Katholische Pfarrgemeinde St. Nikolaus in Übersee am Chiemsee

Das (alte) Heilige Grab - ein wiederentdecktes Juwel

Ab Gründonnerstag wird in der Seitenkapelle unserer Pfarrkirche wieder das Heilige Grab zu sehen sein. Nur die älteren Überseer werden sich erinnern, dass es sich bei diesem Heiligen Grab eigentlich nur um ein Teilstück einer viel größeren Grabkulisse handelt.

Diese wurde für unsere neuerbaute Pfarrkirche von der Werkstätte für kirchliche Kunst Leonhard Griebl in Feldkirchen bei Westerham gebaut und am Gründonnerstag, den 08. April 1909 erstmals im Altarraum der Kirche aufgebaut.

Die Maße waren beachtlich: 8 Meter in der Breite und knapp ebenso viel in der Höhe. Die burgartige Kulisse mit zwei Türmen links und rechts zeigte den Christus in einer Grabhöhle, die von zwei römischen Soldaten bewacht wird. Der Leichnam war eine Bildhauerarbeit für damals 200 Mark. Ein weiterer, mittiger Turmaufbau, passend zur Kirche im gotischen Stil, bot in einem Fensterbogen Platz für die Figur des Auferstandenen, die in der Osternacht enthüllt wurde und von Lichtern umgeben war.

Gleichzeitig konnte der Leichnam im Grab durch einen Hebelmechanismus verborgen werden. Das ganze Bauwerk war von der Rückseite über eine Treppe begehbar.

Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil verschwanden die Heiligen Gräber allmählich aus unseren Kirchen. Die große Grabkulisse wurde in Übersee zuletzt Mitte der 60er Jahre unter Pfarrer Konrad Wöhrl aufgebaut. Seit einigen Jahren werden die Kulissengräber – sofern noch vorhanden – jedoch vereinzelt restauriert und wieder aufgebaut, so z.B. in Aschau.

Man muss es als Glücksfall bezeichnen, dass die Teile unserer alten, monumentalen Grabkulisse noch erhalten und nun wieder aufgetaucht sind. Ein erster Aufbau hat gezeigt, dass die bemalte Frontseite in einem verhältnismäßig guten Zustand ist. Das tragende Balkengerüst und Details wie der Absenkmechanismus des Leichnams sowie die Beleuchtung bedürfen allerdings einer Ausbesserung bzw. Erneuerung.

Die Kirchenverwaltung hat einer Instandsetzung zugestimmt. Mit ein paar freiwilligen Helfern werden wir uns nach Ostern an die Arbeit machen, und sofern keine unvorhergesehenen Schwierigkeiten auftreten, wird man das Grab in Zukunft über die Osterfeiertage wieder im Altarraum unserer Kirche bestaunen können.

Simon Falkinger, Mesner