„Global denken – lokal handeln“

Kardinal Marx ruft zur Übernahme individueller Verantwortung auf
München, 8. Dezember 2016. Kardinal Reinhard Marx hat angesichts globaler Herausforderungen dazu aufgerufen, vor Ort Verantwortung zu übernehmen: Das Leitwort „Global denken – lokal handeln“, das vor allem im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit etabliert wurde, gelte heute gleichermaßen für die Aufgaben in Bereichen wie dem Klima- und Umweltschutz. Jeder Einzelne müsse – mit den Worten von Papst Franziskus – „das eine Haus der Schöpfung im Blick“ haben und zugleich „vor Ort mit seiner Verantwortung“ die Aufgabe übernehmen, „dieses eine Haus zu schützen, das allen gehört, auch den künftigen Generationen“, so der Erzbischof von München und Freising in der Messe zum Patrozinium des Münchner Liebfrauendoms am Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria am Donnerstagabend, 8. Dezember.
 
Eine ähnliche Ethik gelte es auch für das Internet zu etablieren, sagte Marx: Die so genannte digitale Revolution habe einen „Raum der Informationen und der Daten“ geschaffen, der eine „neue, globale Wirklichkeit hervorruft“. Diese Wirklichkeit sei „unglaublich faszinierend“, zugleich aber lauerten Gefahren wie Datenmissbrauch oder die Möglichkeit zur Verbreitung von Hass und Lüge. Dem entgegenzutreten, sei die Verantwortung jedes Einzelnen.
 
Analog dem Prinzip „Global denken – lokal handeln“ könne auch das Geschehen um die Geburt Christi betrachtet werden: Gott schaffe „einen Raum der Hoffnung und der Gnade, der nicht zerstörbar ist“, zugleich handle er lokal vor Ort, in Nazareth, mit der Gottesmutter Maria und der Menschwerdung in Jesu, so Marx: Hier werde vor Ort „die neue Welt der Hoffnung sichtbar: Sie existiert wirklich“. In der Taufe werde der Mensch an diesen Raum der Hoffnung, „an dieses Netzwerk angeschlossen“. Bei der Lehre von der Ursünde gehe es nicht darum, „dass durch die Zeugung die Sünde weitergegeben wird, sondern dass wir eintreten in einen Raum des Misstrauens und der Sünde und leicht übersehen, dass der Raum der Hoffnung wirklich da ist“, erklärte Kardinal Marx. Gerade in turbulenten Zeiten sei entscheidend, dass Christen „Zeugen der Hoffnung“ seien.
 
Das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria, so der liturgische Name, wird volkstümlich meist „Mariä Unbefleckte Empfängnis“ oder auch nur „Mariä Empfängnis“ genannt. Der Festtag hat seine Wurzeln in der Verkündigungsbotschaft im Lukas-Evangelium. Der Festgedanke bezieht sich allerdings nicht auf die Empfängnis Jesu durch Maria, sondern auf die Empfängnis Marias durch ihre Mutter Anna. Der Hintergrund des Festtags wurde in oft kontroversen theologischen Diskussionen immer wieder behandelt und in bedeutenden Werken der christlichen Kunst dargestellt. Am 8. Dezember 1854 verkündete Papst Pius IX. offiziell als Lehre der Kirche, „dass die allerseligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis aufgrund einer besonderen Gnade und Auszeichnung von Seiten des allmächtigen Gottes im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi, des Erlösers des menschlichen Geschlechtes, von jedem Makel der Erbsünde bewahrt blieb“. Das Fest zählt zu den hohen Marienfeiertagen und wurde in Bayern erst 1968 als gesetzlicher Feiertag aufgehoben. (ck)