„Faires Verfahren zur Aufnahme von Flüchtlingen“

Kardinal Marx fordert Überprüfung des „Dublin-Systems“
München, 17. April 2014. Kardinal Reinhard Marx hat die europäischen Politiker dazu aufgerufen, sich „auf ein transparentes und faires Verfahren zur Aufnahme der Flüchtlinge“ zu verständigen. Dazu bedürfe es einer „gründlichen Überprüfung“ des so genannten Dublin-Systems, das denjenigen Mitgliedstaat als zuständig für das Asylverfahren bestimmt, über den ein Flüchtling nach Europa einreist, betonte Marx bei der Messe zum Gründonnerstag, 17. April, im Münchner Liebfrauendom. Im Rahmen des Gottesdienstes, der an das Letzte Abendmahl und die Fußwaschung der Apostel durch Jesus erinnert, wusch der Kardinal Flüchtlingsfamilien aus Nigeria, Syrien und dem Irak die Füße.

Marx forderte, dass Menschen, die „oft nach schrecklichen, traumatisierenden Erfahrungen bei uns angekommen sind, menschenwürdig behandelt werden“. Die europäischen Grenzen dürften „nicht zu einer Todesfalle“ werden und die Grenzkontrollen nicht zu Lasten der Menschenrechte gehen. Schließlich müsste, um die Ursachen für die Flüchtlingsströme zu beseitigen, das „Gefälle zwischen Armen und Reichen auf dieser Welt geringer werden“, so Marx. Dies alles seien Aufgaben der Politik, unterstrich der Erzbischof, zugleich aber müsse die Kirche deutlich machen: „Wer bei uns ist, soll erfahren, dass er als Mensch angenommen wird, unabhängig von seiner Religion, seiner Hautfarbe, seiner Kultur und seiner Sprache.“  

Die Fußwaschung am Gründonnerstag solle ein „Zeichen dafür sein, dass die ganze Kirche gerufen ist, denen zu helfen und die in die Mitte zu holen, die in existentieller Not sind“, erklärte Kardinal Marx. Er zeigte sich dankbar dafür, dass zahlreiche Asylbewerber und Flüchtlinge auch in den Pfarreien und Gemeinschaften des Erzbistum Unterkunft und Hilfe fänden: „In unserem Erzbistum und auch überall in der Kirche in Deutschland ist die Offenheit in den Pfarreien groß und die Bereitschaft zu materieller Unterstützung und persönlicher Begegnung.“  

Marx warnte davor, die Heilige Messe als eine „isolierte Kulthandlung, in der es um die Rettung der eigenen Seele geht“, zu betrachten. Vielmehr gehöre zum inneren Wesen des Gottesdienstes,  „sich der Kranken, Verwundeten und Armen anzunehmen und sie in die Mitte des Volkes Gottes einzuladen“. Deshalb sei „eine eucharistische Frömmigkeit ohne eine diakonische Pastoral nicht denkbar“, sagte Marx. Gerade der Gründonnerstag mit der Fußwaschung lade dazu ein, die „Arbeit in den Pfarreien, Vereinen, Ordensgemeinschaften, geistlichen Bewegungen immer wieder daraufhin zu überprüfen, ob die Feier der Eucharistie und die Hinwendung zu den Armen, Schwachen und Kranken miteinander verbunden und aufeinander bezogen sind“, so der Kardinal. (ck)