Finanzhaushalt 2002

Der Haushalt der Erzdiözese München und Freising im Jahr 2002

Solide Finanzen:
Handlungsspielräume für Seelsorge, Bildung und Caritas

Bericht mit grafischer Darstellung des Erzbischöflichen Finanzdirektors
Domkapitular Dr. Sebastian Anneser


Vorbemerkung

Die Kirche will größeres Interesse für den christlichen Glauben wecken. Sie will neuen Zuspruch für das Leben in den Pfarreien gewinnen, und sie will Horizonte öffnen zu einem weltweiten Engagement für Frieden und Gerechtigkeit. Das sind die Koordinaten, in die sich die Bewegungen des kirchlichen Lebens einzeichnen lassen.
Mit diesen Zielen stellt sich die Kirche in den Dienst der Menschen. Sie reagiert auf ihre Fragen nach Sinn und Orientierung, nach Möglichkeiten der Lebensgestaltung. Um Wirksamkeit entfalten zu können, muss sie nahe am Menschen sein und möglichst konkret auf seine Le-benssituationen eingehen können. Die Kirche versteht sich als Einladung an die Menschen, an Gottesdiensten und Gebet teilzunehmen, sich durch die Sakramente und durch den Segen Gottes stärken zu lassen. Offene Kirchen, offenes kirchliches Leben sind Angebote in die ganze Gesellschaft hinein: die kirchlichen Feste mitzufeiern, bestimmte Lebensabschnitte in einer ganzheitlichen Weise zu sehen und zu begehen, auch dann wieder Kontakt zu Glaube und Religion zu suchen, wenn man schon lange nicht mehr oder noch nie über diese Schwelle gegangen ist.

Die Einnahmen aus der Kirchenlohnsteuer und aus der Kircheneinkommensteuer schaffen solide Voraussetzungen und ökonomische Grundlagen, die diese vielfältigen Dienste nah am Menschen ermöglichen. So ist jeder Haushalt der Erzdiözese nicht nur ein Zahlenwerk, sondern auch ein Spiegel des kirchlichen Lebens. Von der Kirche wird erwartet, dass sie ihre Dienste in ökonomisch vertretbarer Weise verantwortet und sich insgesamt im Umgang mit den anvertrauten Geldern den Spielregeln eines verantwortlichen Wirtschaftens unterwirft. Anders als in der produzierenden Wirtschaft sind diese Spielregeln jedoch nur bedingt auf die Kirche anwendbar. Wenn betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten und seelsorgliche Überlegungen sich konkurrierend gegenüber stehen, wird in der Regel die Seelsorge Priorität haben müssen.

Unter Vorsitz des Erzbischofs von München und Freising, Kardinal Friedrich Wetter, hat der Diözesansteuerausschuss, das gewählte Organ des gemeinschaftlichen kirchlichen Steuerverbandes, den Haushalt für das Jahr 2002 beschlossen. Das Budgetrecht liegt bei diesem wichtigen Gremium, das für jedes Haushalts- und Rechnungsjahr einen Haushaltsplan beschließt. Dieser Plan bildet die Grundlage für die Verwaltung von Einnahmen und Ausgaben. Er hat daher alle voraussehbaren Einnahmen und Ausgaben des Haushalts- und Rechnungsjahres zu enthalten. Der Haushaltsplan stellt die Mittel bereit, die erforderlich sind, damit die Erzdiözese ihre religiösen, sozialen und kulturellen Aufgaben erfüllen kann. Der Diözesansteuerausschuss prüft auch die Rechnung des vorausgehenden Haushaltsjahres, spricht dazu seine Anerkennung aus und entlastet so die Finanzverwaltung des Erzbistums. Die Rückbindung dieses überwiegend demokratisch gewählten Gremiums in das Leben der Pfarreien und Dekanate, seine Besetzung mit sachkundigen Laien und Priestern, garantiert einen auf die tatsächlichen seelsorglichen Bedürfnisse abgestimmten aufmerksamen und soliden Umgang mit den anvertrauten Kirchensteuergeldern.


I. Zum Jahresergebnis 2001 und zum Haushalt 2002

Jahresergebnis
Bereits im Haushalt für das vergangene Jahr wurde die Planung für das Kirchenlohnsteuereinkommen aufgrund der Erfahrungen in den vergangenen Jahren nochmals deutlich auf rd. 262 Millionen Euro zurückgenommen. Eine richtige Entscheidung, wie sich herausstellte. Denn die tatsächlichen Eingänge an Kirchenlohnsteuer blieben trotz Reduzierung nochmals um ca. 1 Million Euro hinter den Erwartungen zurück.

Anders bei der Kircheneinkommensteuer. Für sie war ein Betrag von 92 Millionen Euro erwartet worden. Das tatsächliche Ergebnis übertraf die Erwartungen um 15 Millionen Euro. Obwohl wegen der auslaufenden Steuersparmodelle bereits bei der Planung mit einem deutlich höheren Aufkommen bei der Kircheneinkommensteuer gerechnet wurde, hat das tatsächliche Ergebnis eine erfreuliche Wirkung. So konnte der Spielraum vor allem für bauliche Sondermaßnahmen im Bildungsbereich erweitert werden.

Die gesamte Kirchensteuer bezog die Erzdiözese zu rund 70 % aus der Kirchenlohnsteuer und zu 30 % aus der Kircheneinkommensteuer. Dies zeigt, wie wichtig die Gemein-schaftsabgabe der Kirchensteuer ist. Mit einem kontinuierlichen Solidarbeitrag leisten die Kirchensteuerzahler den Hauptteil dafür, dass die Kirche ihre vielfältigen Aufgaben erfüllen kann. In diesem Zusammenhang ist auch der vielfach nicht bekannte Hinweis wichtig, dass Kirchensteuerzahler ihren Beitrag in der Steuererklärung als Sonderabgabe geltend machen können. Das heißt, ein Bruttojahreseinkommen wird durch die Kirchensteuer nur mit rund 0,5 bis höchstens 2 Prozent wirklich belastet.

An den interdiözesanen Verrechnungen auf Bundesebene – dem kirchlichen Finanzaus-gleich – konnte die Erzdiözese mit ca. 25 Millionen Euro partizipieren. Dieser Betrag muss allerdings zurückgestellt werden für noch zu erwartende Ausgleichszahlungen. Sie werden etwa alle drei Jahre nach Durchführung der endgültigen Abrechnung fällig.

Mit den Erstattungen des Staates für den Religionsunterricht und Leistungen aus dem Konkordat für die Priesterbesoldung, ein Gesamtbetrag von knapp 26 Millionen Euro, sowie mit den Einnahmen der Erzdiözese aus Mieten, Erbpacht, Wald und Stiftungserträ-gen, insgesamt rund 23 Millionen Euro, standen auf der Einnahmenseite 416,6 Millionen Euro zur Verfügung.

Die gute Entwicklung bei der Kircheneinkommensteuer konnte sinnvoll in Vorsorgemaßnahmen für die Zukunft reinvestiert werden, so zum Beispiel für den Aufbau eines Dokumentenmanagement-Systems zur weiteren Verbesserung der Arbeitsabläufe und zum Ausbau der Dienststellen des Ordinariates als neuestem Standard entsprechende funktionsfähige Dienstleister und Serviceunternehmen für Pfarreien und kirchliche Einrichtungen im Erzbistum.

Für bauliche Maßnahmen in der Seelsorge und im Schulbereich konnten rund 15 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. So werden für die schon seit längerem geplante und geologisch notwendige Hangsanierung des historischen Freisinger Domberges allein ca. 1 Million Euro erforderlich sein. Knapp 11 Millionen Euro wurden für die längst fällige Gesamt-Sanierung der Mädchenrealschule Heilig Blut in Erding bereitgestellt. Mit den Maßnahmen soll schon im Sommer 2002 begonnen werden.

Neben Einsparungen bei den Ausgaben in Höhe von rund 8,7 Millionen Euro wurde ein Titel im Jahr 2001 deutlich überzogen. Die Sanierungsbemühungen für Einrichtungen des Deutschen Ordens im ausschließlichen Interesse der betroffenen Patienten und Arbeitnehmer belasteten den Haushalt mit mehr als 4,5 Millionen Euro. Diese Mittel dienten zusammen mit den Solidaritätszuwendungen anderer bayerischer Diözesen einzig und allein zur Aufrechterhaltung der Zahlungsfähigkeit der Einrichtungen, damit Löhne und Gehälter der Mitarbeiter bezahlt, fällige Rechnungen von Handwerksbetrieben beglichen und die Versorgung von Patienten und Bewohnern der ordenseigenen Einrichtungen aufrecht erhalten werden konnten. Die soziale Dimension dieses für die Kirche letztlich belastenden Engagements ist allgemein anerkannt worden.


Haushalt 2002
Die Finanzdirektoren der sieben bayerischen Diözesen haben in gemeinsamer Abstimmung Rahmendaten für das Haushaltsjahr 2002 festgelegt. Nach den Prognosen führender Wirtschaftsforschungsinstitute war zum Jahresbeginn von einem Wirtschaftswachstum von 0,5 % - 0,8 % auszugehen, bei einem gleichzeitigen Anstieg der Arbeitslosenzahlen auf deutlich über 4 Millionen. Ein schwieriges konjunkturelles Umfeld zeichnet sich ab. Vor allem im Mittelstand ist das Tief noch nicht überwunden. Umfragen zeigen viel Pessimismus. Die kleinen und mittleren Unternehmen sehen die kommenden Monate mit deutlicher Zurückhaltung. Die Stimmung ist eher gedrückt. Es spricht daher für ein gutes Wirtschaften, wenn die Erzdiözese in dieser Situation mit soliden Finanzen aufwarten kann.

Bemessungsgrundlage für die Kirchensteuer ist die Lohn- bzw. Einkommensteuer. Deutlich pessimistischen Konjunkturprognosen für das erste Halbjahr 2002 standen günstigere Perspektiven in der zweiten Jahreshälfte gegenüber. Die für das Jahr 2001 eingeleitete große Steuerreform wird sich im Jahr 2002 auf die Kirchensteuereinnahmen nicht auswirken, erst für die Jahre 2003 und 2005 muss mit weiteren Einbußen durch die Anhebung der Grundfreibeträge und Reduzierung der Spitzensteuersätze gerechnet werden.

Unter Berücksichtigung all dieser ökonomischen Faktoren gelangten die Finanzdirektoren der bayerischen Diözesen zur übereinstimmenden Auffassung, bei den Verbänden und Einrichtungen grundsätzlich eine Erhöhung des Zuschusses für das beschäftigte Personal um 1,5 Prozent einzuplanen, bei den Sachkosten jedoch eine Nullrunde vorzusehen. Dieser Grundausrichtung hat der Diözesansteuerausschuss zugestimmt und einen Gesamthaushalt von 403.313.500 Euro, im Vorjahr 399.428.887 Euro, beschlossen. Eine Deckungsreserve von 6,5 Millionen Euro, die im Vorjahr noch eingeplant war, wurde im Haushaltsjahr 2002 nicht mehr vorgesehen. Bei der Kirchenlohnsteuer wurde der Ansatz in Anlehnung an das Ergebnis des Vorjahres gewählt. Bei der Kircheneinkommensteuer ist allerdings nach einem jährlichen Anstieg in den letzten drei Jahren für 2003 mit einem deutlichen Rückgang um rund 13 Millionen Euro zu rechnen.
II. Die Schwerpunkte im Haushalt 2002

1. Personalkostenentwicklung
Das bedeutendste Potential für den Bestand und die Entwicklung der Kirche in Seelsorge wie in Verwaltung sind deren Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

Über die Personalabrechnungsstelle der Erzbischöflichen Finanzkammer werden derzeit der Lohn und das Gehalt von mehr als 16.000 Personen abgerechnet. Das bedeutet in einer ökonomischen Perspektive Arbeitsplätze in der Seelsorge, in sozial und kulturell bedeutenden Einrichtungen im Raum Oberbayern, auch als Voll- und Teilzeitstellen, die eine positive Verbindung von Familie und Beruf ermöglichen.

Dem Haushalt zugrundegelegt wurde eine Tarifsteigerung der Personalkosten von drei Prozent ab November 2002. Sie wirkt sich somit nur in zwei Monaten des Jahres 2002 aus. Mit Altersvorrückungen und Erhöhungen der Zusatzversorgungsbeiträge von insgesamt ein Prozent waren die Personalkosten neben den unvermeidlichen Mehrungen durch unbedingt notwendige zusätzliche Planstellen mit 1,5 Prozent Aufschlag zu kalkulieren.

Im vorgelegten Haushalt betragen die direkten Personalkosten, die unmittelbar im Erzbischöflichen Ordinariat abgerechnet werden, 185 Millionen Euro. Das sind 41 Prozent der Gesamtausgaben. Die indirekten Personalkosten, also die Personalkos-tenanteile, die in den Zuschüssen an die Kirchenstiftungen und Verbände enthalten sind, betragen zusätzlich ca. 20 Prozent. Dabei sind allerdings die Erstattungen für Personalkosten seitens des Staates noch nicht berücksichtigt. Diese decken rund 10 Prozent der anfallenden Kosten. Damit liegt der Personalkostenanteil am gesamten Haushalt bei ca. 51 Prozent - ein nach wie vor sehr günstiger Wert. Vor allem ist zu berücksichtigen, dass Seelsorge, soziale Dienste und kulturelle Leistungen sehr personalintensiv sind.


2. Das kirchliche Bauwesen
Das kirchliche Bauwesen leistet einen bedeutenden Beitrag zur Unterstützung einer Branche, die seit Jahren in der Krise steckt und kommt vor allem mittelständischen Betrieben zugute. Während die bereits genannten Sondermaßnahmen für die Sanie-rung über bereitgestellte Sondermittel finanziert werden, wird der Schwerpunkt der diözesanen Bautätigkeit aus dem ordentlichen Bauetat finanziert.

Unverändert zum Vorjahr sollen für Neubauten und Reparaturen im gesamten Diözesangebiet 85 Millionen Euro aus Kirchensteuermitteln bereitgestellt werden. Davon sind allein für den Kindergartenbau 8 Millionen Euro und für die diözesanen Schulen eine Reparaturkostenpauschale von 3 Millionen Euro vorgesehen. Das Angebot kirchlicher Räume dient vor allem der Seelsorge in den Pfarrgemeinden. Es steht darüber hinaus der Allgemeinheit offen und wird von dieser auch für kulturelle Veranstaltungen und soziale Aktionen genutzt. Nimmt man die Zuschüsse von Kommunen und staatli-che Zuschüsse hinzu, wurden alleine im vergangenen Jahr 112 Millionen Euro im in-vestiven Bereich verwendet, im Durchschnitt der letzten Jahre waren das etwa 105 Millionen Euro. Zusammen mit Kommunen und Staat leistet die Erzdiözese mit kirchlichem Bauen einen erheblichen Beitrag für die Bauwirtschaft und für den Erhalt von Arbeitsplätzen in Oberbayern.

Bereits vor einigen Jahren wurde bei der Zuschussvergabe an die Pfarreien ein eigener Betrag für die sogenannte kleine Baulast vorgesehen. Er kann vor Ort vollkommen selbständig und eigenverantwortlich verwendet werden. Zusammen mit den einge-brachten Hand- und Spanndiensten, die im übrigen auch bei großen Baumaßnahmen eine anrechenbare Eigenleistung darstellen, wurde den Pfarreien zwar mehr Verantwortung, jedoch auch zusätzliche Entscheidungskompetenz übertragen. Als Hilfestellung dienen Merkblätter für den Einsatz von Hand- und Spanndiensten und Checklis-ten zur jährlichen Kontrolle des baulichen Zustandes der kirchlichen Gebäude. Damit wird die Forderung einer im Erzbistum vor einigen Jahren durchgeführten Strukturuntersuchung umgesetzt, gerade im Baubereich den Pfarreien mehr Eigenverantwortung zu übertragen. Den vielen Fachleuten und Helfern in den Kirchenverwaltungen und in anderen Gremien der Pfarrgemeinden ist für ihr unermüdliches Engagement bei den pfarrlichen Baumaßnahmen zu danken. Zahlenmäßig lässt sich dieses hoch motivierte und verantwortungsbewusste Engagement gar nicht festhalten.


3. Caritas und die Hilfen für Entwicklungsländer
Die Caritas zählt zu den Kernaufgaben der christlichen Kirchen. Sie ist ein Maßstab für die Glaubwürdigkeit der kirchlichen Verkündigung. Im vergangenen Jahr wie auch im Haushalt 2002 war es das Bestreben des Erzbischofs und seiner Mitarbeiter wie auch des Diözesansteuerausschusses, die finanziellen Grundlagen für diese bedeutende Arbeit in dem notwendigen Umfang bereitzustellen.

Der im Vorjahr geplante Etat von ca. 62 Millionen Euro reichte im Ergebnis nicht aus, um alle Verpflichtungen abzudecken. Wegen zusätzlicher finanzieller Belastungen bei der Umstrukturierung und Neuorganisierung der Sozialstationen des Diözesancaritas-verbandes mussten im Laufe des Jahres 3 Millionen Euro zusätzlich zu den bereits bewilligten 17 Millionen Euro an den Caritasverband überwiesen werden. Die Umstrukturierungen waren erforderlich geworden, weil die Pflegesätze der Sozialversi-cherungsträger nicht mehr ausreichen, den Pflegestandard in der bisherigen Form und mit den vorhandenen Strukturen aufrecht zu erhalten. Die bereits erwähnten Sondermittel für Personalkosten der caritativen und sozialen Verbände belaufen sich auf 3,7 Millionen Euro. Damit werden deutlich mehr als 16 % der verfügbaren Mittel im engeren Sinn für soziale und caritative Aufgaben verwendet. Um die Bedeutung dieser Zahlen zu illustrieren, möchte ich nur ein Beispiel nennen. Zum Abschluss der Generalsanierung der Münchner Frauenkirche hatte die Erzdiözese in München das nach dem bayerischen Landespatron benannte Haus Benno als Einrichtung für kranke und pflegebedürftige obdachlose Männer übergeben. Der Grundstein für eine mit dem biblischen Namen Haus Bethanien geplante Einrichtung für kranke und pflegebedürftige obdachlose Frauen in der Landeshauptstadt ist bereits gelegt.

Zur Aufgabenvielfalt im sozialen Bereich gehört auch die Hilfe für die Armen und Notleidenden in den Entwicklungsländern. Allein 8,6 Millionen Euro werden im laufenden Jahr aus dem Haushalt dafür bereitgestellt. Eingeschlossen sind darin die für die Part-nerdiözesen in Ecuador verfügbaren Mittel. Schwerpunkte bilden dabei Empfängerländer in Afrika, Asien und Lateinamerika. Ein eigens dafür zuständiges Referat im Ordinariat verteilt die zugewiesenen Mittel nach festgelegten Kriterien der Bedürftigkeit und Notwendigkeit. Die Verwendung der Mittel unterliegt strengen Prüfungsnormen und muss den Verantwortlichen exakt nachgewiesen werden, um Missbrauch nach Möglichkeit von vorneherein auszuschalten. Die Kollekten für die Aktionen Misereor, Adveniat, Renovabis und zum Weltmissionssonntag erbrachten im vergangenen Jahr einen zusätzlichen Betrag von 4,2 Millionen Euro. Zusammen mit den Leistungen der Erzdiözese zum Haushalt des Verbandes der Diözesen Deutschlands für die Ent-wicklungsländer, 6,2 Millionen Euro, werden für diese Zwecke alleine durch die Erzdiözese 19 Millionen Euro im Haushaltsjahr 2002 bereitgestellt. Unberücksichtigt bleiben in diesen Zahlen die enormen Hilfen aus den Pfarrgemeinden, die unmittelbar einzel-nen Projekten zugewendet oder über Missionare und kirchliche Entwicklungshelfer an Hilfsbedürftige weitergereicht werden. Diese Leistungen der vielen für die Entwicklungszusammenarbeit und für die Mission engagierten Ehrenamtlichen lassen sich zahlenmäßig kaum erfassen, dürften aber in der Summe nochmals den gleichen Betrag ausmachen.


4. Das Schulwesen in der Erzdiözese
Mit Beginn des Jahres 2002 hat die Erzdiözese die Theresia-Gerhardinger-Mädchenrealschule im Münchner Stadtteil Au in ihre Trägerschaft übernommen. Die-se traditionsreiche, 1952 von den Armen Schulschwestern ins Leben gerufene Bildungseinrichtung, wäre ohne diözesane Unterstützung dauerhaft nicht überlebensfähig gewesen. Personalmangel und eine unzureichende Finanzierungsgrundlage zwingt Ordenseinrichtungen vermehrt zu diesem Schritt. Erst zwei Jahre ist es her, dass die Diözese das bis dahin von Dominikanerinnen geführte Edith-Stein-Gymnasium in München aus den gleichen Gründen übernehmen musste. Trotz der erheblichen staatlichen Zuschüsse für den Bau, Unterhalt und vor allem für die Perso-nalkosten nach dem Schulfinanzierungsgesetz bleibt eine Finanzierungslücke, die der Träger - gleich ob Orden, Diözesen oder andere freie gemeinnützige oder private Einrichtungen - schließen muss. Alleine für die Mädchenrealschule in der Au stellen die Kirchensteuerzahler im Jahr 2002 330.000 Euro zur Verfügung. Orden, die nicht über ein Finanzierungsinstrument wie die Kirchensteuer verfügen, konnten dies in der Vergangenheit nur über ihre ordenseigenen Arbeitskräfte leisten, die mit nur geringen persönlichen Ansprüchen die verdienten Mittel der Gemeinschaft wieder zur Verfügung stellten.

Mit der Theresia-Gerhardinger-Realschule ist die Erzdiözese inzwischen Trägerin von 17 Schulen: Elf Realschulen, fünf Gymnasien und eine Volksschule bieten mehr als 7.200 Schülerinnen und Schülern Lern- und Lebensraum. Die Nachfrage nach christlichen Lehr- und Lernangeboten und die Vermittlung christlicher Werte in den Schulen ist unverändert hoch und sogar im Steigen. Denn die Nachfrage übertrifft das Angebot. An allen kirchlichen Schulen bietet die Nachmittagsbetreuung vor allem auch al-leinerziehenden Elternteilen die Möglichkeit, das oft schwierige Nebeneinander von Familie und Beruf zu erleichtern.
Die Planung der Gesamtausgaben für alle Schulen in der Diözese belaufen sich für das Jahr 2002 auf rund 42 Millionen Euro. Rechnet man die staatlich garantierten Leistungen für die insgesamt 556 beschäftigten Lehrer und sonstigen Zuschüsse im Sachbereich ab, verbleibt immerhin ein stattlicher Betrag von exakt 8,8 Millionen Euro, der im laufenden Jahr aufzuwenden sein wird. Mit enthalten ist dabei ein freiwilliger Zuschuss der Diözese für die katholischen Schulen in freier Trägerschaft von knapp 900.000 Euro. Die Diözese ist sich bewusst, dass sie mit ihrem Schulengagement die von Ordensgemeinschaften seit Jahrzehnten und zum Teil schon seit Jahrhunderten erbrachten kulturellen Leistungen qualitätsbewusst und vom christlichen Menschenbild motiviert auch künftig fortsetzt.

Engagement in der Ausbildung

Von Bedeutung ist auch die Tatsache, dass die Erzdiözese einen Großteil ihrer durchschnittlich fünfzehn Ausbildungsplätze für die kaufmännischen Berufe des Büro- oder Liegenschaftskaufmanns mit Bewerbern und Bewerberinnen ihrer eigenen Schulen besetzt. Rechnet man die Zahl an Vorpraktikanten in den Kindergärten mit derzeit 125 Stellen hinzu, leistet die Erzdiözese einen bedeutenden Beitrag zur Ausbildung junger Menschen mit Schwerpunkt im Raum München.


III. Abschließende Bemerkungen
Trotz der eher günstigeren wirtschaftlichen Entwicklung im vergangenen Jahr und der Ausweitung des Haushaltsvolumens im laufenden Jahr konnten nicht alle Wünsche berücksichtigt werden. Eine Kürzung der Haushalte um 15 Prozent, wie sie noch in den Jahren 1999 und 2000 erwartet worden war, ist vorerst nicht erforderlich. Allerdings ist zumindest eine weitere Auszehrung der kirchlichen Haushalte zu befürchten, wenn nicht wenigstens die tariflichen Lohnsteigerungen durch eine Steigerung der Einnahmen aufgefangen werden können. Bereits im Haushalt des laufenden Jahres hat diese Entwicklung neben anderen Faktoren dazu gezwungen, auf eine Deckungsreserve – wie in den vergangenen Jahren üblich – zu verzichten. Auch hält die Entwicklung in den Monaten Januar bis März an, wonach ein Rückgang der Gesamtsteuereinnahmen gegenüber dem Vorjahr um 6,8 % festzustellen ist. Über die Verteilung der Aufgaben muss also erneut nachgedacht und die Prioritäten in der kirchlichen Arbeit müssen neu formuliert werden. Für Aufgaben, die nur subsidiär für die ganze Gesellschaft von den Kirchen übernommen werden, ich denke da an die 540 Kindergärten in Trägerschaft unserer Pfarrgemeinden genauso wie an die bereits genannten Schulen, wäre zumindest eine kostendeckende Finanzierung anzustreben. Denn die Kirche erfüllt hier für die ganze Gesellschaft, in ihrem Interesse und zu ihrem Wohl, eine wichtige Aufgabe, die andererseits voll vom Staat geleistet werden müsste.

So vorteilhaft ein Ballungsraum für die Finanzierung der vielfältigen Aufgaben einer Diözese in der Vergangenheit war – und die Erzdiözese bezog den Großteil ihrer Steuerquote aus dem Ballungsraum München - umso anfälliger ist sie auch, wenn die Konjunktur in einzelnen Schwerpunktbranchen nicht mehr so wie bisher läuft. Gemeint sind damit die vielen kleinen Betriebe in der IT-Branche, die in den vergangenen Monaten ihre Hoffnungen auf Wachstum und Entwicklung vielfach begraben mussten. Aber auch Großbetriebe in dieser Branche und den Finanzdienstleistungen, die einen deutlichen Stellenabbau angekündigt und teilweise bereits vollzogen haben.

So problematisch diese Entwicklungen auf den ersten Blick scheinen, so eröffnet doch gerade die Gemeinschaftsabgabe der Kirchensteuer nach wie vor einen Handlungsspielraum, der in anderen Ländern ohne diese Finanzierung so nicht möglich ist. Die Erzdiözese dankt daher allen Kirchensteuerzahlern, die mit ihrem Beitrag diese Leistungen ermöglichen und zur Förderung eines sozialen, humanen Gemeinwesens beitragen. Zusammen mit den vielen Ehrenamtlichen in den Pfarreien, kirchlichen Einrichtungen und Verbänden leisten sie einen unverzichtbaren Beitrag zu einer Kultur der Mitmenschlichkeit und des Lebens, die unserer Gesellschaft eine Zukunftsperspektive gibt.