Pater Rupert Mayer, Priester, 3. November

Bilder und Informationen zu diesem ersten kirchlichen Museum in München finden Sie hier.
Am 23. Januar 1876 wurde Rupert Mayer am Stuttgarter Marktplatz, an dem seine Eltern ein Geschäft betrieben, geboren. Er und seine fünf Geschwister wuchsen in einem religiösen und weltoffenen Elternhaus auf. Nach dem Abitur 1894 begann Rupert mit dem Studium der Theologie in Fribourg/Schweiz, München und Tübingen. Am 2. Mai 1899 wurde er in Rottenburg zum Priester geweiht, im Oktober 1900 begann er sein Noviziat bei den Jesuiten. Wegen der Kulturkampfgesetze in Deutschland musste er seine gesamte Ordensausbildung in Österreich und den Niederlanden absolvieren.

Von 1906-1911 war P. Rupert Mayer mit der Durchführung von Volksmissionen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden beauftragt. 1912 wurde er Seelsorger für die Zuwanderer in München - eine Aufgabe, die er mit großem Engagement wahrnahm. Er sammelte einen Kreis von Menschen verschiedenster Berufe um sich, machte Hausbesuche, vermittelte Arbeitsplätze und half aus mancher Not. Im Ersten Weltkrieg stand er als Divisionspfarrer den Soldaten, die ihn sehr schätzten, bei. 1916 erlitt er eine Verletzung, infolge derer das linke Bein amputiert werden musste.

In der politisch unruhigen Zeit
nach dem Ersten Weltkrieg rief er die Menschen zur inneren Erneuerung, zur Hinwendung auf Gott und zu gelebtem Christentum auf. Er besuchte politische Veranstaltungen aller Richtungen und kirchenfeindlicher Gruppen, kannte seine Gegner und konnte somit auf Angriffe reagieren. Der Männerseelsorger Mayer wurde 1921 von Kardinal Faulhaber zum Präses der »Marianischen Männerkongregation« ernannt, deren Mitgliederzahl in den folgenden Jahren deutlich anstieg. Rupert Mayer machte sie zu einem Zentrum einer neuen Großstadtseelsorge. Der Caritasapostel und »15. Nothelfer« Münchens half vielen Bedürftigen auch materiell. Beispielhaft für sein pragmatisches Handeln angesichts der veränderten Lebensgewohnheiten der Menschen waren die von ihm initiierten seit 1925 sonntags gehaltenen Bahnhofsgottesdienste für die Ausflügler.

Von großer Bedeutung
war für den Seelsorger Mayer immer die Glaubensverkündigung. Die Menschen schätzten seine deutlichen Worte zu aktuellen Problemen der Zeit auf der Kanzel von St. Michael und bei Versammlungen. So erkannte er bereits in den 20er Jahren die Gefahr, die vom Nationalsozialismus ausging. Auch nach 1933 verteidigte er christliche Grundsätze und griff somit die Machthaber direkt an, wohl wissend, dass jedes seiner Worte genau registriert wurde. Stets ging es ihm um die Glaubensverkündigung in Wort und Tat. So stand er am 18. Mai 1935, als die Caritas-Sammlung verboten wurde, selbst mit der Sammelbüchse vor der St. Michaelskirche und protestierte bei den zuständigen Stellen. Im April 1937 erfolgte ein Rede- und Predigtverbot, am 5. Juni die Verhaftung, nachdem er mit Billigung der Ordensoberen weiter gepredigt hatte. Dies führte zur Entrüstung unter Münchens Katholiken. Am 4. Juli 1937 stieg Michael Kardinal Faulhaber auf die Kanzel von St. Michael, um in der Predigt »Flammenzeichen rauchen« beim Hauptkonvent der Männerkongregation die Verdienste des Bekenners Mayer zu würdigen und gegen die Verhaftung des Männerapostels zu protestieren. Nach einem Prozess im Juli 1937 vor dem Sondergericht München wurde P. Rupert Mayer verurteilt, jedoch freigelassen. Aufgrund weiterer Predigttätigkeit wurde er am 5. Januar 1938 verhaftet und in Landsberg am Lech inhaftiert. Durch eine Amnestie kam er am 3. Mai 1938 frei. Obwohl er sich auf Weisung seines Provinzials und des Kardinals nun dem Predigtverbot fügte, kam es am 3. November 1939 zu einer dritten Verhaftung, weil er sich weigerte, Auskunft über seine Seelsorgegespräche zu geben. Nachdem sich sein Gesundheitszustand im KZ Sachsenhausen deutlich verschlechterte, stimmten die Machthaber, die aus ihm keinen Märtyrer machen wollten, einer Isolation des Paters im August 1940 in Ettal zu, wo er bis Kriegsende lebte. Er fühlte sich als sei er »lebend ein Toter«. Im Mai 1945 kehrte Rupert Mayer nach München zurück, wo sich der unermüdlich Scheinende für den geistigen und materiellen Wiederaufbau Münchens einsetzte. Diese aufopfernde Tätigkeit hat ihn geschwächt. An Allerheiligen 1945 erlitt P. Rupert Mayer während seiner Predigt einen Schlaganfall und verstarb wenig später. Seine letzten Worte »der Herr« bezeichneten die Mitte seines Lebens.

Nachdem das Grab des »Apostels Münchens« auf dem Pullacher Jesuitenfriedhof von unzähligen Menschen besucht wurde, überführte man ihn 1948 in die Unterkirche der Münchener Bürgersaalkirche. 1950 begann der Seligsprechungsprozess, am 3. Mai 1987 erfolgte seine Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II. in München.
Susanne Kornacker


Brauchtum und Verehrung


An das Grab des Seligen kommen heute täglich unzählige Menschen aller Altersgruppen, die Reihe der Beter reißt nicht ab. P. Rupert Mayer genießt in Deutschland, besonders im süddeutschen Raum, breite Verehrung. Die Marianische Männerkongregation bemüht sich intensiv um seine Heiligsprechung. Jedes Jahr verleiht der Katholikenrat der Region München die P. Rupert Mayer-Medaille für vorbildliches, kontinuierliches, ehrenamtliches Laienengagement. Einmal im Monat findet im Bürgersaal im Gedenken an P. Rupert Mayer ein Gottesdienst der Verbände und Diözesanräte für die Anliegen der Seelsorgsregion München statt.

Darstellung, Attribute, Patronate


Es existieren zahlreiche Photographien von P. Rupert Mayer, woran sich die künstlerischen Darstellungen anlehnen. Der Selige wird bei Problemen und Nöten aller Art angerufen. Besonders stellen sich die Marianische Männerkongregation, die Räte der Region München und der Diözesancaritasverband der Erzdiözese München und Freising e.V. unter seinen Schutz und fühlen sich seinem apostolischen Wirken verbunden.

Fotographien

Unser Bild Pater Rupert Mayer als Caritas-Sammler vor der Münchner Michaelskirche am 18. Mai 1935 (mit freundlicher Genehmigung des Archivum Monacense SJ, www.jesuiten.org/rupert.mayer)
Weitere Bilder mit charakteristischen Aufnahmen von Pater Rupert Mayer finden Sie -> hier.

Literatur zu Rupert Mayer
Mayer, Rupert, Bleistein, Roman (Hrsg.)
Leben im Widerspruch, autobiographische Texte; Prozeß vor dem Sondergericht; Reden und Briefe
Frankfurt am Main, Knecht, 1991
471 Seiten

Bleistein, Roman

Rupert Mayer, der verstummte Prophet
Frankfurt am Main, Knecht, 1993
447 Seiten, zahlr. Illustrationen

Bleistein, Roman

Rupert Mayer, ein Mann der Wahrheit
Ostfildern, Schwabenverl., 1991
72 Seiten, Illustrationen

Schaller, Andreas
Zum Abschied eine kleine Rose, Zeitzeugen erinnern sich an Pater Rupert Mayer
München, Sankt Michaelsbund, 1996
95 Seiten, zahlr. Illustrationen

Sandfuchs, Wilhelm
(Bearb.)
Pater Rupert Mayer; sein Leben in Dokumenten u. Bildern, seine Seligsprechung, Würzburg, Echter, 1987;
119 Seiten, zahlr. Illustrationen (z. T. farb.)

Koerbling, Anton, Riesterer, Paul
(Bearb.)
Pater Rupert Mayer, Regensburg, Schnell+ Steiner, 1999;
216 Seiten, zahlr. Illustrationen


Gebet


Alle unsere Anmutungen und Vorsätze,
alle unsere Schwierigkeiten und Versuchungen,
alle unsere Kämpfe und Leiden,
alle unsere Sorgen und Ängste
legen wir mit unermesslichem,
unerschütterlichem Gottvertrauen nieder
in das Herz unseres Erlösers.
Wenn Gott mit uns ist,
wer ist dann qegen uns?

P. Rupert Mayer


Museum zu Pater Rupert Mayer


Im August 2008 wurde in der Bürgersaalkirche in der Münchner Fußgängerzone das erste kirchliche Museum mit Schwerpunkt Rupert Mayer eröffnet.

Bilder und Informationen zu diesem ersten kirchlichen Museum in München finden Sie hier.


Rechte bei: Archiv der Oberdeutschen Provinz der Gesellschfat Jesu (Archivum Monacense SJ)