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Asams Rückkehr nach Maria Dorfen vor 50 Jahren

50 Jahre Asam-Altar
So könnte man plakativ auf den Punkt bringen, was 1963 angebahnt und 1971 vollendet wurde: die Rekonstruktion des Dorfener Gnadenaltares, einer Schöpfung der Brüder Asam.
Zur Vorgeschichte: In der Barockzeit entwickelte sich Maria Dorfen zu einem der beliebtesten Wallfahrtsorte in Süddeutschland. Vor 300 Jahren kamen erwiesenermaßen jährlich über 100.000 Gläubige auf den Ruprechtsberg und suchten in ihren persönlichen Anliegen Zuflucht beim Gnadenbild „Unsere Liebe Frau“, einer noch aus der Spätgotik erhaltenen, schlicht und edel zugleich wirkenden Madonna aus Lindenholz. Üppige Spendengelder aus dem Pilgerzustrom ermöglichten dem damaligen Pfarrer Josef Sailler (1655–1737) die Barockisierung der um 1470 erbauten Wallfahrtskirche. Dafür konnte er die renommierten Gebrüder Asam gewinnen, denen unsere Heimat zahlreiche herrliche Altäre und Fresken verdankt, so in den Domen von Freising und Innsbruck und in den Klosterkirchen von Metten, Rohr und Weltenburg. Ein wohl von Cosmas Damian Asam (1686–1739) 1729 konzipierter Entwurf kam allerdings nicht zur Ausführung. Sein kongenialer Bruder Egid Quirin (1692–1750) gestaltete 1740/41 die Fresken im Chorraum von Maria Dorfen neu und fertigte in diesem Zusammenhang auch eine Planzeichnung für einen neuen prunkvollen Rokoko-Hochaltar. Mit dessen Realisierung wurde dann allerdings der Griesbacher Altarschreiner Wenzel Jorhan (1695–1752) beauftragt, weil Asam zunächst noch in Sandizell vertraglich gebunden war. Die Umsetzung des Asam-Entwurfs gelang dann erst 1749 und in „abgespeckter“ Form, weil Jorhans Werkstatt 1745 im Österreichischen Erbfolgekrieg geplündert wurde und dabei seine Vorarbeiten für den Dorfener Altar zerstört wurden.
Gut 100 Jahre danach veranlasste der innovative Dorfener Pfarrer Anton Schmitter (1807–77) 1868 die Anschaffung eines neuromanischen Hochaltares für die inzwischen auch zur Pfarrkirche erhobene Wallfahrtskirche Maria Dorfen. Von Jorhans Asam-Altar blieben nur der Unterbau und das Gnadenbild erhalten.
Wiederum ein Jahrhundert später leitete Pfarrer Hermann Eigner (1924–86) 1963 die Gesamtsanierung der Pfarr- und Wallfahrtskirche ein und verfocht dabei mit Nachdruck sein Vorhaben, Egid Quirin Asams Meisterwerk rekonstruieren zu lassen. Dafür gelang es ihm, die notwendigen behördlichen Genehmigungen einzuholen, finanzielle Zusagen durch das erzbischöfliche Ordinariat zu bekommen und auch großzügige Spenden aus der Bevölkerung zu akquirieren. Rund 300.000 DM kostete Eigners ehrgeiziges Projekt, das aber damals wie heute auch von Kritikern in Frage gestellt wurde. 1971 hatte sich eine Gruppe junger Erwachsener zusammengefunden, die lautstark forderte, besser in die Schaffung einer kommunalen Freizeiteinrichtung für Jugendliche zu investieren als in einen Altarbau. Die angekündigte Protestdemonstration am Tag der Altarweihe fiel dem kurz zuvor einsetzenden Starkregen zum Opfer – ein Wink des Himmels, der seine Schleusen öffnete? Die geforderte Freizeiteinrichtung stellte schließlich 1974 die Stadt Dorfen mit dem bis heute bestehenden Jugendzentrum an der Jahnstraße zur Verfügung. Doch auch manche Kunstkenner bewerteten die Dorfener Rekonstruktion des Asam-Altares negativ und äußerten sich teilweise sogar polemisch, indem sie das so geschaffene Kunstwerk als wertloses Imitat bzw. als Fremdkörper im klassizistisch geprägten Dorfener Kirchenraum abqualifizierten. Eine sehr einseitige Kritik, die man nicht teilen muss! Und über Geschmack lässt sich ohnehin nicht streiten. Abgesehen davon, dass auch viele Kunstsachverständige die Rekonstruktion des Asam-Altares gelobt haben, war Pfarrer Eigners Motivation bei diesem Leuchtturm-Projekt insbesondere eine Wiederbelebung der alten Dorfener Marienwallfahrt, wie sie in den Folgejahren tatsächlich auch glückte.
Mehrere namhafte Künstler waren an dem neuen Altarwerk beteiligt: die Bildhauer Anton Gogl, Hans Ladner und Fritz Schmidt (München), die Kirchenmaler und Restauratoren Josef Ghezzi und Hans Reiter (Salzburg/Anif) sowie Kunstmaler Franz Marchner (München) und Stuckateur Helmut Kunath (Bad Wiessee). Die künstlerische Gesamtleitung hatte mit Prof. Erwin Schleich (1925–92) ein angesehener Münchner Architekt, der auch die Kirchensanierung begleitete, nach und nach das ganze Ruprechtsberg-Ensemble umgestaltete und die Figuren und Elemente des alten neuromanischen Hochaltares für die Ausstattung der Schulterwunderkapelle verwendete.
Zur Weihe des neuen Gnadenaltares kam am 19. Juni 1971 Julius Kardinal Döpfner, Erzbischof von München und Freising. Den Festgottesdienst umrahmte der Kirchenchor unter der Leitung von Benno Meindl musikalisch. An diesen Jubeltag schloss sich eine Festwoche an, u. a. mit einem Festkonzert und einem Pfarrfamilienabend im Streibl-Saal zu Ehren von Wallfahrtskurat Martin Rothbauer anlässlich seines Goldenen Priesterjubiläums.
Bis heute erweist sich der rekonstruierte Asam-Altar als Herzstück unserer altehrwürdigen Marienwallfahrtskirche, und im Nachhinein lässt sich mit Fug und Recht urteilen: Die Investition hat sich gelohnt.
Wolfgang Lanzinger