Diözesanratsvorsitzender fordert Europäischen Kirchentag

Hans Tremmel: München als Veranstaltungsort zur Förderung von Ökumene und interreligiösem Dialog
Hans Tremmel
Diözesanratsvorsitzender H. Tremmel. (Foto: EOM/Klinger)
München, 5. Juli 2017. Beim Jahresempfang der Erzdiözese München und Freising hat Hans Tremmel, Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken, einen Europäischen Kirchentag für das Jahr 2027 gefordert und München als Veranstaltungsort ins Spiel gebracht. Die Stadt „böte sich besonders gut an, ein Signal des Friedens, der Versöhnung und der Vernunft auszusenden. Unsere Klöster und Kirchen wären offen für die Gläubigen aller Konfessionen, außerdem für die Neugierigen und die Sinnsucher“, sagte Tremmel am Mittwoch, 5. Juli, in München. Auch andere Religionen sollten eingeladen werden, so wäre es denkbar, dass im Jüdischen Zentrum am Jakobsplatz „Veranstaltungen stattfinden, die zeigen, dass jüdisches Leben mitten in dieser Stadt, mitten in Deutschland und in der Mitte Europas wieder seinen ihm gebührenden Platz einnimmt“. Tremmel drückte außerdem seine Hoffnung aus auf ein „schönes muslimisches Gemeindezentrum, das einen Islam verkörpert, der nicht nur kompatibel ist mit unserem freiheitlich demokratischen Rechtsstaat, sondern diesen geradezu selbstverständlich in die muslimische Community trägt“.
 
Der Diözesanratsvorsitzende schlug in seiner Ansprache vor, sich den Planungen für einen Europäischen Kirchentag anzuschließen, die bisher vor allem in der evangelisch-lutherischen Kirche vorangetrieben werden. Es gehe darum, „aller Welt zu zeigen, dass wir Christentum und generell Religion nicht den Angstmachern, Vereinfachern und Fanatikern überlassen wollen. Vorurteile und Hass werden von diesen allzu leicht als ernstzunehmende Sorgen getarnt“, sagte Tremmel: „Warum versammeln wir nicht Menschen aus ganz Europa, um mit ihnen zu beten, ernsthaft zu diskutieren, zu feiern und eine lebensbejahende Fröhlichkeit auf die Straßen zu bringen? Warum sollen wir Christen diesmal nicht allen Gläubigen guten Willens liebenswürdige Gastgeber sein? Das wäre ein positiver religiöser Kontrapunkt in wahrlich schwierigen Zeiten.“
 
„Die weltweite Rückkehr nationalstaatlicher Egoismen und die Renaissance religiöser Fundamentalismen machen uns Angst und trüben unser bislang von einer gewissen Leichtigkeit geprägtes Lebensgefühl“, stellte der Diözesanratsvorsitzende fest. „Plötzlich verteidigen angebliche Patrioten das Christentum, obwohl sie vom Christentum keine Ahnung haben. Gleichzeitig kommt immer häufiger ein radikaler Islamismus mit einer zerstörerischen Fratze aus der Deckung, der nicht zuletzt auch die vielen Millionen friedlichen Muslime in Furcht und Schrecken versetzt.“
 
Angesichts dessen brauche es „die Solidarität der Vernünftigen in unserer Gesellschaft“, forderte Tremmel, „denn für ein gutes Miteinander tragen alle Verantwortung, nicht nur die Organe des Rechtsstaates“. Christen seien „gerade auch in einer zunehmend säkularen Gesellschaft unverzichtbar“, würden gebraucht, „im privaten Umfeld, aber eben auch im öffentlichen Raum als glaubwürdige Zeugen einer wirklich sinnstiftenden Botschaft“.
 
Rund 600 Gäste aus Kirche, Gesellschaft und Politik nahmen an dem traditionellen Jahresempfang von Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, und dem Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese München und Freising im Kardinal-Wendel-Haus in München-Schwabing teil. (gob)