08. April 2016
Eindrücke und Meinungen zum nachsynodalen Schreiben „Amoris Laetitia“ von Papst Franziskus aus dem Vorstand des Katholikenrates der Region München (KRM)
   
Im Vorstand des KRM wird eine Spannbreite der Meinungen zwischen Enttäuschung und Bewunderung der breiten, ausführlichen und gleichzeitig geerdeten und lebensnahen Reflexion von Papst Franziskus über die Liebe deutlich.
 
Enttäuschung darüber, dass in vielen Passagen auf frühere Lehrschreiben, insbesondere auf Humanae Vitae, verwiesen und die dort enthaltene Grundhaltung der Kirche bekräftigt wird. Als nicht zufriedenstellend wird zum Teil der vorgezeichnete Weg für geschiedene und wiederverheiratete Paare gesehen. Zwar werde ein Weg geöffnet, in der Praxis eine Lösung für die einzelnen Paare zu finden. Kritisch wird dabei gesehen, wenn die Betroffenen von der Gewissensentscheidung und Barmherzigkeit einzelner Priester abhängig blieben. Skeptisch wird auch gesehen, dass die in Abschnitt 244 angesprochene Vereinfachung bei Verfahren zur Ehenichtigkeit als einzige im Kirchenrecht geregelte Lösung angeboten wird, weil die Erfahrung gezeigt habe, dass viele Geschiedene die Feststellung der „Nichtigkeit“ der Ehe gar nicht wollen, weil sie dies als Verrat an der früheren Verbindung sähen.
Als nicht ausreichend werden auch die Aussagen zum Thema Homosexualität gesehen.
 
Grundsätzlich überwiegen in den Meinungsäußerungen der Vorstandsmitglieder des KRM jedoch die positiven Aspekte:
Unter anderem, dass sich der Papst nicht mehr so wichtig nehme und nicht alles selbst entscheiden wolle, sondern es stattdessen Offenheit für eigene Entscheidungen des Einzelnen, der Familien, der Seelsorger und der regionalen Bischöfe gebe. Das wird als „viel jesuanischer“ gesehen als Dogmen und Gesetze. Auch, dass endlich wieder über Ehe und Familie diskutiert werde und dabei ein synodaler Weg hohes Gewicht habe. Als „fast anrührend“ werden die konkreten, lebensnahen Hinweise zum Zusammenleben in der Beziehung empfunden. Man habe den Eindruck „er weiß wovon er redet“.
Die Äußerungen zum Leben von Familien mit behinderten Mitgliedern und zur Wertschätzung der abschließenden Lebensphase werden wichtig empfunden, ebenso zu Euthanasie und Sterbehilfe. Auch die Bedeutung von Armut, „die alles härter mache“ ist richtigerweise vom Heiligen Vater mit Nachdruck thematisiert. Dass nicht die Idealfamilie zum Stereotyp werden dürfe, sei ein wichtiges Ergebnis der Synode, sagt er unter Nr. 57. Er sieht die Probleme „schwieriger Umstände“ und „verletzter Familien“. Dies ist ein Aspekt, der nach Meinung des Vorstands in unseren Pfarreien sehr viel mehr Berücksichtigung finden sollte. Der KRM hat seine letzte Vollversammlung dem Thema „Armut“ und deren vieler Gesichter gewidmet.
 
Insgesamt wird das Schreiben als Versuch der Kompromissfindung zwischen Fortschrittlichen und Konservativen betrachtet und als Bemühen des Papstes, eine praktikable Lösung für einige Probleme zu finden. Es öffne die Tür, die die Synode „zumindest einen Spalt breit“ geöffnet hatte, zu einem weiten Raum. Es würden viele Gedanken geäußert, die eine weitere Beschäftigung lohnen.
Vieles wird man erst bei genauerem Lesen zwischen den Zeilen finden und erkennen, dass sich die Gläubigen darauf einstellen müssen, zunehmend mit eigenen Gewissensentscheidungen zu leben.
   
Der KRM ist durch Papst Franziskus zusätzlich motiviert, als Laienvertretung der Katholikinnen und Katholiken in der Region München mit Verantwortungsträgern im kirchlichen Amt in einen Austausch über Lösungen in unserer Erzdiözese zu gehen, „welche die örtlichen Traditionen und Herausforderungen berücksichtigen“. 
Ausschlaggebend erscheint dafür nicht zuletzt, dass uns Papst Franziskus auch hier wieder auffordert, die „via caritas“, den Weg der Barmherzigkeit zu suchen und zu finden, „liebevoll und barmherzig mit Dramen umzugehen“ und „Herzen zu öffnen für die, die in Peripherien leben“.


18. November 2015
Katholikenrat der Region München dankt Kardinal Marx für sein Engagement auf der Familiensynode
In einem Brief hat sich der Vorstand des Katholikenrates der Region München bei Kardinal Marx für sein Engagement auf der Familiensynode bedankt. Vor allem über die Haltung und die Impulse der deutschen Teilnehmer habe man sich sehr gefreut. Hervorgehoben wird in dem Brief des Katholikenrats, dass die deutschen Bischöfe in ihrer eigenen Erklärung "die Menschen um Verzeihung bitten, über die die Kirche im falsch verstandenen Bemühen, die kirchliche Lehre hochzuhalten, mit harten und unbarmherzigen Haltungen in der Pastoral Leid gebracht hat". Dass in diesem Zusammenhang "ausdrücklich ledige Mütter und außerehelich geborene Kinder, Menschen in vorehelichen und nichtehelichen Lebensgemeinschaften, homosexuelle Menschen und Geschiedene und Wiederverheiratete" genannt werden, sei eine wichtige Grundlage "für neue Entwicklungen in der Familienpastoral".

27. Februar 2015
Aufruf des Vorstandes des Katholikenrates der Region München zur Beantwortung der Umfrage zum Thema Familienpastoral zur Vorbereitung der Familiensynode 2015
 
Der Vorstand des Katholikenrates der Region München ruft alle Katholikinnen und Katholiken der Region München auf, sich an der Umfrage des Heiligen Stuhls zum Thema Familienpastoral zu beteiligen. Alle haben die Möglichkeit, dies noch bis zum 01. März 2015 zu tun. Dazu ist der Fragebogen auf der Homepage der Erzdiözese München und Freising unter www.erzbistum-muenchen.de/umfrage eingestellt.
 
Auch wenn uns vielfältige Kritik an diesem Fragebogen bekannt ist, z.B. an der Sprache, an Formulierungen, die teilweise für Nicht-Theologen kaum verständlich sind, bis hin zu Kritiken am Aufbau des Fragenkatalogs, so bitten wir doch alle, ihre Meinung zu den angesprochenen Fragen zu äußern.
 
Dazu muss niemand alle Fragen beantworten oder auch nur verstehen. Ansichten zu Ehe und Familie und zur Sexualmoral können an den Stellen im Fragebogen mitgeteilt werden, die dazu am geeignetsten erscheinen. Es reicht völlig aus, nur einzelne wenige Fragen zu beantworten, dort aber die eigene Meinung zu formulieren. Perfektionismus ist an keiner Stelle gefragt!
 
Mit der Befragung entsprechen die Bischöfe der im Zweiten Vatikanischen Konzil definierten Lehre vom Priestertum aller Getauften und vom Anteil der Laien am dreifachen Amt Christi. Mit anderen Worten: Wir alle sind mitverantwortlich für den Zustand unserer Kirche und sollten uns deshalb beteiligen!
 
Der Vorstand des Katholikenrates der Region München hat einige ausgewählte Fragen des Fragebogens zur Familiensynode diskutiert. Dabei sind zwei verschiedene Meinungsbilder entstanden, die wir anliegend veröffentlichen.

Johanna Rumschöttel
Vorsitzende des Katholikenrates der Region München