Die Zeitschrift Perspective:„Insel der Gewissheit inmitten des Ozeans der Ungewissheiten“

Zielsetzung und historischer Kontext
In der ersten Ausgabe der Zeitschrift „Perspective“, die im Iuli/Oktober 1978 veröffentlicht wurde, definierte Monsignore Prälat Dr. Dr. Octavian Barlea, in seinem „Wort an die Leser“ das Ziel und die Orientierung, die die Autoren und die Mitarbeiter der Zeitschrift, dieser Veröffentlichung geben wollten:
„Dieses Blatt, obwohl bei der ersten Ausgabe, möchte nicht ein Beginn, sondern eine Weiterführung sein. Eine Weiterführung, die dennoch einen eigenen Weg einschlagen will, oder genauer gesagt, einen eigenen Akzent setzen will. ... Die „Perspectiven“ möchten also eine Insel der Gewissheit inmitten des Ozeans der Ungewissheiten sein. Sie möchten ein sicherer Stützpunkt, wovon aus das Licht der christlichen Überzeugungen so weit wie möglich gelangen möge. Sie möchten Horizonten zur Erbauung des Menschen und so zu einer besseren Welt, eröffnen. Dieses Blatt wird sich für einer besseren Zukunft bemühen, nicht nur für die Rumänen in der freien Welt, sondern auch für die Rumänen im Land unserer Väter und Vorfahren, denen die schweren Zeiten nach dem Krieg, einige unrumänischen Perspektiven aufgezwungen haben. Diesen Rumänen ein gutes Wort zusprechen, ist für das Blatt nicht nur eine Ehre, sondern auch eine Pflicht.“ (O. Barlea, „Wort an die Leser“, in: Perspective (1) 1978, 1)

Die Zeitschrift „Perspective“ möchte nach der Absicht ihrer Autoren, in erster Linie eine Stimme, der sich im Ausland befindenden Rumänen sein, eine Zeitschrift in der die religiösen und kulturellen Werte der Rumänen frei vertreten werden dürfen. Dies soll nicht nur zum Nutzen der Rumänen, die im Ausland leben, geschehen, sondern zum Nutzen aller Rumänen. Der Wunsch von Monsignore Prälat Dr. Dr. Octavian Barlea der Leiter der Rumänischen Unierten Mission in München und ganz Deutschland eine Zeitschrift zu gründen, die eine freie Meinungsäußerung ermöglichte, war teilweise auch von der politischen Situation der damaligen Zeit bedingt. Rumänien war eine Diktatur, ein Land, das sich unter der Führung eines totalitären Regime befand und die Mehrheit der Rumänen in München waren von der kommunistischen Verfolgung und Terror geflüchtet, auf der Suche nach einem besseren Leben in Freiheit, auch wenn dies ein Leben im Exil bedeutete. In diesem historischen Kontext erscheint die Zeitschrift „Perspective“, die neben Themen aus dem Leben der Kirche, die vor allen aus historischer und ökumenischer Perspektive angegangen werden, einen besonderen Akzent auf die nationale und rumänische Identität setzt. O. Barlea führt wahrscheinlich durch die Veröffentlichung dieser Zeitschrift ein älteres Projekt weiter, das mit der Veröffentlichung der Monatszeitschrift „Indreptar“ („Leitfaden“), die in Freising zwischen Dezember 1950 und Oktober 1953 erschien und eine ökumenische Orientierung hatte, begann.

Erscheinungsweise

Die ersten acht Ausgaben der Zeitschrift „Perspective“ (von Juli/Oktober 1978 bis April/Juni 1980) tragen den Untertitel „Blatt der Rumänischen Unierten Mission in Deutschland“. Dieser Untertitel verschwindet 1980 und die Zeitschrift trägt bis August 2002, als ihre 75ste Ausgabe erscheint, den Titel „Perspective“. Mit dieser Ausgabe unterbricht sich die Veröffentlichung der Zeitschrift, was sicherlich mit der Erkrankung??? und dann am 5 April 2005 mit der Heimkehr zum Herrn von O. Barlea zusammenhängt, die Persönlichkeit, die ohne jeden Zweifel ihr wichtigster Förderer und Autor war. Die Zeitschrift „Perspective“ erscheint in den ersten Jahren nach ihrer Erstausgabe regelmäßig vier mal jährlich und hat bei den meisten Ausgaben einen Umfang von 20 bis 60 Seiten. Beginnend mit den Nummern 15-16 von 1982 wird die Veröffentlichung und die Größe der Zeitschrift durch Unregelmäßigkeit gekennzeichnet.

Diese Unregelmäßigkeit ist wahrscheinlich deswegen gegeben, weil einige Ausgaben der „Perspective“, vor allem diejenigen mit historischer Thematik einen beträchtlichen Umfang haben. Für die Redaktion dieser Ausgaben war, möglicherweise mehr Zeit notwendig (z. B.: (53-60) 1991-1993, Zenovie Paclisanu, Geschichte der Rumänischen Unierten Kirche, Teil II, 1752-1783; (61-64) 1993-1994, Jenseits von Balamand). Zwischen 1997-1999 erscheint die Zeitschrift nicht, um zwischen 2000-2002 nur einmal jährlich zu erscheinen.

Sprache und Mitarbeiter

Die Sprache in der die Zeitschrift „Perspective“ herausgegeben wird, ist durch die gleiche Unregelmäßigkeit gekennzeichnet, die schon bei der Veröffentlichung und der Größe der Ausgaben festgestellt wurde. Ein Teil der Ausgaben der „Perspectiven“ erscheint zweisprachig in Rumänisch und Deutsch, wobei in der Regel der rumänische Text ins Deutsche übersetzt wird. Viele der Ausgaben sind teilweise zweisprachig veröffentlicht, enthalten aber auch Artikel, die nur auf Rumänisch gedruckt sind. Abhängig von der Thematik, die in der einen oder anderen der Ausgaben der „Perspectiven“ angegangen wird, sind auch Aufsätze, Artikel oder Dokumenten auf Lateinisch, Italienisch oder Französisch zu finden. Die Mehrheit der von O. Barlea verfassten Artikel sind zweisprachig veröffentlicht, während die Beiträge verschiedener Mitarbeiter der Zeitschrift aus Deutschland und anderen Ländern in der Regel Rumänisch veröffentlicht werden. Mitarbeiter der Zeitschrift „Perspective“ waren unter anderen: Nicolae Timiras, Dr. Constantin Sporea, Octavian Vuia, Alexandru Mircea, Vasile Mailat, Carmen Leonties, Ioan Dan, Gabriel Manolescu, Carmen Pompei-Cojocaru, Wolfram Acker, Ion Cicala, Lucia Protopopescu, Florin Lupuleasa, Aureliu Rauta, Chritstoph Motentan, Aurel Tautu, Teresia Tataru, Nicolae Dorescu, Ioan Malinas.

Inhalt und Thematik

Die Zeitschrift „Perspective“ enthält viele Predigten, Vorträge, Hirtenbriefe, die bei verschiedenen Anlässen von hohen Würdenträgern wie Papst Johannes Paulus II, Kardinal Ratzinger (damals Erzbischof von München und Freising), Erzbischof Lucian Muresan, Metropolit Antonie Plamadeala gehalten wurden. Neben Nachrichten und Buchrezensionen sind auch Kommentare einiger aktuellen Ereignissen sowohl aus dem Leben der Rumänischen Unierten Mission in Deutschland und der unierten Pfarrei Heilige Apostel Petrus und Paulus in München, wie auch aus dem Leben der Katholischen und Orthodoxen Kirche zu finden. Ein wichtiger Akzent wird auf dem politischen und gesellschaftlichen Leben gesetzt, speziell auf den Ereignissen, die in irgendeiner Weise das Leben der Rumänen im Ausland beeinflussten. Diese Ereignisse werden aus der Perspektive, die das Leben im Exil schafft, kommentiert. Die Zeitschrift „Perspective“ ist in erster Linie eine kirchliche Zeitschrift, in der Themen aus der Kirchengeschichte, speziell aus der Geschichte der Rumänisch Unierten Kirche, Themen aus der ökumenischen Theologie und aus der Geschichte des Ökumenismus, vorwiegend aus der Geschichte des Ökumenismus zwischen der Rumänischen Unierten Kirche und der Rumänischen Orthodoxen Kirche, untersucht werden.

Der wichtigste Autor

Der wichtigste Autor der Zeitschrift „Perspective“ war zweifelsohne der Prälat Dr. Dr. Octavian Barlea, ein großer Intellektueller, Priester mit tiefer Berufung, Historiker und Leitfigur der rumänischen Intellektuellen, die im Exil waren. Von den 75 Ausgaben der Zeitschrift, die bis 2002 erschienen sind, wurden 37 von O. Barlea geschrieben. Es ist zu erwarten, dass O. Barlea einer der wichtigsten Historiker der Rumänischen Kirche in Siebenbürgen, in der Zeitschrift „Perspective“, vorwiegend historische Artikel publiziert. Ein speziellen Akzent setzt O. Barlea auf der Geschichte der Rumänischen Unierten Kirche, ein Thema, dass er in den meisten seiner Veröffentlichungen tradiert. Es sind aber auch theologische Artikel, die von O. Barlea verfasst sind, anzutreffen, speziell aus der ökumenischen Theologie, die ihrerseits aus einer historischen Perspektive angegangen wird. Einige der Ausgaben der Zeitschrift „Perspective“, die von O. Barlea verfasst sind, sind was der Umfang betrifft, auch wenn diese zweisprachig erschienen sind, wahre Bücher, und was den Inhalt betrifft hervorragende kirchengeschichtliche Abhandlungen. Darunter werden hier nur einige Beispiele erwähnt: Perspective (15-16) 1982, Zwischen Rom und Bukarest – Die Union der Rumänen, 91 Seiten; (19-20) 1983, Die Rumänische Unierte Kirche und der Ökumenismus der Koryphäen der kulturellen Renaissance, 242 Seiten; (31-32) 1986, Die Union der Kirchen an den Toren der Moldau und der Walachei in der ersten Hälfte der 19. Jhs., 146 Seiten; (37-38) 1987 Die Metropolie der Rumänischen Unierten Kirche verkündet im Jahre 1855 in Blaj, 419 Seiten; (49-50) Die Union der Rumänen (1697-1701), 91 Seiten; (73) 2000, Zur Höhe – Die ökumenische Öffnung bei dem Besuch des Heiligen Vaters Johannes Paulus II in Rumänien, 7-9 Mai 1999, 321 Seiten. Die letzte Ausgabe der Zeitschrift Perspective, die von O. Barlea veröffentlichet wurde, die Nummer 75 von 2002 trägt den Titel „Zur religiösen Anleitung für Rumänen“ und umfasst die Messordnungen der Heiligen und Göttlichen Liturgie des Johannes Chrysostomos, Basilius des Großen und Gregorius von Nyssa. Die Nummern der Zeitschrift „Perspective“ (53-60) 1991-1993, Geschichte der Rumänischen Unierten Kirche (Teil II, 1752-1783) und (63-68) 1994-1995, Geschichte der Rumänischen Unierten Kirche (Teil I, 1697-1751, 2. Aufl.) umfassen gänzlich Schriften von Zenovie Paclisanu, die O. Barlea, wegen ihren großen Bedeutung für die Geschichtsschreibung der Rumänischen Unierten Kirche, veröffentlicht hat.


Bedeutung und Wirkung

Die Zeitschrift „Perpective“, zu Beginn ein Pfarrblatt und Stimme der Rumänen in Deutschland und Westeuropa, wird zu einem Symbol der Rumänen im Exil, ein hoffnungsgebender Forum, ein Möglichkeit zur freien Äußerung der Überzeugungen und Ideen, die im Heimatland nicht geäußert werden durften. Das ist eine der wichtigsten Charakteristika der „Perspectiven“. In erster Linie ist aber „Perspective“ eine religiöse Zeitschrift, in der die Themen aus der Geschichte und dem Leben der Kirche überwiegen. Das ist das wichtigste Charakteristikum der Zeitschrift „Perspective“, die durch die Beiträgen zur Geschichte, die in ihren Nummern veröffentlichet wurden und zum großen Teil von O. Barlea geschrieben wurden eine große Bedeutung für diesen Bereich hat, vor allem für den Bereich der Geschichte der Rumänische Unierten Kirche. Diese Kirche, die in Rumänien von der kommunistischen Regierung verboten und verfolgt wurde, konnte sich öffentlich nicht legal manifestieren, dementsprechend konnte sie in all diese Zeit keine Presseorgane betreiben. Die Zeitschrift „Perspective“ hat einen entscheidenden Beitrag bei den Bewahrung und Bereicherung der Identität der Rumänischen Unierten Kirche geleistet.
„Perspective“ ist durch die theologischen und ökumenischen Texten und vor allen durch die Beiträgen zur Kirchengeschichte, die sie enthält, ein Markenstein der rumänischen Kultur am Ende des XX und Anfang des XXI Jahrhunderts. Durch die Wiederaufnahme der Veröffentlichung der Zeitschrift „Perspective“, wird sowohl eine Weiteführung dieses reiches Erbes angestrebt, wie auch das Setzen von neuen Akzente, die von der gegenwärtigen geschichtlichen Lage diktiert werden, beabsichtigt.



Dr. Matei Mihai Surd