Heiliger Florian | Märtyrer - 4. Mai

An der Wende vom dritten zum vierten Jahrhundert hatte das Christentum im Römischen Reich bereits weite Verbreitung gefunden, Händler und Legionäre brachten die neue Lehre aus der östlichen Reichshälfte selbst in weit abgelegene Provinzen des Imperiums. Auch im süddeutsch-österreichischen Raum, der in den Provinzen Raetien (etwa das heutige Bayern südlich der Donau bis zum Inn) und Noricum (etwa das heutige Ober- und Niederösterreich südlich der Donau) dem Römischen Reich seit etwa Christi Geburt angegliedert war, hatte das Christentum Eingang gefunden. Die Aufgabe der Donauprovinzen 488 mit dem Rückzugsbefehl an die römischen Beamten und Soldaten sowie die nachfolgende Neustrukturierung des Landes infolge der Völkerwanderung bedeutete für die christlichen Gemeinden weitgehend das Ende. Allerdings lassen die aus der Spätantike ins Frühmittelalter tradierte Verehrung der hl. Afra in Augsburg, die Lebensbeschreibung des hl. Severin oder der Kult des hl. Florian noch spätantikes christliches Leben auf bayerisch-österreichischem Boden erahnen.

In Florian begegnet uns zu Beginn des vierten Jahrhunderts ein hoher römischer Beamter als Märtyrer seines Glaubens, der die zunehmende Christianisierung aller sozialen Schichten erkennen lässt. Auch die letzte große Verfolgungswelle unter Kaiser Diokletian zwischen 303 und 305 vermochte daran nichts mehr zu ändern - im Gegenteil: 313 sah sich Kaiser Konstantin veranlasst, das Christentum als gleichberechtigte Religion im Reich anzuerkennen. Florian war Kanzleivorstand des Zivilstatthalters der nördlichen Hälfte der Provinz Noricum und somit ihr höchster Verwaltungsbeamter. Er befand sich bereits im Ruhestand, möglicherweise war er auch aufgrund seines Glaubens seines Amtes enthoben worden, als er von Christenverfolgungen in Lauriacum (Lorch), einem Kastell am Donaulimes, erfuhr. Um den inhaftierten Christen beizustehen, begab er sich dorthin, wurde jedoch vom Statthalter Aquilinius festgenommen und verurteilt, nachdem er sich geweigert hatte, den römischen Staatsgöttern zu opfern. Mit einem Stein um den Hals wurde er in der Enns ertränkt. Die Legende, die sich in späteren Zeiten um die Gestalt Florians rankte, weiß weiter zu erzählen, dass der Leichnam an einem Felsen angeschwemmt und dort von einem Adler beschützt wurde, bis ihn eine fromme Frau an der Stelle begrub, die ihr in einer Vision bezeichnet worden war.

Nicht zuletzt aufgrund dieses legendären Beiwerks - in späteren Zeiten avancierte Florian zum Glaubensprediger oder gar zum Bischof von Lorch - wurde die historische Authentizität des spätantiken Märtyrers oftmals in Frage gestellt. Der historische Kern der Florianslegende erwies sich jedoch als unumstößlich: in einer frühmittelalterlichen Abschrift des Martyrologiums des Hieronymus, einem verschollenen Märtyrerkalender des 5. Jahrhunderts, wird Florian erstmals erwähnt. Aufgrund der exakten römischen Beamtentitulatur und der detaillierten Kenntnisse über die Provinzverwaltung noch im achten und neunten Jahrhundert kann die Florianslegende nicht erst im Frühmittelalter entstanden sein, kaum ein frühmittelalterlicher Autor hätte über das nötige Wissen verfügt; auch der Wohnort Florians, das römische Cetium (das heutige St. Polten) war zu dieser Zeit nicht mehr unter seinem römischen Namen bekannt. Der Heilige gilt deshalb als einer der wenigen, dafür aber umso wichtigeren Belege christlicher Tradition in den ehemaligen Donauprovinzen des Römischen Reichs und deren vereinzeltes Weiterleben von der Spätantike ins Frühmittelalter. Eine Bestätigung erfuhr die Florianslegende in jüngerer Zeit durch archäologische Untersuchungen im antiken Lauriacum: Neben spätantiken Kirchenbauten ab etwa 350 wurde in der dortigen Laurentiuskirche ein römisches Steinreliquiar geborgen, das der ersten christlichen Basilika des vierten Jahrhunderts zugewiesen werden konnte. Im Inneren fanden sich die Überreste von mindestens 31 Menschen, vornehmlich Männern, die noch in ein zeitgenössisches Grabtuch gehüllt waren. Aufgrund der Zeitstellung und der Anzahl wurden sie mit den in der Florianslegende erwähnten 40 Gefährten in Verbindung gebracht, für die sich Florian verwenden wollte und die für ihren Glauben wie Florian als Blutzeugen eintraten - die belegte Verehrung des Steinsarges als Heiligengrab seit dem fünften Jahrhundert stützt diese Vermutung.

Die Ereignisse werden in Verbindung mit der letzten großen Christenverfolgung unter Diokletian zwischen 303 und 305 gesehen; durch die im Martyrologium überlieferte Angabe von Tag und Monat (4. Mai) wird der 4. Mai 304 als wahrscheinlichstes Datum des Martyriums angegeben.

Brauchtum und Verehrung
Zum Zentrum des Florianskultes, der sich über Süddeutschland bis Böhmen, Polen und Ungarn ausbreitete, wurde das Stift St. Florian bei Linz über seinem legendenhaften Grab. Seine Hochblüte erlebte die Verehrung in der Barockzeit, wovon über sechzig Florianspatrozinien im Österreichischen noch heute zeugen.

Darstellung, Attribute, Patronate
Anfangs Patron der Krieger wurde Florian (seit 1971 Diözesanpatron von Linz) im 16. Jahrhundert zum Helfer in Feuer- und Wassergefahr; deshalb gilt der Heilige bis heute als Schutzpatron der Feuerwehren. Dargestellt als Soldat mit Lanze und Banner wurden Florian die Attribute Wasserkübel und brennendes Haus beigegeben; vereinzelt verweist ein Mühlstein auf sein Martyrium.
Michael Volpert


Literatur
Florian Trenner, Der heilige Florian, Regensburg 1981



Florians-Lied
0 heiliger Sankt Florian,
mit frommem Sinn wir kommen an.
Lass deine Fürsprach uns erfahrn
in Wassernot und Feuersg'fahrn.

Und wenn im Herzen sich entzündt
das Feuer schwerer Schuld und Sünd,
dann lösch das Feuer, steh uns bei,
auf dass uns Gott sein Gnad verleih.

Geht es dereinst zum letzten End,
mach, dass das Herz in Lieb entbrennt
zum Vater der Barmherzigkeit,
der uns schenkt die ewig' Seligkeit.

Lied von Anette Thoma für die Florianskirche in Frasdorf

Cover

Broschüre: St. Florian - Feuer und Wasser. Auf den Spuren des Heiligen Florian in der Erzdiözese München und Freising, herausgegeben vom Seelsorgereferat I des Erzbischöflichen Ordinariates