St. Peter

Petersplatz 1, 80331 München, Telefon: 089-21 02 37 76-0, E-Mail: St-Peter.Muenchen@ebmuc.de

Der Stephani-Tag und der Brauch des Stephansreitens

Abb. 11 Stephansritt Friedhof München 001
Das Stephansreiten auf dem Friedhof zu München, Holzstich nach Puschkin, 1866, Blattgröße
15 x 23 cm; Bildvorlage: Archiv St. Peter, Bildsammlung
Am zweiten Weihnachtstag, dem 26. Dezember, wird von der katholischen und den meisten anderen christlichen Kirchen der Gedenktag des heiligen Diakons und Märtyrers Stephanus begangen. Stephanus (altgrch. Stephanos, d.h. Kranz, Krone) lebte von ca. 1 n. Chr. bis
zwischen 36 u. 40 n. Chr.; er war einer der sieben Diakone der Jerusalemer Urgemeinde und der Überlieferung nach auch der erste Christ, der wegen seines Glaubens sterben musste, weshalb er als erster oder auch Erzmärtyrer verehrt wird.   
 
Tradiert ist des Weiteren, dass der Diakon Stephanus „voller Kraft und Gnade“ war und in der Gemeinde als Armenpfleger und Evangelist wirkte. Doch seine Gabe als beseelter Redner und Verkünder des christlichen Glaubens rief bald die Gegner auf den Plan und Stephan wurde wegen Gotteslästerung angeklagt. Als er in seiner Verteidigungsrede, während der sich die jüdischen Ankläger die Ohren zuhielten, sein Bild von Jesus Christus, der zur Rechten Gottes sitzt, wiedergab, fielen seine Gegner empört über ihn her, brachten ihn vor das Stadttor hinaus und steinigten ihn. Diese Steinigung bildete den Auftakt zu einer
größeren Christenverfolgung in Jerusalem, an der sich auch ein gewisser Saulus – der spätere Apostel Paulus – eifrig beteiligte.
 
Basierend auf diesen neutestamentlichen Berichten formten sich – sicher über Jahrhunderte hinweg – im christlichen Volksglauben das Patronat und spezifische Bräuche: der heilige Stephan ist in der katholischen Kirche Schutzheiliger der Fassmacher (Schäffler), Maurer, Steinhauer, Weber, Schneider und Zimmerleute, sowie der Kutscher und Pferdeknechte. Als Nothelfer angerufen wird er bei Besessenheit, Kopfschmerzen, Steinleiden und für eine gute Sterbestunde.
 
Seine besondere Funktion als Patron der Pferdeknechte und Schutzheiliger des Viehs, insbesondere der Pferde, beruht möglicherweise auf vorchristlichen Kultbräuchen.
 
Ein bis heute noch besonders in ländlichen Regionen Süddeutschlands und im Alpenraum gepflegtes Brauchtum ist das Stephansreiten, auch Stephansritt bzw. Stephani-Ritt.
 
Vor rund 150 Jahren war das Stephansreiten auch in der „Königlichen Haupt- und Residenzstadt München“ ein jährlich begangenes und zahlreich besuchtes Kirchenfest.

Eindrucksvoll illustriert wurde dieses Ereignis an der St. Stephans Kirche am
heutigen Alten Südlichen Friedhof an der Thalkirchner Straße in der Zeitschrift
Illustrierte Blätter im Jahr 1866 (siehe Abb.).

Mit dem Aufkommen moderner Fortbewegungsmittel wie Fahrrad, Motorrad und vor allem Automobil, von denen die Pferde als Reit-, Trag- und Zugtiere langsam, aber unweigerlich verdrängt wurden, erlosch der Brauch des Pferdeumritts bei St. Stephan am alten Friedhof schließlich um die Jahrhundertwende 1900. Jedoch pflegten die förmlich seit 1749 im „Krankenunterstützungs und Sterbe(kassen) Verein“ zusammengeschlossenen „Münchner Lohnkutscher“ den jahrhundertealten Brauch zumindest als Jahrtag mit einem festlichen
Gottesdienst in der Stephanskirche weiterhin bis letztes Jahr, am 26. Dezember 2015. Danach löste sich dieser traditionsreiche und geschichtsträchtige Verein aus Mangel an Nachwuchs und für die Vorstandsarbeit engagierter Leute leider auf.
 
Johannes Haidn M.A.
Pfarrarchivar

Der erste St.-Peters-Kalender erscheint

Abb. 11 St-Peters-Kalender Titel 001


Vor 100 Jahren:


Der St.-Peters-Kalender ist der Vorläufer der heutigen Pfarrnachrichten St. Peter. Darin waren nicht nur für ein ganzes Kirchenjahr die Gottesdienstordnung für die Pfarr- und alle Nebenkirchen enthalten, es gab zusätzlich viele praktische Informationen wie Kommunion- und Beichtgelegenheit, Krankenseelsorge, Taufzeiten, Eheschließung, Bruderschaften bei St. Peter, katholische Schulen und
Vereine im Pfarrbezirk, katholische Presse, Adressen der Krankenfürsorge und Kinderverwahr- und Krippenanstalten sowie ein Straßenverzeichnis des Pfarrbezirkes. Dazu kamen dann noch sogenannte Beigaben, das heißt sehr informative, fundierte, da quellengestützte, und meist bebilderte historische Fachbeiträge. Bis heute sind diese Artikel besonders wertvoll für Geschichte und Kunst in und um St. Peter. Im 1916er Kalender wird beispielsweise über die Baugeschichte von St. Peter referiert, gefolgt von „Ein Gang durch St. Peter“. Danach folgt „St. Petri Leben in den Fresken der Peterskirche“ und schließlich wird noch über die „Erzbruderschaft Ss. Corporis Christi bei St. Peter“ berichtet. Der St.-Peters-Kalender von 1916 umfasste 50 Seiten und kostete 40 Pfennig. In den folgenden Ausgaben des Kalenders schreiben auch immer wieder seinerzeit renommierte Autoren, wie Johann Neureuther (Benefiziat, Archivar und Historiker bei St. Peter), Ludwig Wolker (Aktivist der kath. Jugendarbeit und des Jugendsports) und Dr. Bertha Antonia Wallner (Musikwissenschaftlerin).
Insgesamt sind acht solcher Kalender erschienen: 1916, 1917, 1918, 1919, 1920, 1921, 1922 und 1925. Der Preis stieg dann sukzessive über 50 und 75 Pfennig auf 1 Mark an. Der Druck erfolgte durch Franz X. Seitz in München; bei dieser Druckerei wurden später auch die Pfarrnachrichten St. Peter gedruckt und das bis zum Sommer 2011.
 
Aus dem Geleitwort zur ersten Ausgabe:
Der St.-Peters-Pfarrkalender für das Jahr 1916 erscheint das erste Mal und hat den Zweck, die Pfarrkinder über das kirchliche Leben in und außer dem Gotteshause zu unterrichten. Dem Kalender und der Gottesdienstordnung sind geschichtliche Notizen, ferner eine Führung durch das Gotteshaus, einer Erklärung der Freskenbilder und noch andere wissenswerte Dinge beigegeben. Das Pfarrkind von St. Peter liebt seine schöne Pfarrkirche, über die Pfarrgrenze hinaus liebt der Münchener St. Peter als die Mutterkirche seiner Stadt. Es steht darum zu hoffen, dass der St.-Peters-Pfarrkalender freudige Aufnahme bei vielen finden werde. (Stadtpfarrer Theodor Becker)
 
Diese vor 100 Jahren im Vorwort zum ersten St.-Peters Kalender festgehaltenen Gedanken haben bis heute erfreulicherweise ihre Gültigkeit behalten.
 
Johannes Haidn M.A.
Pfarrarchivar

Abb. 13 St-Peters-Kalender November 001
B180

Barocke Hochaltar

Mittelpunkt der Peterskirche ist der prächtige, barocke Hochaltar, auf den das Mittelschiff mit seiner Architektur, Figuralplastik und Malerei hinführt.

Egid Quirin Asam und Nikolaus Stuber haben ihn auf dem Höhepunkt des bayerischen Barock geschaffen (1730-1734).

"In einer theatralischen Zusammenschau des von Bernini über dem Petrusgrab in Rom errichteten Baldachins und der dahinter die Apsis füllenden Kathedra Petri mit der Hl.-Geist-Gloriole ist der glanzvolle Hochaltar der Münchner Peterskirche als triumphales Bekenntnis zur römischen Kirche inszeniert."

Lothar Altmanns Beschreibung regt immer wieder zur Betrachtung dieses Bühnen-altars an:

Der thronende Petrus legt die Schrift aus, die vier Kirchenväter hören ihm zu und halten ihre Bücher fest geschlossen. Noch sind die Stuckvorhänge gerafft, sie könnten im nächsten Augenblick fallen: Petrus wäre nicht mehr da, aber die Stunde der verbliebenen Kirchenväter wäre gekommen - sie würden die Schrift nach der Lehre Petri auslegen. In dieser barocken Komposition sind Augenblick und Dauer eine Einheit geworden.

Dieser Bühnenaltar gehört mit den Altären von Weltenburg und Rohr zu den grossen Leistungen des bayerischen Barock.

Die heutigen Päpste haben die Tiara abgelegt, sie lassen sich nicht mehr krönen. In der Münchner Peterskirche ist das noch anders. Aus Gründen der Perspektive hatte Asam der Petrusfigur des spätgotischen Hochaltars die Tiara aufgesetzt,
und daraus konnte sie eine Tradition entwickeln, die bis in unsere Tage lebendig blieb:

Stirbt ein Papst, so nimmt man ihm in der Münchner Peterskirche die Tiara ab und krönt ihn wieder (durch Pfarrer oder Mesner) am Tage seiner Amtseinführung.

Von 1753-1756 wurde das Langschiff dem hochbarocken Chorraum angepasst:

Ignaz Günther gliederte die Wände in den Formen römischer Paläste, Johann Baptist
Zimmermann stuckierte und malte die grossen Fresken. Die Deckenfresken wurden 1998-2000 als letzter Teil des Wiederaufbaus von Hermenegild Peiker wieder-hergestellt.

Nun ist St. Peter wieder im Lot: Der horizontalen Dynamik zum Hochaltar im lichten
Dreikonchenchor, antwortet die Höhe des Langschiffs mit dem Blick in den "Himmel von St. Peter".

St. Peter ist aber auch eine Ignaz-Günther-Kirche. Der Künstler hat nicht nur die beiden Seitenaltäre und eine Reihe anderer Kunstwerke geschaffen.
Das Meisterwerk des späten Ignaz Günther steht in der nördlichen Turmkapelle:

Die Figuren der hl. Katharina und der hl. Margarete des dortigen Altars sind höchstes, verfeinertes Rokoko, ebenbürtig seinen Figuren in der Klosterkirche Rott am Inn.

In der Peterskirche haben sich neben der Fülle barocker Kunstwerke auch Zeugnisse gotischer Kunst von hohem Rang erhalten. Dies sind vor allem die Bilder vom spätgotischen Hochaltar. Der grosse Jan Polack hat zwölf Tafeln dieses Flügelaltars gemalt, nur eine Tafel ist verloren gegangen. Sechs Tafeln mit Szenen aus Petri Leben hängen zu beiden Seiten des Chorraums, die fünf Paulustafeln befinden sich als Leihgaben im Bayerischen Nationalmuseum.

Sehenswert ist auch die "Gotische Kapelle" im vorderen linken Seitenschiff. Hier steht der Schrenck-Altar in Stein,gemeisselt (um 1400), einzigartig im Münchner Raum. Ihm gegenüber zeigt das Pötschner-Altärchen von 1477 ein Triptychon aus der Hauskapelle einer Patrizierfamilie.

Gross ist die Zahl gotischer Grabdenkmäler, allen voran das Aresinger-Epitaph von Erasmus Grasser (1492).

Seit 1998 hütet die Pfarrei ihren reichen Kirchenschatz in einer Schatzkammer, die vom Architekturbüro Landau + Kindelbacher gestaltet wurde. Sie ist kein Museum, sondern hält die vielen Kostbarkeiten für die heilige Liturgie bereit.

An Festtagen wird die grosse Diamantenmonstranz im Gottesdienst gezeigt. In der Zeit der Säkularisation wurde sie beschlagnahmt und sollte eingeschmolzen werden, doch der damalige Mesner löste mit einigen Gemeindemitgliedern die Monstranz auf der kurfürstlichen Münze um teures Geld wieder aus und rettete so dieses Kunstwerk.

Der andere Stolz der Schatzkammer ist eine kunsthistorische Rarität: die grosse indische Perlmutt-Truhe, ein Geschenk des Hauses Wittelsbach an die altehrwürdige
Corporis-Christi-Erzbruderschaft.

Reich ist St. Peter an barocken Paramenten, die der Schönheit des Gottesdienstes dienen.
So entfaltet sich immer wieder im Chorraum ein "theatrum sacrum", ein heiliges Schauspiel der römischen Liturgie. Um das zu verstehen, muss man in der Peterskirche etwa die feierliche Vesper am Dreikönigsfest erlebt haben.

Wird bei solchen Gottesdiensten nicht ein Gesamtkunstwerk im umfassenden Sinne verwirklicht?

Es lohnt sich,darüber nachzudenken, dass der Mensch auch im Gottesdienst ein Sinnenmensch ist und bleibt. Er betet, denkt oder fühlt wie der Psalmist:

"Ich liebe, Herr, die Zierde deines Hauses, die hehre Wohnung deiner Herrlichkeit."

Nehmen Sie also die Einladung an und kommen Sie immer wieder in unsere schöne Peterskirche.
Als man sich anschickte, St. Peter ein barockes Kleid zu geben, hat der evangelische Pfarrer Benjamin Schmolck (1672-1737) ein schönes Kirchenlied gedichtet. Dessen erste Strophe ist wie eine überzeugende ökumenische Einladung:

"Tut mir auf die schöne Pforte,
führt in Gottes Haus mich ein.
Ach, wie wird an diesem Orte
meine Seele fröhlich sein.
Hier ist Gottes Angesicht,
hier ist lauter Trost und Licht."

Dokumente des Pfarrachivs
erreichbar über

Monasterium.net