„Das große Ja-Wort Gottes zum Leben aller Menschen“

Kardinal Marx: Weihnachtsbotschaft bedeutet Licht und Aufklärung
München, 24. Dezember 2018. Im Kind von Bethlehem manifestiert sich laut Kardinal Reinhard Marx „das große Ja-Wort Gottes zu meinem Leben und zum Leben aller Menschen“. Die Weihnachtsbotschaft bringe „Licht und Aufklärung“, sagt Marx laut Manuskript in seiner Weihnachtspredigt an Heiligabend, Montag, 24. Dezember, bei der Christmette im Münchner Liebfrauendom. Mit Blick auf diese Botschaft könne man „keine fundamentalistische Religion aufbauen, kann der Glaube nicht reduziert werden auf ein Traditionschristentum oder zur Dekoration werden für eine verloren geglaubte Identität“.
 
Marx stellt fest, dass in der gegenwärtigen Zeit, da die Unsicherheiten und Sorgen weltweit stiegen, auch die Diskussionen und Auseinandersetzungen härter geführt werden würden: „Ein Denken in den Kategorien ,Freund‘ und ,Feind‘, ,Gewinner‘ und ,Verlierer‘, ,Sieger‘ und ,Besiegte‘ setzt sich stärker durch. Selbst in unserem geordneten und doch überwiegend friedlichen und wohlhabenden Land kann man das spüren.“ Herrschte etwa beim Weltgebetstreffen 1986, zu dem Papst Johannes Paul II. die Weltreligionen einlud, noch der Optimismus, dass der Glaube an Gott Menschen friedlich zusammenführen könne, betrachten heute manche Religion eher als Teil denn als Lösung des Problems, führt der Kardinal aus. Denn tatsächlich könne Religion auch missbraucht werden als „Schwungrad für Fundamentalismus und für ein ,Freund-Feind-Denken‘, ja für Hass und Gewalt“, räumt Kardinal Marx ein. 
 
So müsse sich auch das Christentum immer wieder der Selbstkritik stellen, verlangt der Erzbischof: Die Realität der Kirche brauche „immer neue Aufklärung im Licht der Botschaft von Weihnachten“. Die Begegnung mit Jesus von Nazareth helfe bei der „Unterscheidung der Geister“, sie werde „zu einer Quelle des Mutes und der Kraft, gegen jeden Missbrauch der Religion aufzustehen“, so Marx. Damit könne der Glaube „ein Teil der Lösung der großen Herausforderungen sein, vor denen Menschen stehen“, ist der Erzbischof überzeugt. Mit Blick auf die Weihnachtsbotschaft könne die Kirche „glaubwürdig Brücken bauen“ und zeigen, „dass in diesem Kind von Bethlehem Gott der Bruder aller Menschen geworden ist und wir deshalb zueinander gehören, trotz aller Unterschiede und Interessengegensätze“.
 
Den Mut und die Kraft, das zu leben und zu bezeugen, „können wir wiedergewinnen, wenn wir zunächst in Demut selbstkritisch zur Krippe Jesu kommen, uns hinknien und von diesem Kind Licht und Aufklärung empfangen“, sagt Marx: „Dann können wir und müssen wir aufstehen, reden und handeln, einladen und ermutigen, Hoffnung machen und trösten – eben den Glauben an den Mensch gewordenen Gott in die Welt tragen.“ (ck)