Kardinal Michael von Faulhaber und das Konklave 1939

Ein Blick zurück in die Geschichte des Erzbistums

Michael Kardinal Faulhaber (1869-1952), der 35 Jahre Oberhirte des Erzbistums München und Freising war, wurde am 7. März 1921 ins Kardinalskollegium aufgenommen. Im Jahr 1922 nahm er am Konklave teil, aus dem Pius XI. als Papst hervorging. Nach dessen Tod am 10. Februar 1939 reiste der Kardinal am 16. Februar nach Rom. Das Konklave fand am 1. und 2. März statt.

In seinen Reisetagebüchern berichtet Kardinal Faulhaber von dieser Romfahrt, zudem finden sich im Kardinal-Faulhaber-Archiv offizielle Schreiben nach dem Tod des Papstes an den Kardinal, außerdem Verlautbarungen, Pläne und Zeitungsartikel.
Der hier vorliegende Auszug aus den Reisetagebüchern und die Archivalien werden erstmals veröffentlicht.

(Das Foto zeigt Kardinal Michael von Faulhaber und Papst Pius XII.)
Aus den Reisetagebüchern Kardinal Faulhabers

„Das Jahr 1939 forderte mit dem ausserordentlichen Anlaß die Romreise zum Konklave (16. Febr.-14. März). Papst Pius XI. hatte am 10. Febr. 1939 früh halbsechs Uhr das Zeitliche gesegnet nach 17 Jahren unermüdlicher, gottgesegneter Pontifikalarbeit. Die Nachricht erreicht mich eine halbe Stunde später im Krankenzimmer mit der Aufforderung, möglichst bald zu kommen. […] Die liturgische Trauerfeier der Kardinäle in St. Peter (früher in der Sixtinischen Kapelle) bestand in einer 9 tägigen Liturgie, den sogenannten Novendiali. An den letzten 3 Tagen (18.-20. Febr.) hielt das Kardinalkollegium drei Seelenämter, in deren Orationen alle Titulaturen unterdrückt und nur für ‚Pius, den Diener Gottes’ gebetet wird. Kardinal Faulhaber hatte an der Tumba, die nicht mit schwarzen, sondern mit dunkelroten Tüchern bedeckt war, die erste Absolution zu halten. Im Anschluß an diese Seelenämter wurde, da in der Zeit der Sedisvakanz die kirchliche Regierungsgewalt auf dem Kollegium der Kardinäle ruht, eine tägliche Sitzung im Consistoriumsaal des Vatikans gehalten zur Erledigung der laufenden Angelegenheiten, die sogenannte Capella Cardinalicia.
(Zum Foto:
Es wurde ausgelost, wo die einzelnen Kardinäle untergebracht waren. Kardinal Faulhaber erhielt „Cella N. 5“. Der Zugang erfolgte über den Hof Sixtus V. Das Zimmer nutzte sonst Kardinal Cremonesi. Insgesamt nahmen 62 Kardinäle am Konklave teil.)
Am 1. März war zur ersten Einleitung der Papstwahl in der Cappella Paulina des Vatikans die Messe zur Anrufung des Heiligen Geistes. Am Nachmittag des gleichen Tages erfolgte der feierliche Einzug in das Konklave. Die Zimmer für die einzelnen Kardinäle, nach Lage und Einrichtung unterschiedlich, werden durch das Los bestimmt. Die Klausur wird streng durchgeführt. Die Schweizer Wache muß sich überzeugen, daß innerhalb des abgemauerten Raumes sich kein Unberufener aufhält. Vor meinem Zimmer war auf dem Balkon eine Mauer aufgeführt.

(Das Foto zeigt eine Skizze jenes - hier rotumrandeten - Komplexes im Vatikan, der für das Konklave gesperrt wurde. Im Unterschied zu heute wurden die Kardinäle damals in den Wohn- und Büroräumen der Kurienkardinäle und der einzelnen Behörden untergebracht. Hierzu mussten auch bauliche Veränderungen vorgenommen werden).
Durch die Vereidigung der Kardinäle werden neue Sicherungen getroffen. Der erste Wahltag in der Sixtinischen Kapelle wurde mit einer Heilig Geist-Messe des Dekans eingeleitet. Bereits am folgenden Tag, dem 2. März 1939, ging das Konklave zu Ende mit der Wahl des Kardinals Camerlengo Eugen Pacelli, der nach dem Ceremoniale der Wahl auf die Anfrage mit bebender Stimme die Wahl annahm und zum Namen Pius XII. sich bekannte. Der Tag der Wahl war gerade der 63. Geburtstag Seiner Heiligkeit (2. März 1876-1939).
Am 5. März assistierten die deutschen Kardinäle in der Kirche der Anima dem feierlichen Te Deum, das dort im Namen der deutschen Katholiken in Rom und der deutschen Katholiken in der Heimat gehalten wurde. Am 12. März wohnten auch die deutschen Kardinäle der Krönungsfeier des neuen Papstes Pius XII. in St. Peter bei. Nach langen Regentagen strahlte am Krönungstag wieder einmal die Sonne vom südlichen Himmel. Über die Stadt rollten zum ersten Mal wieder bei jener Papstfeier die Kanonenschüsse, da durch die Lateranverträge zwischen Kirche und Staat Friede geschlossen war.“

(Das Foto zeigt die Einlasskarte für Kardinal Faulhaber zur Eröffnung des Konklaves. Begleitet wurde er von einem Kadetten der Päpstlichen Ehrengarde. Schließlich befindet sich auf diesem Schein nochmals die Angabe der Zelle, die für Kardinal Faulhaber reserviert war.)