß)lberg

Nuslberg und nicht Nußlberg
ein Bericht von Alfons Lotter, OVB vom 10.06.2020
 
Mit der Geschichte der Nuslbergkapelle, seiner Legende und der Schreibweise des gleichnamigen Berges beschäftige ich mich schon seit längerem.  Dazu habe ich 2016  einen Bericht verfasst und eine kleine Broschüre erstellt. Letztere liegt in Postkartenform in der Gnadenkapelle auf dem Nuslberg auf, die zur Pfarrei "Zu Unserer lieben Frau" von Audorf gehört. Die darin gemachten Aussagen stützen sich großenteils auch auf die Fundstellen, die Alfons Lotter erwähnt hat. Darüber hinaus sind Hinweise zum Nuslberg und seiner Wallfahrtskapelle in der "Chronik der Pfarrei Audorf" von Pfarrer Josef Rosenegger (1992), in der Broschüre "Die Votivtafeln auf dem Nuslberg" von Max Arbinger (1997), dem "Führer von Oberaudorf und Umgebung" aus der Gründerzeit des Verschönerungsverein Oberaudorf mit Carl Hagen, dem "Audorfer Heimgarten" (1925) wie auch Peter von Bomhard´s  "Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Landkreises Rosenheim"  (1954) und dem Bericht von Pfarrer Fritz Bauer zur "Musikgeschichte in Audorf" (1979/81) zu finden. Daraus ergibt sich übereinstimmend, dass die Kapelle auf dem Nuslberg "der schmerzhaften Muttergottes" geweiht ist. Jährlich am Annatag (26. Juli) wird dort das Patrozinium gefeiert. Die tatsächliche St-Anna-Kapelle steht im alten Friedhof in Audorf, südwestlich der Pfarrkirche und wird seit Ende des 1. Weltkrieges auch Kriegerkapelle bezeichnet.  Zur Schreibweise des Namens Nuslberg vs. Nußlberg gibt es in den vorgenannten Fundstellen immer wieder gegenteilige Meinungen.  Peter Anich (1723-1766) der Tiroler Geodät und Kartograf aus Oberperfuss schreibt jedoch in seinem "Atlas Tyrolensis",  "dass die Schreibweise Nußlberg falsch sei". Wissenschaftlich festgestellt, hat die Bezeichnung des Berges nichts mit "Nuß" zu tun, sondern ist auf die keltische Wasser- und Quellgottheit "Nusa" zurückzuführen. Ich halte es mit den Sprachaussagen der echten Einheimischen im Inn-Oberland: diese betonen übereinstimmend ein langgezogenes  "u" und fügen ein bedeutungsloses "s" an. Die Bekenntnis Nuslberg ist meiner Überzeugung nach damit ordnungsgemäß.
Ludwig Resch
Oberaudorf