Kardinal Marx: Gute Sterbestunde statt assistierten Suizids

Erzbischof von München und Freising würdigt an Allerseelen „Kultur des Lebens“
München, 2. November 2025. Kardinal Reinhard Marx hat zu Allerseelen den unermesslichen Wert eines jeden einzelnen Menschenlebens betont und sich klar gegen den sogenannten assistierten Suizid und für den Lebensschutz ausgesprochen. „Ich empfehle jedem, vor allem uns Älteren, um eine gute Sterbestunde zu beten: Eine Sterbestunde, die gut ist, weil sie schmerzfrei ist und nicht allein stattfindet“, sagte der Erzbischof von München und Freising am Sonntag, 2. November, im Münchner Liebfrauendom, „und dass sie nicht durch die Hand eines anderen Menschen sterben, sondern an der Hand eines anderen.“ Diese Haltung sei es auch, die in den Einrichtungen der Erzdiözese gelebt werde. Ebenso stelle die Erzdiözese finanzielle Mittel bereit für Palliativmedizin, dass Menschen schmerzfrei sterben könnten.
 
Marx unterstrich: „Keiner ist überflüssig: Kein Ungeborener ist überflüssig, kein Dementer, kein Kranker, kein Behinderter: Niemand ist überflüssig! Jeder ist ein kostbares Geschenk Gottes.“ Dies sei etwas, das gerade die Kirche aufrechterhalten müsse. Denn wenn die Kostbarkeit des Lebens nicht gesehen werde und wo Menschen eingeordnet würden, wann sie leben dürften und wann nicht: „Dann ist das Leben selbst in Gefahr.“
 
Diese Kultur des Lebens gelte es auch auf dem Friedhof zu zelebrieren, sagte der Erzbischof. Das Erzbistum habe hierzu „einiges geschaffen“, etwa das Trauerpastorale Zentrum auf dem Münchner Ostfriedhof, das Menschen dabei helfen solle, gut trauern zu können. „Zu einem würdigen Leben gehört es, Abschied zu nehmen und zu trauern.“ Hingegen käme es einem „Zivilisationsrückschritt“ gleich, wenn Menschen nicht mehr würdig gedacht werde.
 
Bei den traditionellen Gräbersegnungen am Vortag vor Allerseelen hätten viele „ein kraftvolles Zeichen des lebendigen Glaubens gegeben“, so Marx. Indem die Menschen die Gräber besucht und ihrer Toten gedachten, hätten sie ein „wichtiges Zeichen abgelegt, dass der Tod nicht eine unüberwindbare Mauer bedeutet, sondern ein Tor, durch das wir gehen, um Auferstehung zu feiern“. In diesem Sinne sei Allerseelen auch ein „Zeichen der Hoffnung, dass die Toten nicht vergessen sind“.
 
Der Erzbischof bekannte, dass er sich jeden Abend vor dem Schlafengehen bewusst mache, dass er wieder einen Tag näher auf den Tod zugegangen sei. „Und es macht mir keine Angst“, sagte er. Der Tod könne schließlich auch, wie der Musiker Wolfgang Amadeus Mozart einmal gesagt habe, ein Freund sein. „Allerseelen zeigt uns eine österliche Hoffnung, aber eben auch eine dunkle Seite“, sagte Marx. Den Tag als Tag der Angst zu begreifen, sei dabei ebenso falsch, wie der Gefahr der Sorglosigkeit zu erliegen. Diese habe der Dichter Heinrich Heine beispielhaft zum Ausdruck gebracht, als dieser sich, im Sterben liegend, davon überzeugt gezeigt habe, dass Gott ihm verzeihen werde – „das ist schließlich sein Beruf“. Der Kardinal mahnte: „Beide Haltungen sind nicht richtig! Das Leben ist Gabe und Aufgabe und Allerseelen erinnert uns daran, dass wir auch eine Verantwortung haben.“
 
Am Hochfest Allerheiligen gedenken Katholikinnen und Katholiken der Menschen, die der Kirche als Heilige gelten. Das Fest richtet den Blick dabei nicht nur auf die offiziell kanonisierten und öffentlich verehrten Heiligen, sondern auch auf die Menschen, um deren Heiligkeit niemand weiß als Gott allein. Das Fest Allerseelen ist dem Gedächtnis aller Verstorbenen gewidmet. Traditionell versammeln sich Gläubige bereits an Allerheiligen auf den Friedhöfen zu Gottesdiensten und Gräbersegnungen, um ihrer verstorbenen Angehörigen zu gedenken. Die Ursprünge des Hochfestes Allerheiligen reichen bis ins vierte Jahrhundert zurück. Das Fest Allerseelen entstand im zehnten Jahrhundert. (uq)