Heiliger Magnus

Mönch, Glaubensbote im Allgäu - 6. September

Das früheste Zeugnis für die Verehrung des hl. Magnus stellt das im 9. Jahrhundert verfasste Reichenauer Martyrolog mit der Erwähnung seines Namens und Festtages dar. Auskunft über das Leben diese volkstümlichen Heiligen geben verschiedene Handschriften, deren Quellenwert zum Teil heftig umstritten ist. Die »Vita S. Magni vetus« war weit verbreitet. Sie wurde mehrfach überarbeitet, u. a. um 1067 durch den Regensburger Mönch Otloh von St. Emmeram.

Diese Vita berichtet zunächst vom Aufbruch der Mönche Gallus, Columban und Magnoald, wie er genannt wurde, aus Irland. Magnoald blieb mit Theodor bei Gallus am Bodensee und wurde schließlich Diakon. Nach Gallus' Tod kam der Priester Tozzo zu ihnen, um Missionare für das zum Teil noch heidnische Allgäu zu suchen. Magnoald - der nach einem Heilungswunder von den Bewohnern fortan Magnus, der Große, genannt wurde - und Theodor begleiteten Tozzo. Sie kamen in die Gegend von Kempten, die aufgrund gefährlicher Schlangen – die gefährlichen Tiere stehen hier für den Unglauben - unbewohnt war. Das Kreuz und der Wanderstab des hl. Gallus, welche Magnus mitführte, verhalfen ihm zum Sieg über eine Schlange, woraufhin auch alle anderen Untiere aus der Gegend verschwanden. So bildete sich eine christliche Gemeinde in Kempten, bei der Theodor blieb und später unter Schwierigkeiten eine Kirche errichtete, die im Beisein von Magnus vom Augsburger Bischof Wikterp geweiht wurde. Magnus zog mit Tozzo in die Gegend weiter, die »Schlund« (»fauces« - Füssen) genannt wird. Unterwegs tötete er einen Drachen in Roßhaupten, der den Weg versperrt hatte. An seinem Ziel angekommen, vertrieb Magnus zunächst die Dämonen und erbaute dann mit Tozzo - wie auch bereits in einem Ort am Lech - eine Kapelle, die Wikterp weihte. Dieser stellte Magnus nun Geistliche an seine Seite und König Pippin vermachte ihm Land, so dass eine klösterliche Gemeinschaft entstehen konnte. Magnus, schließlich zum Priester geweiht, wirkte nun 25 Jahre in Füssen, verkündete den Glauben und wirkte Wunder. Auf dem Berg Säuling wurde er von einem Bären zu einer Eisenader geführt, woraufhin er seinem Knecht den Auftrag gab, den Menschen nach seinem Tod davon zu berichten, damit sie durch den Abbau eine Lebensgrundlage hätten. An einem 6. September verstarb Magnus mit 73 Jahren im Beisein von Theodor, seinem Gefährten, und Tozzo, der mittlerweile Bischof von Augsburg geworden war. Theodor legte eine von ihm verfasste Lebensgeschichte des Magnus in dessen Grab. Er verließ wegen Verfolgungen später Kempten und ging zu Abt Otmar, der bem Grab des Gallus lebte. In den folgenden Jahren kriegerischer Unruhen wurde auch das Kloster des Magnus in Füssen zerstört. Nach dessen Wiederaufbau wurden seine Gebeine vom Augsburger Bischof Lanto erhoben, wobei ein Heilungswunder geschah. Schließlich verfasste Ermenrich auf der Grundlage des Theodor die Vita.

Die anachronistischen Aussagen gerade im ersten Teil der Vita sind offensichtlich. So wird z. B. im ersten Teil Magnus, von Irland kommend, von Columban und Gallus begleitet. Dabei stimmen die Lebenszeiten der drei Heiligen nicht überein. Diese Passagen wurden aus den Viten des Columban und Gallus übernommen und auf Magnus zugeschnitten. Man vermutet zudem, dass Magnus nicht aus Irland stammte, sondern rätoromanischer oder alemanischer Herkunft war. Die Überlieferung stellte ihn aber bewusst in die Tradition der »peregrinatio«, der Pilgerschaft für Christus, sie will exemplarisch seine Christus-Nachfolge zeigen.

Magnus, der um 700 geboren wurde, lebte um 740 als Einsiedler am Grab des hl. Gallus, dem heutigen St. Gallen in der Schweiz, und starb zwischen 750 und 772 in Füssen. Die Vita ist mutmaßlich im Umkreis von Ermenrich von Ellwangen entstanden. Sie stützt sich auf eine nicht mehr erhaltene Vorlage aus dem 8. Jahrhundert. Die Erhebung der Gebeine datiert man um 840/50. Zahlreiche Reliquien wurden an andere Klöster verschenkt und so die Verehrung weiter verbreitet. Aus der von Magnus in Kempten gegründeten Zelle entwickelte sich später das bedeutende Stift. Ende des 10. Jahrhunderts errichtete man in Füssen anstelle des alten Klosters eine romanische Kirche, von der noch die Krypta erhalten ist. Darüber steht heute die barocke Kirche St. Mang. Die Reliquien des Heiligen sind seit den Ungarneinfällen verschollen. In seinem Hochgrab wurden nur noch ein Kelch und ein Stab aufgefunden, die seitdem als Reliquien verehrt werden. In der Krypta der Kirche St. Mang in Füssen erinnert ein um 980 entstandenes Fresko an Magnus, der einen wichtigen Beitrag zur Christianisierung dieser Region geleistet hat und so Apostel des Allgäus genannt wird.


Brauchtum und Verehrung
Verehrt wird der hl. Magnus im Allgäu, in der Ostschweiz und in Teilen Österreichs. Der volkstümliche Heilige wurde zu den Nothelfern gezählt. Auch heute finden noch Segnungen mit dem Reisestab des »Mäusepatrons« gegen Schäden auf den Feldern statt.


Darstellung, Attribute, Patronate

Der hl. Magnus wird mit einem Stab Drachen bekämpfend dargestellt, oft ist er von Bären und anderen wilden Tieren umgeben. Er ist Patron des Allgäus, von Füssen und Kempten, sowie neben den Heiligen Afra und Ulrich Bistumspatron von Augsburg. Man erhofft von ihm Hilfe für das Vieh sowie gegen Schlangenbisse, Würmer, Ratten, Mäuse, sonstiges Feldungeziefer und Augenleiden.

Susanne Kornacker

Literatur
Dorothea Walz, Auf den Spuren der Meister. Die Vita des heiligen Magnus von Füssen,
Sigmaringen 1989
Museum der Stadt Füssen / Kultur-Stiftung Füssen (Hg.), magnus. drache, bär und pilgerstab. 1250 jahre apostel des allgäus, Lindenberg 2000



Lied/Gebet zum Heiligen
Deshalb möge dies genügen, was wir über diesen großen Patron geschrieben haben,
doch wollen wir ihn bitten, daß er ebenso für unsere Seelen
um das Heilmittel der göttlichen Barmherzigkeit flehe,
wie er denen, die ihn verehrten, durch seine Verdienste Heilung an Leib und Seele vom Herrn gebracht hat,
damit wir Vergebung unserer Sünden erreichen und ewiges Leben erlangen.
Dies gewähre unser Herr Jesus Christus, der mit dem Vater und dem heiligen Geist
lebt und herrscht und gepriesen wird ohne Ende, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen,
Vita S. Magni vetus, 28. Kapitel



aus:
Peter Pfister, (Hrsg.), Ihr Freunde Gottes allzugleich - Heilige und Selige im Erzbistum München und Freising, München 2003, S. 116-119.