Kardinal Marx: „Gewalt bleibt ein Übel“

Erinnerung an niedergeschlagenen Bauernaufstand von 1705 „kann auch heute noch aufrütteln“
München, 20. Dezember 2015. Nach Ansicht des Erzbischofs von München und Freising kann die Erinnerung an die sogenannte Sendlinger Mordweihnacht vor 310 Jahren „auch heute noch aufrütteln“. Es sei „ja nicht vorbei mit dem Krieg, immer wieder sterben Menschen“, sagte Kardinal Reinhard Marx am Sonntag bei einem feierlichen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Margaret in München-Sendling zum Gedenken an den am 25. Dezember 1705 niedergeschlagenen Bauernaufstand. Bei der Auseinandersetzung während des Spanischen Erbfolgekrieges waren rund 1000 Bauern getötet worden, die sich gegen die kaiserlichen Truppen aufgelehnt hatten.
 
Damals wie heute seien bei kriegerischen Auseinandersetzungen meist Arme, Kleine und Schwache zu beklagen, sagte der Kardinal. Aktuell, da Deutschland mit dem Syrien-Einsatz in einen Krieg hineingehe, der mit Gewalt und Töten verbunden sei, sei er „erstaunt, wie ruhig und teilnahmslos die Bevölkerung ist“. Marx mahnte: „Solange Menschen ungerecht behandelt werden und in Krieg und Not leben, dürfen wir als Christen nicht zufrieden sein.“ Sich zu verteidigen sei gerechtfertigt, „aber Gewalt und Menschen zu töten, bleibt ein Übel“. Er bete darum, „dass die Verantwortlichen Wege finden, dass die Kette der Gewalt unterbrochen wird“.  
 
„Wir haben keine Lösung für alle Probleme“, räumte der Kardinal ein. „Aber das Herz muss erst einmal schauen, wo sind Opfer, wie können wir helfen.“ Das gelte auch für den Umgang mit den Flüchtlingen. „Es können nicht alle zu uns kommen“, sagte Marx, zumal sie vor Ort gebraucht würden, um ihre Länder aufzubauen. „Aber dazu braucht es Frieden und unsere Solidarität.“ Ebenso werde es hohe finanzielle Mittel benötigen, um in den Herkunftsländern der Asylsuchenden Frieden zu schaffen.
 
„Es ist wichtig, sich immer neu auf den Weg zu machen: für die Kirche, für Demokratie, für ein Leben in Gerechtigkeit und Frieden für alle Völker“, appellierte Marx an die Gottesdienstbesucher. Das bevorstehende Weihnachtsfest könne hier als „Schule des Friedens“ dienen: „Dieses Kind bringt alles Gute in uns hervor.“ (uq)