JUDITH ALBERT
„Maria breit den Mantel aus (East End)“
VIDEO-INSTALLATION (2011/ 2016, Video, 2 Minuten)
VOM 18. SEPTEMBER BIS 20. NOVEMBER 2016
NACH EINBRUCH DER DUNKELHEIT
IM HAUPTPORTAL VON ST. PAUL, MÜNCHEN

Die 1969 in Sarnen (Ch) geborene und in Zürich lebende Künstlerin Judith Albert nähert sich in ihren Videoarbeiten mitten in alltäglichen Situationen sehr sensibel grundmenschlichen Fragestellungen, die immer auch den Blick auf spirituelle Dimensionen eröffnen.
 
Im Rahmen der Kunstinstallation „Die Gabe" zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit von Dezember 2015 bis Anfang Februar 2016 in St. Paul wurde bereits die Videoarbeit „lichtundschatten“ der Künstlerin im hinteren linken Seitenschiff gezeigt: Der Schatten einer segnenden Priester-Statue in Genua hatte auch bedrohliche Anmutung. Im Zusammenhang zum Heiligen Jahr warf dies Fragen auf nach einem „Gefälle“ von „oben“ und „unten“ bezüglich Werken der Barmherzigkeit bzw. nach der Möglichkeit einer Barmherzigkeit auf Augenhöhe.
 
Die Videoarbeit „Maria breit den Mantel aus (East End)“ wird bis zum Ende des Jahres der Barmherzigkeit am Christkönigsfest (20.11.2016) nach Einbruch der Dunkelheit außen im eingerüsteten Hauptportal von St. Paul zu sehen sein.
Die Schweizer Künstlerin lässt im multikulturellen und multireligiösen, von Migration und sozialen Problemen geprägten Londoner East End, wo sie 2011 einen Artist in Residence-Aufenthalt hatte, einen blauen Samtmantel unter einer Eingangstür hervorquellen. Das Blau des Mantels, der königliche Samt lässt an Maria, die Mutter der Barmherzigkeit denken und an Bilder der Schutzmantelmadonna. „Die Kunstkritikerin Isabel Zürcher sagt von dieser Arbeit zu Recht, dass sie keinem protestantisch sozialisierten Menschen in den Sinn gekommen wäre. Die eigene religiöse Sozialisierung wäre demnach gewissermaßen auch Voraussetzung für das, was man ins Spiel bringen kann, und für das, wozu man Sorge trägt.“ (Silvia Henke: „Als sei‘s ein Wunder.“ Neue Züricher Zeitung, 30. März 2013).
Der Mantel hat dabei eine lange Symbol-Geschichte: Im Alten Testament ist der Mantel das letzte Stück, das ein Mensch unbedingt behalten dürfen muss. Im Mittelalter gab es den Rechtsbrauch des Mantelschutzes: man gewährte einer Person durch Bedecken mit seinem Mantel rechtlichen Schutz. Unter dem Mantel von Maria fanden Menschen über Jahrhunderte Trost und Schutz, wovon auch bekannte Marienlieder zeugen.
In Judith Alberts Video strömt der Mantel unerwartet unter einer vergitterten Haustür hervor und ergießt sich in nicht enden wollendem Strom auf die Londoner Smithy Street. Die Künstlerin hatte dabei auch die verschleierten bengalischen Frauen im Blick, die dort das Straßenbild prägen. Es eröffnen sich zahlreiche weitere Assoziationen – gerade durch die Installation des Videos in St. Paul im multikulturellen Münchner Bahnhofsviertel  und in der derzeitigen Baustellensituation der Westfassade mit dem Hauptportal, in dem abends auch das Gitter verschlossen ist:
Baustelle Barmherzigkeit – wie zugänglich ist Barmherzigkeit, die der Kirche, unsere eigene? Öffnen wir vertrauensvoll unsere Türen – gerade nach der Verunsicherung durch Anschläge und Amokläufe auch bei uns? Geschieht Barmherzigkeit auf Augenhöhe? Ein Mantel – ein Schleier - schützt dieser oder engt er ein? Wer gibt uns Schutz und Trost? Wer empfängt Schutz und Trost?
Papst Franziskus sagte bei der Generalaudienz am 18.11.2015: „Das Heilige Jahr rückt die große Tür der Barmherzigkeit Gottes ins Blickfeld, doch es geht auch um die kleinen Türen unserer offenen Kirchen, damit dort der Herr eintreten kann oder damit in unseren Strukturen, in denen unser Egoismus den Herrn gefangen hält, hinauslassen kann. … Und in diesem Sinne stehen wir vor dem Heiligen Jahr. Es wird konkret Heilige Pforten geben, doch die Tür der Barmherzigkeit Gottes ist noch größer! So soll auch die Tür unseres Herzens sein, damit wir alle die Vergebung Gottes empfangen oder unsere Vergebung schenken und alle aufnehmen, die an unsere Tür klopfen.“
   
   
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Mit Textzusatz: Erzdiözese München und Freising
Erzdiözese München und Freising (KdöR)
vertreten durch das Erzbischöfliche Ordinariat München
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Fachbereich Kunstpastoral, Dr. Ulrich Schäfert,
St.-Pauls-Platz 10, 80336 München, kunstpastoral@eomuc.de;
Gestaltung: Geraldine Braunsteffer, designwirkt, München
© Alle Rechte bei der Künstlerin
 
In Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst DG  in Fortführung des Ausstellungsprojektes "Die Gabe" zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit