Geschichte

Vorgängerbau der heutigen Klosterkirche ist eine Pestkapelle, deren Erbauung die Rosenheimer Bürger während der Pestepidemie 1634 gelobten. Die kleine Frühbarockkirche zu drei Jochen und einem dachreiterartigen Achtecktürmchen mit Zwiebelkuppel wurde 1636 zu Ehren der Pestheiligen St. Sebastian, Rochus und Pirmin neben dem Pestfriedhof, außerhalb des Marktes, geweiht.
Als 1853 der Rosenheimer Magistrat die Wiedererrichtung des Kapuzinerklosters beschloss, fiel die Platzwahl auf die kleine Pestkapelle und den umliegenden Grund. Westlich davon grenzt seit 1809 der Städtische Friedhof an.

In Rosenheim hatte es schon einmal ein Kapuzinerkloster gegeben. 1606 hatte Herzog Maximilian I. von Bayern im Zuge der Rekatholisierung des Landes für diesen Zweigorden der Franziskaner bereits ein Kloster gegründet. Es befand sich vor der Altstadt an der Straße nach München. Die Kirche war der hl. Elisabeth von Thüringen geweiht. Im wohlhabenden Rosenheimer Bürger Martin Papin (um 1545 in Bisolo bei Como in Norditalien geboren - 1607) fand der Herzog einen solventen Finanzier, der offiziell als Klosterstifter auftrat. Als Bettelorden waren die Kapuziner vor allem in der Volksseelsorge als Prediger und Beichtväter tätig. Nach München, wo der Herzog 1600 ein Kapuzinerkloster gegründet hatte, war dies die zweite Niederlassung des Ordens in Bayern.

Im Zuge der Säkularisation wurde das Kapuzinerkloster 1803 aufgehoben und die Gebäude in den folgenden Jahren abgerissen. 1810 errichtete man auf dem Grund die neue Saline, die 1957 geschlossen wurde. Seit 1982 befinden sich hier das Kultur- und Kongresszentrum sowie der Salingarten.
Da die Pestkapelle für eine Klosterkirche zu klein war, gestaltete man sie 1855/56 zu einem  Chor um und fügte ein Langhaus hinzu. Weil sich die Erweiterung bald als unzureichend erwies, erstellte der Rosenheimer Baumeister Max Lutz 1889/90 einen Kirchenneubau im Stil der Neoromanik als Saalbau. Der Plan dazu soll von dem Münchner Architekten Bruno Specht stammen. Von der alten Pestkapelle erhielten sich nur ein Mauerkern im Betchor und der Patronatsheilige St. Sebastian.

Mittlerweile wurde die Klosterkirche mehrfach renoviert und umgestaltet, zuletzt 1997/98 unter der Leitung des Münchner Architekten Christian Kronenbitter. Er hatte bereits 1984-1986 die Klostergebäude modernisiert und für den Zuzug der Klarissen-Kapuzinerinnen von der Ewigen Anbetung aus Südafrika umgebaut.

Ausstattung

Im Chor sehen wir die Ausmalung von Erich Horndasch (geb. 1926), die 1962 im Zuge der aktuellen Liturgiereform die nazarenische Malerei von 1890 ersetzte. Die farbkräftigen Wandmalereien, Sgraffiti, Wandteppiche, Glasfenster und Glasbilder des ausgewiesenen Spezialisten für Kirchenraumgestaltung finden sich in ganz Bayern.

Für die Rosenheimer Klosterkirche entwarf Horndasch ein theologisch dichtes Bildprogramm. Strukturiert und gehalten in einem Netz von grafisch klaren Ornamenten, beherrscht Christus in der Mandorla die Apsis. Der Thron verweist auf den Herrscher, das Buch auf den Lehrer und die Wundmale auf den Erlöser. Rechts davon vermittelt der Kirchenpatron, der hl. Sebastian, zwischen Christus und einer Gruppe von Gläubigen. Die Symbole der vier Evangelisten rahmen die Szenerie in hellen Lichtsternen. An der rechten Chorwand erblicken wir Maria als Braut und apokalyptisches Weib mit der Mondsichel, um umgeben von den Symbolen der sieben Sakramente. Links Franziskus als Heiliger des Kapuzinerordens, im Sonnengesang verbunden mit der Natur und ihren Geschöpfen. Christliche Zeichen beleben den grüngelben Grundton der Wand.

Das wohl bemerkenswerteste Kunstwerk ist am rechten Seitenaltar das Altarblatt (um 1635-1640) aus der alten Pestkapelle von einem unbekannten Meister. Die Heiligen Sebastian, Pirmin, Rochus, Karl Borromäus, Benno und Franziskus sowie Maria bitten die Dreifaltigkeit im Schutz vor der Pest im Markt Rosenheim. Mit einem Lanzenbündel in der Hand bekämpft Christus sinnbildhaft die gefürchtete Seuche. Unten eingefügt wurde eine der ältesten Darstellungen des Marktes Rosenheim - sie entstand noch vor dem Stadtbrand von 1641.

Weitere Ausstattungsstücke zieren den geräumigen Saalbau. Der Neorokoko-Gnadenstuhl am linken Seitenaltar wurde 1979 von Dominik Dengl aus Malching geschnitzt und gefasst vom Hochstätter Kirchenmaler Hugo Williroider. Die spätgotische Figur des hl. Sebastian an der nördlichen Langhauswand stammt aus Neuötting und wurde im 1. Viertel des 16. Jahrhunderts geschaffen. Der Kreuzweg aus dem 19. Jahrhundert wurde aus dem Kapuzinerkloster Eichstätt übernommen. Eine sternengekränzte Madonna mit Kind sowie zahlreiche weitere Skulpturen vervollständigen das Bild. Die Altarraumausstattung wurde 1986 geschaffen.
Die Turmfahne auf dem Kirchturm mit dem hl. Franziskus trotzte bereits auf dem Turm der ursprünglichen Klosterkirche St. Elisabeth dem Wetter.

Text: Dr. Evelyn Frick, Kunsthistorikerin