Diözesanrat der Katholiken

Demokratisch gewählte Vertretung des Kirchenvolkes.
Der Diözesanrat repräsentiert mehr als 125.000 ehrenamtlich in Katholikenräten, Verbänden und Initiativen aktive katholische Frauen und Männer. Zu den Aufgaben des Diözesanrats gehört es, das wirtschaftliche, familiäre, gesellschaftliche und politische Umfeld so mitzugestalten, dass der Mensch gedeihen und sich entfalten kann.

Erinnerung an einen Bischof an den Rändern

Bischof Gonzalo López Marañon; Prof. Dr. Alois Baumgartner
Bischof Gonzalo López Marañon und Prof. Dr. Alois Baumgartner
Bischof Gonzalo López Marañon (*1933; + am 07. 05.2016)

Er war ein guter Freund unserer Katholischen Landvolkbewegung (KLB) München-Freising, ihm widmen wir folgenden Nachruf.

Wir erlebten ihn in seiner Diözese Sucumbíos, Ecuador, unmittelbar an der Grenze zu Kolumbien. Übergriffe durch Guerilla, Paramilitär und Militär gehörten zu seinem Alltag. Seine Fähigkeiten als Streitschlichter und Vermittler waren sowohl in der Politik als auch innerhalb der Kirche in seiner Diözese gefragt und akzeptiert.
Er war eingespannt in die Problematik der Erdölgewinnung, die natürlich für viele Familien Lebensgrundlage bildet(e). Andererseits waren und sind die Eingriffe in die Natur, die Verschmutzung dieses Teils des Regenwaldes, viele Krankheiten die durch die Erdölförderung entstanden, das gestörte Zusammenleben zwischen indigenen Völkern und Ölfirmen usw., nicht zu übersehen und spalten die Gemeinschaft in dem Teil des Landes.

Bischof Gonzalo wurde – geprägt durch das Zweite Vatikanische Konzil und die lateinamerikanischen Bischofskonferenzen von Medellin usw. – zum Verfechter der Theologie der Befreiung, dadurch auch zum „Grenzgänger“ in theologischen Fragen.
Er buchstabierte neu, zusammen mit den Frauen und Männern seiner Diözese, die Idee des „Volkes Gottes“. Er sprach von der „Comunio de Comunidades“ (Gemeinschaft in Gemeinschaften); er verlangte von seinen Mitarbeitern das, was er selbst vorlebte: in Gemeinschaft zu leben um dadurch Zeugnis zu geben was und wie Kirche ist.
Ein Bild an der Wand des Bischofs- und Seminarhauses zeigt die Spiritualität. Das pilgernde Volk Gottes: viele Menschen, die prozessionsartig auf dem Weg sind, Gesichter die wir kannten und kennen, Bischof Gonzalo inmitten seiner Gemeinde – nicht voraus und nicht als Nachtreiber -, die Vorsitzende der Frauengemeinschaft neben Padre Jesus, ein Katechist, eine Familie, eine Schwester, die Radiodirektorin .....
Seine Erklärung dazu: er, der Bischof und alle die da abgebildet waren, sie alle sind gemeinsam auf dem Weg, jeder und jede mit der ganz eigenen Berufung und ihren Fähigkeiten – und jede und jeder ist gleich wichtig. Er habe den Dienst (servicio) des Hirten; diese Frau hat den Dienst, in einer schwierigen Situation die Familie zu ernähren, die Kinder zu erziehen; dieser Mann lebt weit draußen am Fluss – mit dem Boot in 5 Stunden erreichbar – er verkündet jede Woche das Wort Gottes in der kleinen Gemeinde die dort lebt ......

Bischof Gonzalo setzte in besonderer Weise – bedingt durch wenige Priester – sehr auf die Mitarbeit der Laien. Es waren die „misioner@s“, darunter verstanden sich alle die in irgendeiner Weise in der Kirche haupt- und ehrenamtlich tätig waren, der Entwicklungs-helfer aus Österreich der am Colegio Mechanik unterrichtete genauso wie die Katecheten oder Vorsitzenden von Gruppen, die für den Schmuck in den Kirchen zuständig waren ebenso wie Mitarbeiter am kirchlichen Radio, als „animador/a“ in den christlichen Basisgemeinden.
Wir sind  von Seiten der KLB her dankbar, dass wir ihn kennenlernen durften, dankbar dafür, dass wir eine Kirche kennenlernen durften die so ganz nach unseren Herzen war: lebendig, offen, froh, frei, voller Hoffnung ...
Vieles durften wir bei unseren Besuchen lernen, es waren immer Tage der geistigen Erneuerung und der Begegnung mit einer lebendigen, jungen Kirche.
Gonzalo hat uns die Kirche vorgelebt, die wir jetzt alle durch Papst Franziskus ein wenig erahnen dürfen.
Sein Tod ist es auch ein Zeichen: am Himmelfahrtstag durfte er zum Leben auferstehen – in Angola, in Afrika in der er dort als Missionar die letzten Jahre lebte!

Ein Zitat das auch auf Bischof Gonzalo zutrifft:
„Zu lieben ist der stärkste Zauber, um geliebt zu werden." (Baltasar Gracián SJ [1601 – 1658])


Pfr. Otto Steinberger/Anne Karl-Rott