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Pfarrverband Tegernsee-Egern-Kreuth
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Kunstgeschichte und Patrozinium der Nebenkirche Maria Schnee

Bereits ein Kupferstich von Matthäus Merian aus dem Jahr 1644 bezeugt die Existenz einer Kapelle in der Tegernseer Ortsmitte nördlich des Alpbachs, kurz vor dessen Mündung in den Tegernsee. 1793 wurde sie wegen Baufälligkeit und Wassergefahr abgetragen und mit Erlaubnis des Tegernseer Abtes auf Kosten der Gemeinde nicht weit vom früheren Standort, direkt an der Straße, neu errichtet. 1935 musste diese Kapelle einer Verbreiterung der Hauptstraße weichen und wurde in ähnlicher Form mit der alten Ausstattung rund einen Kilometer weiter östlich im Alpbachtal „am Paradies“ neu erbaut. Das Eigentum an ihr ging an die Pfarrei Tegernsee über.

Der schlichte einschiffige Bau besitzt über dem Eingang ein Dachreiter-Türmchen mit einer Turmuhr aus dem 19. Jahrhundert. Der halbrunde Altarraum ist vom Kirchenschiff durch ein schmiedeeisernes Gitter getrennt. Wichtigstes Ausstattungsstück ist das aus dem Vorgängerbau übernommene frühklassizistische Holzaltärchen. In dessen Bekrönung verehren zwei Engel den Namen Marias. Ein Rahmen mit der Aufschrift „Du liebliche Mutter, bitt für uns“ birgt ein seit alters verehrtes Bild Marias mit dem Jesuskind.

Dabei handelt es sich dabei um eine Nachahmung des spätantiken Gnadenbildes „Salus populi Romani“ (Heil des römischen Volkes) in der römischen Basilika S. Maria Maggiore. Seine weitere Bezeichnung „Maria Schnee“ verdankt es der Legende, dass Papst Liberius der Bauplatz für die Kirche durch einen wundersamen Schneefall am 5. August 352 geoffenbart worden sei. Eine Kopie des römischen Gnadenbildes wurde seit 1571 im Jesuitenkolleg in Ingolstadt verehrt, von wo aus sich weitere Kopien und ihre Verehrung in ganz Bayern verbreiteten.

Einige Votivtafeln und -gaben des 19. Jahrhunderts, die von der Verehrung der Gnadenbild-Kopie zeugen, sind erhalten. Rechts neben der Eingangstür erinnert eine Gedenktafel mit Gebetszählperlen an zwei Holzknechte, die 1826 bei der Holztrift am Alpbach tödlich verunglückten. Über der naiven Ortsansicht ist Maria mit dem Jesuskind zwischen den Namenspatronen der beiden Verunglückten (den Heiligen Nikolaus und Georg) dargestellt.

Als Nebenkirche der Pfarrei Tegernsee wird die „Schneekapelle“ heute für Maiandachten, zum Rosenkranzgebet und als Ziel von Bittgängen genutzt. Darüber hinaus bietet sie zahlreichen Wanderern Gelegenheit zu stiller Einkehr.