Pfarrverband Trostberg

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15.08.2019 - Pfarrverband - Priesterjubiläum Pfarrer Schomers

Pfarrverbandsfest Schwarzau mit Priesterjubiläum
Pfarrverband Trostberg
Nicht nur das 30jährige Priesterjubiläum Schomers wird beim großen Jubiläums- und Pfarrverbandsfest am 15. August gefeiert, sondern auch das 10jährige Priesterjubiläum des Trostbergers Benjamin Gnan und das Patrozinium der Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt Schwarzau. Um 10 Uhr beginnt der Festgottesdienst. Der Treffpunkt zum Einzug in die Kirche ist um 9.45 Uhr auf der Maibaumwiese vor dem Kindergarten. Unter der Leitung von Walter Zimmermann führen Kirchenchor und Orchester die Cäcilenmesse von Charles Gounod auf.
Seit 13 Jahre sorgt der Trostberger Stadtpfarrer Dr. Florian Schomers für seine Bienenvölker, 30 Jahre für das Heil der ihm anvertrauten Menschen. Auf dem Flachdach des Pfarrheimes St. Andreas hält der Priester seit letztem Jahr vier Bienenvölker. Seitdem wird auch dort nach der Tradition des Kirchenvaters Ambrosius von Mailand Honig geschleudert, Lippenbalsam gemischt, Kerzen gegossen und kostbares Propolis gefertigt. „Das ist ein Ausgleich zu meiner Arbeit als Seelsorger.“, so der 55jährige.
Den Wunsch, als Seelsorger bei den Menschen zu sein, hat Florian Schomers schon früh verspürt, ein besonderes Ereignis dazu habe es jedoch nicht gebraucht, erklärt er. Es stand auch die Berufswahl des Arztes zur Debatte. „Ich durfte in den Glauben an Jesus Christus reinwachsen und bin nach wie vor davon begeistert.“, erzählt der gebürtige Rosenheimer. Die Großmutter sei klassisch bayrisch katholisch geprägt gewesen, der norddeutsche Vater eher sozialistisch und weltgewandt, so der Stadtpfarrer. „Meine Eltern haben meinen Weg immer unterstützt und begleitet.“ Nach der Erstkommunion hat er als Achtjähriger die klassische kirchliche ‚Karriere‘ als Ministrant in Rosenheim St. Hedwig begonnen und entwickelte bald eine besondere Liebe zur Orgelmusik, die er noch heute gelegentlich pflegt.
Den Priesterberuf sieht er dann als gelungenen Lebensentwurf, wenn Beziehung, Bewegung und Begeisterung gleichermaßen zum Zug kommen. Aber das gelte auch für jeden anderen Lebensweg. „Meine Bewegung kommt allerdings momentan etwas zu kurz.“ lacht er. Im Benediktinerinternat in Schäftlarn bekam er erstmals den Alltag als Ordensmann vorgelebt. Schließlich legte er am Stiftsgymnasium der Zisterzienserabtei im Tiroler Stams das Abitur ab, eine Zeit aus der viele Lebensfreundschaften hervorgegangen sind.
Die Jugend im klösterlichen Umfeld erlebte Schomers als prägend und entschied sich deshalb 1984 dafür, innerhalb der Gemeinschaft der Wiltener Prämonstratenser in Innsbruck seinem Berufswunsch und Berufung „Seelsorger“ zu folgen. Der Orden der Prämonstratenser wurde im 12. Jahrhundert in Frankreich gegründet, mit dem Ziel, kontemplatives Klosterleben mit aktiver Seelsorge zu verbinden und beides füreinander fruchtbar zu machen. 1989 legte Florian Schomers als Prämonstratenser die feierlichen Gelübde ab, wirkte nach der Priesterweihe im selben Jahr als Kooperator in den Innsbrucker Stadtpfarreien Hötting und Wilten und bald als Pfarrer und Seelsorgeraumleiter in verschiedenen Pfarreien des Stiftes. Seit 2005 übte der promovierte Kirchenhistoriker verschiedene Leitungsfunktionen aus, wie etwa Prior, Stiftspfarrer, Feuerwehrkurat, Kunstkustos, Ausbildungsleiter des Ordensnachwuchses und Dozent an der Katholisch-Pädagogischen Hochschule Edith Stein.
Im Herbst 2016 verordnete sich Schomers ein Sabbatjahr und absolvierte Fortbildungen in Wirtschaftsethik und Leadership. In dieser Zeit prüfte er seinen weiteren Lebensweg als Ordensmann und erkannte, seinen ursprünglichen Wunsch ein Seelsorger bei den Menschen zu sein, als Weltpriester besser leben zu können.
Für das Leben als Priester sieht der Stadtpfarrer einen WG-ähnlichen Haushalt als optimal, bei dem alle gefordert sind. „Damit man nicht schrullig wird, den anderen und sich selbst nicht aus den Augen verliert und vereinsamt.“, so Schomers.
In den letzten 30 Jahren hat sich viel am Bild des Pfarrers gewandelt. Die Pfarreien sind zu immer größeren Pfarrverbänden zusammengefasst worden. Der bürokratische Aufwand sei inzwischen enorm und kann zu Lasten der Seelsorge gehen. „Ich möchte nämlich kein Verwalter des kirchlichen Untergangs werden.“ betont Schomers. Anfangs seiner Dienstzeit vor 30 Jahren hat er seine Predigten noch per Hand geschrieben. „Heute geht das nur noch digital. Eine Zeitersparnis ist dies aber nicht.“, gibt er zu. Doch sei die Digitalisierung unerlässlich für die zunehmende Verbürokratisierung des Pfarrlebens. „Im digitalen Zeitalter ist man immer auf Abruf. Das ist oft keine Kommunikation vom Du zum Du mehr, sondern manchmal nur mehr unpersönlich und nervig.“ klagt er.
Für die Gesellschaft sieht der Stadtpfarrer unter anderem eine konkrete Chance in der Wiedereinführung des Zivildienstes für junge Frauen und Männer, jedoch in angepasster Form: „Dabei sollen die jungen Menschen im ökologischen, kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Bereich, aber auch in kirchlichen Aufgaben gleichermaßen eingesetzt werden, um die Bandbreite des öffentlichen Lebens kennenzulernen und selbst Verantwortung zu übernehmen.“ Er erhofft sich damit, dass Talente neu entdeckt werden und sich der ideale Berufswunsch besser zeigen könne. Für die Kirche bedeute dies beispielsweise, nicht nur zukünftige Seelsorgerinnen und Seelsorger zu motivieren, sondern sich auch auf die heutige Gesellschaft hin zu öffnen. Es wäre für beide Seiten ein wichtiger Lernprozess.
„Wenn es an der Kirche hakt, dann am Bodenpersonal und nicht am Glauben der Menschen. Die Kirche ist momentan nicht gerade attraktiv.“, ist der Seelsorger überzeugt. Der Ortsgeistliche hat sich viel vorgenommen. Er möchte die Kirchenaustrittsquote ins Gegenteil verwandeln. „Das geht nicht von heute auf morgen.“ Der Stadtpfarrer ist sich sicher, dass die Kirche im Ort eine positive Lebenskultur, Lebensfreude und Gemeinschaft stiften kann und damit einer zunehmenden Vereinsamung entgegenwirkt. Die Kirche sei trotz aller Berichte über Missbrauch zukunftsfähig, so Schomers. Sie habe aber in vielen Bereichen verlernt, sich zu besinnen. „Die Seele muss in der heutigen, beschleunigten Zeit nachkommen können. ‚Nichtstun‘ und in Stille bleiben zu können ist gesund und wichtig. Und das muss wieder seine Berechtigung finden.“ Den wöchentlichen Kirchgang empfiehlt er ausdrücklich, um diese eine Stunde aus dem Hamsterrad aussteigen zu können. „Beruf, Familie und Freizeitstress haben immer höhere Leistungsansprüche. Das Rad dreht sich immer schneller.“. Kirchliches Leben kann hier zu einer Kultur der Entschleunigung beitragen. Gleichzeitig mahnt der Stadtpfarrer auch die soziale Verantwortung des Evangeliums ein. Die Deutungshoheit der christlichen Botschaft ist allerdings nicht den Glaubenden vorbehalten, sondern auch allen, die ausgetreten sind oder ‚anders‘ glauben. „Kirchenfenster gehören von ‚außen‘ und ‚innen‘ geputzt!“ Derzeit zahle die Kirche den Preis für die langjährigen Verfehlungen einer Staats- und Machtkirche. „Wir müssen uns wieder auf unsere christlichen Grundwerte besinnen.“ erklärt er.
Bei der vielen Arbeit in der Seelsorge, die oft oftmals keine feste Arbeitszeit und wenig Freizeit kennt ist dem Ortsgeistlichen der Montag als Tag der Erholung heilig. Dann nimmt er sich die Zeit für das Wandern in den Bergen, für das Laufen, Radeln und seine Familie in Rosenheim.