„Der Hass darf nicht auf uns überspringen“

Bischofsvikar zu Stolberg bei Münchner Kundgebung nach Anschlägen von Paris:
„Unerschütterliche Solidarität mit den Opfern von Gewalt, den Flüchtenden und den Notleidenden“
Unterstützungsportal Flucht und Asyl
München, 20. November 2015.  Bischofsvikar Rupert Graf zu Stolberg hat bei einer Kundgebung in München nach den Anschlägen von Paris vor einer Spirale der Gewalt gewarnt: „Der Hass, von dem sich die Terroristen bei diesem Blutbad leiten ließen, darf nicht auf uns überspringen. Gewalt können wir nicht mit Gewalt überwinden. Auch verbal sollten wir nicht hochrüsten.“  Bei der Münchner Kundgebung „Steh auf gegen Hass und Gewalt“, zu der das Münchner Forum für Islam für Freitag, 20. November, einlud, mahnte zu Stolberg zugleich, dass die Auseinandersetzung mit dem Terror nicht für einen verschärften Ton in der Flüchtlingsdebatte missbraucht werden dürfe. 
   
Für die Menschen, die vor dem islamistischen Terror nach Europa fliehen, muss es nach Ansicht zu Stolbergs „wie eine Verhöhnung ihres Leids klingen, wenn manche nun lauthals ein Ende der Solidarität mit den Flüchtenden und Verfolgten fordern“. Wer dieser Forderung nachgebe, beschere den Terroristen letztlich einen Sieg: „Unsere Antwort auf die Anschläge von Paris muss aber lauten: Unsere Solidarität mit den Notleidenden, mit den Opfern von Gewalt, Verfolgung und Unterdrückung ist unerschütterlich.“
   
Der Bischofsvikar zeigte sich „noch immer entsetzt über die von Hass getriebenen Gewalttaten in Paris“. Angesichts des Leids, „das über diese Stadt, über die Opfer, ihre Angehörigen und Freunde gekommen ist, fehlen uns die Worte. Wir beten für alle Betroffenen.“ Es gelte nun vor allem „besonnen zu reagieren auf solche Angriffe, die uns alle treffen und die sich nicht nur vor einer Woche in Paris ereigneten, sondern wohl täglich Menschen an irgendeinem Ort in der Welt zu Opfern machen“.  Es handle sich um „Angriffe, die auf die Freiheit und die Menschenwürde zielen und in Schrecken, Angst und Unterdrückung münden“.
   
Zu Stolberg erinnerte daran, dass eine der wesentlichen Voraussetzungen der freiheitlichen Gesellschaftsordnung, auf die die Anschläge von Paris zielten und an der es festzuhalten gelte, sei, „dass unsere Gesellschaft sich nach innen und nach außen solidarisch verhält, dass jeder Mensch bei uns die gleichen Rechte und die gleiche Würde hat, unabhängig von Nationalität, Geschlecht oder Religion“. Angst, die häufig zu Hass führe, zähle nicht zu den christlichen Tugenden, „wohl aber die Hoffnung, die Zuversicht“. So zeigte sich zu Stolberg in seiner Ansprache „zuversichtlich, dass wir gerade mit den Werten, die wir durch solchen Terror attackiert sehen, einen Beitrag zur Heilung der Wunden leisten: mit unserem unerschütterlichen Glauben an ein friedliches Zusammenstehen aller Nationen und aller Religionen, an die Würde jedes einzelnen Menschen, an die Macht von Barmherzigkeit und Versöhnung, an einen Gott, der die Liebe ist und niemals Gewalt oder Krieg.“ Die Vertreter aller Religionen müssten deutlich machen: „Kein Glaube rechtfertigt Verbrechen.“ (ck)