Hospizseelsorger begleitet schwerstkranke Menschen und ihre Angehörigen Wie im Himmel so auf Erden

Annalena* hat ihr Abi geschafft. Und das obwohl sie sich von ihrem Papa kurz vor dem schriftlichen Abitur nach kurzer schwerer Krankheit für immer verabschieden musste. Zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Bruder war sie bei ihm, als er gestorben ist. Der Hospizseelsorger Harald Braun war an einem Freitagabend von der diensthabenden Ärztin des Caritas-Palliativteams gerufen worden, um einen Abschiedssegen zu spenden. „Es war unwahrscheinlich schön: die Familie war um das Bett versammelt, die Ehefrau, die Kinder, seine Mutter“, beschreibt der evangelische Diakon die Sterbesituation. „Die Kinder segneten ihren Vater, der Vater seine Kinder“.
Löwenzahn mit letzten Samen
Seit zwei Monaten wurde Richard S.* vom Team des „Zentrums für Ambulante Hospiz- und PalliativVersorgung München Land, Stadtrand und Landkreis Ebersberg“ (ZAHPV) der Caritas zuhause palliativ versorgt. Um seine Schmerzen infolge der fortgeschrittenen Krebserkrankung zu lindern, bekam er täglich Medikamente. Richard S. wollte zuhause sterben. Im ZAHPV werden die jährlich bis zu 500 Anfragen und Einsätze für die Landkreise München und Ebersberg koordiniert. Die Mitarbeitenden des ZAHPV beraten, behandeln und begleiten schwerstkranke und sterbende Menschen palliativ zuhause oder im Altenheim und ermöglichen damit ein würdevolles Leben bis zuletzt. Die 30 hauptberuflich Mitarbeitenden aus Pflege, Medizin, Sozialarbeit, Physio- und Atemtherapie und Seelsorge werden von 16 Ehrenamtlichen unterstützt. Für Patienten und Angehörige ist der Dienst kostenlos, ebenso die Angebote zur Trauerbegleitung. Ein Teil der Arbeit ist über die Krankenkasse finanziert, die Caritas bringt Eigenmittel ein, der Dienst ist auf Spenden angewiesen.

Hospizseelsorger baut Brücken in die Gemeinden

Seit 2012 gehört Harald Braun zum Team. Er ist bei der evangelischen Landeskirche in Bayern angestellt und über einen Kooperationsvertrag mit zehn Wochenstunden zur Hospizseelsorge entsandt. Die Deutsche Bischofskonferenz initiierte dieses ökumenische Projekt, die evangelische Landeskirche in Bayern trägt für diesen Einsatz die Kosten. „Seelsorge ist ein unverzichtbarer Bestandteil in der Hospiz- und Palliativversorgung“, sagt Katja Goudinoudis, die Leiterin des ZAHPV. „Und die Hemmschwelle, einen Seelsorger zu rufen, ist niedriger, wenn dieser direkt im Hospizteam mitarbeitet“. Er sei näher an den Menschen dran und besuche sie unabhängig davon, ob oder woran sie glauben. Je nach Wunsch stelle er den Kontakt zur katholischen, evangelischen, jüdischen oder auch muslimischen Gemeinde her.
 
„Sterben ist per se spirituell“, sagt Braun. Wenn der Grat zwischen Leben und Tod sehr schmal wird, kommt die Frage „und was kommt danach?“ Ob jemand Gesprächsbedarf hat, erfährt der 44-Jährige bei den regelmäßig stattfindenden Fallbesprechungen. Hier bekommt er ein erstes Bild und erfährt, wer mit ihm sprechen möchte.
 
Text: Manuela Dillmeier

*Namen von der Redaktion geändert.

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