„Am Ziel der einen Kirche festhalten“

Kardinal Marx bei Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen in München
München, 19. Januar 2017. Beim zentralen Münchner Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen hat Kardinal Reinhard Marx dazu aufgerufen, „am Ziel der einen Kirche festzuhalten“. Man dürfe nicht „zu schnell zufrieden sein mit dem, was wir bereits erreicht haben“, so der Erzbischof von München und Freising am Mittwochabend, 18. Januar, in der evangelisch-lutherischen Kirche St. Matthäus. Marx feierte den Gottesdienst zusammen mit Heinrich Bedford-Strohm,  Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Bischof Sofian von Kronstadt (Rumänische Orthodoxe Kirche) sowie weiteren Vertretern der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen.
 
Die Kirche als Haus Gottes müsse eine „Einladung sein an alle Völker aller Sprachen und aller Kulturen“, erklärte Kardinal Marx. Es gehe darum, „eine sichtbare Gemeinschaft von konkreten Menschen“ zu sein. Dies bedeute „keine Uniformität, sondern eine Einheit in Vielfalt“. Das Reformationsgedenken 2017 soll nach Ansicht von Marx „nicht als selbstbezogene Jubiläumsfeierlichkeit“ begangen werden, sondern, indem „wir in diese konkrete Zeitstunde hinein Christus verkünden, ihn zur Sprache bringen durch das Gebet und durch die Hinwendung zu den Schwachen, den Kranken, den Armen, den Flüchtlingen, den Verfolgten und den Verletzten“. An dem Auftrag, „diesen Schatz der ganzen Welt zu zeigen“, müsse festgehalten werden, „auch wenn wir manchmal ziemlich ruinös dastehen – als Kirche oder auch als Person“, sagte Marx mit Bezug auf die Tradition, den Stall von Bethlehem, in den Christus geboren wurde, als Ruine darzustellen.
 
Gerade in einer Zeit, „in der die Gottesfrage in einer manchmal schwierigen Weise neu gestellt wird und von Radikalen ein Gegeneinander der Religionen provoziert wird“, müsse die Kirche an ihrer Sendung festhalten, „nicht sich selbst zu verkünden, sondern Christus in die Mitte zu stellen“, betonte der Erzbischof. Christen seien auch dazu aufgerufen, sich in aktuelle Debatten einzumischen, dabei sei aber entscheidend, dies „nicht in der Sprache der Selbstbehauptung“ zu tun, sondern immer mit Respekt vor dem anderen, ob nun „im Dialog oder auch im Streit“. 
 
Die Gebetswoche für die Einheit der Christen wird seit 1908 gefeiert. Der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen und der Ökumenische Rat der Kirchen verantworten sie gemeinsam, wobei in jedem Jahr eine ökumenische Gruppe aus einem anderen Land die Vorbereitung übernimmt. In Deutschland wird die Gebetswoche getragen von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK). Die weltweit genutzten Materialien für die Gebetswoche 2017 wurden von einer deutschen Arbeitsgruppe erarbeitet, die von den Mitgliedskirchen der ACK in Deutschland berufen wurde. In vielen der rund 1500 evangelisch-lutherischen und rund 4000 katholischen Gemeinden in Bayern gibt es aus Anlass der Gebetswoche für die Einheit der Christen gemeinsame Gottesdienste und ökumenische Begegnungen. (ck)