Klingendes Geschenk der Traunsteiner

„Benediktglocke“ läutete zuerst beim Papstbesuch in München

Zum Besuch von Papst Benedikt XVI. in seiner bayerischen Heimat erhielt die Kirche des Studienseminars St. Michael im oberbayerischen Traunstein ein neues Geläut mit insgesamt sechs Glocken. Aus dem 1929 von Kardinal Michael Faulhaber gegründeten Studienseminar sind zahlreiche Priester der Erzdiözese München und Freising hervorgegangen, so auch Joseph Ratzinger und sein Bruder Georg. Der heutige Papst ist somit der bedeutendste Zögling, der das Seminar von 1939 bis 1943 besucht hat. Zu Traunstein hat der Papst eine besondere Beziehung. Am Stadtrand hatten die Eltern ein altes Bauernhaus erworben, wo die Familie, wie er in seiner Autobiographie schreibt, die „wahre Heimat gefunden hat, in die mein Erinnern immer wieder dankbar zurückkehrt.“
Benediktglocke
Benediktglocke auf dem Freigelände der Neuen Messe
Anlässlich der Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Stadt Traunstein an den Papst stiftete die Bürgerschaft 2006 als Geschenk für Benedikt XVI. eine „Benediktglocke“. Der Papst schenkte sie „seinem“ Studienseminar. Bevor sie dort auf den Turm kam, hatte sie am Sonntag, 10. September 2006, auf dem Freigelände der Neuen Messe München mehrere 100.000 Gläubige zur Eucharistiefeier mit dem Heiligen Vater gerufen. In vollem Geläut mit den anderen fünf neuen Glocken der Kirche des Studienseminars erklang die „Benediktglocke“ erstmals, als der Papst am 14. September 2006 seinen Besuch in Bayern beendete und wieder nach Rom flog. Die in der seit 1599 bestehenden Glockenwerkstatt Grassmayr in Innsbruck gegossene Glocke wiegt 260 Kilogramm und hat einen Durchmesser von 76 Zentimetern. Auf einem die Glocke umgreifenden Relief sind Benedikt XVI., die Wappen des Papstes und der Stadt Traunstein dargestellt, zusammen mit der Inschrift: „Humanitas, Christianitas, Liberalitas Bavarica“ (Menschlichkeit, Christlichkeit, Offenheit bayerischer Denkungsart).
Kardinal Wetter weihte das auf das Parsifal-Motiv abgestimmte Geläut

Die „Benediktglocke“ ist am 20. Juli 2006 durch den damaligen Erzbischof von München und Freising, Kardinal Friedrich Wetter, zusammen mit fünf anderen Glocken feierlich geweiht worden. Die Glocken waren zuvor in einem Festzug auf einem von Rössern gezogenen geschmückten Wagen eingeholt und von örtlichen Vereinen begleitet worden. Im Festzug gingen viele Traunsteiner Kinder mit, die dabei eigens für diesen Anlass verkaufte 400 kleine Glöckchen schwangen. Das volle Geläut ist auf das sogenannte Parsifal-Motiv, das auf die Melodien des Tedeums und des Glorias aufbaut, abgestimmt. Der Kardinal und der Direktor des Studienseminars, Thomas Frauenlob, hatten die sechs Glocken vor dem Hauptportal des Seminars empfangen. Bei einer Pontifikalvesper wurde der feierliche Ritus der Glockenweihe vollzogen. Der Kardinal umschritt alle Glocken, besprengte sie mit Weihwasser, beräucherte sie mit Weihrauch und salbte sie mit Chrisam.

Die Namen der Glocken und die Glockenpatrone

Neben der größten, der 260 Kilogramm schweren „Benediktglocke“, erhielten auch die anderen Glocken Namen ihrer Glockenpatrone. Die Glocke „Heilige Maria Schutzfrau Bayerns“ wurde von den Traunsteiner Gebirgsschützen gestiftet. Stifter der nach dem Diözesanpatron St. Korbinian benannten Glocke ist das Studienseminar Traunstein. Die „Kapuzinerglocke“ aus dem 18. Jahrhundert, die bisher in einer ehemaligen Kapuzinerkirche in Traunstein hing, wurde von der Stadt Traunstein für das Geläut der Seminarkirche übergeben. Eine weitere Glocke hat den heiligen Erzengel Michael zum Glockenpatron. Die kleinste Glocke mit 34 Kilo stifteten Seminardirektor Frauenlob und der Traunsteiner Stadtrat Karl Schulz, ein ehemaliger Schüler des Seminars. Ihr Glockenpatron ist der heilige Josef.
Die Stimme der Glocken, so der Kardinal in seiner Ansprache, riefen zu Gottesdienst und Gebet wie zu freudigen und auch traurigen Ereignissen. Sie sei aber auch ein Ruf Jesu an junge Menschen, sich für den Weg zum Priestertum oder in eine Ordensgemeinschaft zu öffnen. Immer gehe es beim Ruf der Glocken darum, „an Gott zu denken und ihn zur Mitte unseres Lebens zu machen.“

Auch Evangelisch-Lutherisches Dekanat spendete für „Benediktglocke“

In den Fürbitten bei dem Vespergottesdienst wurde für Papst Benedikt XVI. und Kardinal Wetter wie auch für den besonderen Schutz des Bayernlandes und um Priester- und Ordensberufe gebetet. Grußworte sprachen unter anderem der Traunsteiner Oberbürgermeister Fritz Stahl, der Landrat des Landkreises Traunstein, Hermann Steinmassl und der evangelisch-lutherische Kreisdekan, Gottfried Stritar. Der Landrat übergab eine Spende des Landkreises für die „Benediktglocke“, ebenso der Kreisdekan für das Evangelisch-Lutherische Dekanat. Die dem Papst gewidmete Glocke ist das Werk einer Initiative des eigens gegründeten Traunsteiner Vereins „Freunde der Benediktglocke e.V.“.