Editorial

Die Wahrnehmung der Institution Kirche geschieht durch konkrete, den christlichen Glauben überzeugend lebende Menschen und eine nachvollziehbare Organisation. Transparenz und Nachvollziehbarkeit sind nicht nur im kirchlichen Kontext zwei derzeit häufig strapazierte Begriffe, bilden sie doch die Grundlage, um womöglich verloren gegangenes Vertrauen neu zu schaffen. Mit diesem Geschäftsbericht und den separaten Jahresabschlüssen der Bischof-Arbeo-Stiftung, der St. Antonius-Stiftung, der St. Korbinian-Stiftung und der Emeritenanstalt legen die Erzdiözese München und Freising selbst und vier ihr nahe stehende, jedoch eigenständige Rechtsträger für das Jahr 2015 erstmals Jahresabschlüsse vor, die in Übereinstimmung mit den Vorschriften des Handelsgesetzbuches aufgestellt wurden. Um den Übergang von einem kameralen auf ein doppisches Haushalts- und Rechnungswesen zu gestalten und den damit verbundenen Anforderungen vollumfänglich gerecht zu werden, hat die Erzdiözese in den vergangenen gut zwei Jahren ihr für den Jahresabschluss relevantes Handeln, die dafür vorhandenen Strukturen und Abläufe in einem aufwendigen Verfahren erhoben, hinterfragt und, wo notwendig, angepasst. Obwohl Kirche kein Unternehmen der privaten Wirtschaft ist und vieles, was Kirche wirklich ausmacht, nicht käuflich und/oder für sie nicht verkäuflich ist, hat die Erzdiözese ihr Rechnungswesen an den Anforderungen des Handelsgesetzbuches ausgerichtet, um nach für Dritte nachvollziehbaren und anerkannten Standards Einblick in ihre Vermögens-, Finanz- und Ertragslage geben zu können. Ziel war dabei, größtmögliche Transparenz zu schaffen.
 
Der vorliegende Bericht will informieren über die Herkunft und die Verwendung der Finanzmittel sowie über die wirtschaftliche Lage der Erzdiözese. Er legt dabei erstmals ihr Vermögen offen und zeigt, welchen Zwecken es dient und wie dies nachhaltig und langfristig gewährleistet werden soll. Gleichzeitig wird deutlich, dass dem Vermögen Verpflichtungen der Erzdiözese gegenüberstehen, die Vermögen auch in die Zukunft hinein binden. Seit Jahren verfolgt die Erzdiözese deshalb das Ziel, mit einer sehr konservativen Haushaltsplanung zusätzliche langfristige und konsumtive Belastungen zu vermeiden und mit den ggf. erzielten Mehreinnahmen in dieser anspruchs- und wechselvollen Zeit Spielraum für wichtige Investitionen zu schaffen. Das neue, doppische Haushalts- und Rechnungswesen wird Informationen bereitstellen, die dazu geeignet sind, die langfristigen Auswirkungen von Entscheidungen bereits im Zeitpunkt ihrer Beschlussfassung noch besser zu berücksichtigen.
 
Die Einführung des neuen Rechnungswesens und die zweckbestimmte Festlegung von Vermögen der Erzdiözese gingen einher mit der Neugestaltung der Aufsichtsstrukturen. Ziele waren dabei, eine klare Zuordnung von Entscheidungen, die Beseitigung potenzieller Interessenkonflikte und mehr Expertenwissen in den jeweils verantwortlichen Gremien zu erreichen. An dieser Stelle sei allen sehr herzlich gedankt, die sich, zumeist ehrenamtlich, bereit erklärt haben, Verantwortung in einem Vermögensverwaltungs- oder Stiftungsrat zu übernehmen und mit ihrem Fachwissen zu einer stärkeren Professionalisierung kirchlicher Vermögensverwaltung beizutragen.
 
Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden für die Menschen erlebbar zu machen und alles dafür zu tun, die Botschaft Jesu zu einem selbstverständlichen und unverzichtbaren Bestandteil des täglichen Lebens werden zu lassen, sind zwei Ziele, die zu erreichen auch vielfältige Ressourcen voraussetzt. Die Gläubigen in unseren Pfarreien, die Kinder und Schüler in den kirchlichen Kindertagesstätten und Schulen oder beispielsweise Menschen, die Beratung suchen, brauchen qualifizierte Mitarbeiter/- innen und gleichermaßen geeignete wie angemessene Räumlichkeiten. Da sich die Christen als Volk Gottes verstehen und eine große, weit über das jeweils eigene engere Umfeld hinausgehende Gemeinschaft bilden, brauchen die Christen der Erzdiözese über ihre Heimatpfarreien hinaus herausgehobene Orte wie ihre Kathedralen in München und Freising oder das geistliche Zentrum auf dem Freisinger Domberg. Klöster, die immer Treffpunkt von kirchlichem, kulturellem und gesellschaftlichem Leben waren, sollen nach dem Weggang von Ordensgemeinschaften auch künftig als kirchliche Landmarken ihren Beitrag zu einem gelungenen Zusammenleben der Menschen in den Regionen des Erzbistums leisten.
 
Im vorliegenden Bericht werden Schwerpunkte des kirchlichen Lebens im zurückliegenden Jahr mit finanziellen Kennzahlen verbunden. Der Jahresabschluss ermöglicht einen Rückblick auf das Jahr 2015. Der Lagebericht und der Haushalt für das Jahr 2016 geben einen Ausblick auf Themen und Schwerpunkte, die die Erzdiözese im Jahr 2016 begleiten und durchführen wird.
 
Die Umstellung auf das doppische Rechnungswesen hat in den vergangenen beiden Jahren die Erzdiözese und alle weiteren oben angesprochenen Rechtsträger stark beansprucht. Wir waren und sind überzeugt, dass es der richtige Weg ist, und sind froh, dass die Umstellung bei allen Rechtsträgern gut gelungen ist. Die Erzdiözese wird deshalb in den nächsten Jahren weitere kirchliche Rechtsträger auf ihrem Gebiet darin bestärken, sich ebenfalls für diesen Weg zu entscheiden, und sie bei der Umsetzung unterstützen.


Peter Beer, Generalvikar
Markus Reif, Finanzdirektor