Kardinal Marx: Mariä Himmelfahrt ist ein „Mutmachfest“

Festgottesdienst im Münchner Liebfrauendom mit Kräutersegnung
München, 15. August 2017. Zum Hochfest Mariä Himmelfahrt hat Kardinal Reinhard Marx an „die Verbindung von Diesseits und Jenseits“ als wesentlichen Inhalt des christlichen Glaubens erinnert und die Gläubigen dazu aufgerufen, sich auch im alltäglichen Leben zu öffnen für eine Perspektive der Unendlichkeit. „Wir spüren in unserem Herzen eine Hoffnung, die über die Traurigkeit und die Anstrengung hinausgeht und den Blick wagt auf eine Wirklichkeit, die jenseits ist von Raum und Zeit, die wir uns nicht vorstellen können“, sagte der Erzbischof von München und Freising bei seiner Predigt am Dienstag, 15. August, im Münchner Liebfrauendom. Am Ende des Gottesdienstes segnete er die mitgebrachten Kräuterbuschen.
 
Die Verbindung von Diesseits und Jenseits werde „besonders sichtbar in der Jungfrau Maria“. So sei das Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel „ein Fest der Hoffnung, ein Mutmachfest, das die Grenzen durchschreitet und deutlich macht, was Christentum bedeutet: dass Gott sich auf diese Welt einlässt, ganz und gar“. Es helfe, „auch unser eigenes Leben neu anzunehmen“, denn es zeige, dass es „nicht gleichgültig“ sei, „was in Raum und Zeit passiert“, betonte Kardinal Marx: „Was in diesem Leben gelebt wird, in diesem Leib, in der Beziehung zu anderen Menschen, durch unsere Sinne, das alles soll gereinigt, erfüllt, vollendet werden.“
 
Er habe am Vorabend ein alpenländisches Mariensingen in einer Gemeinde besucht, berichtete der Erzbischof, und sei beeindruckt gewesen von „der Herzensinnigkeit der Frömmigkeit, die das verbindet: das tägliche Leben, in das wir hineingestellt sind, und der Glanz der Liebe Gottes, der über jedem menschlichen Leben liegt“. Das Hochfest Mariä Himmelfahrt gilt als wichtigstes unter den Marienfesten und wird von Katholiken mit feierlichen Gottesdiensten und den traditionellen Kräutersegnungen begangen. Mehr als 100 Kirchen im Erzbistum München und Freising feiern an diesem Tag auch ihr Patrozinium.
 
Der Brauch der Kräuterweihe geht auf eine Erzählung des Johannes von Damaskus zurück, der als Mönch um 700 im Kloster Mar Saba bei Jerusalem lebte. Laut dieser Erzählung erfüllte „wundersamer Kräuterduft“ das Grab Marias. Auch aus dem 14. Jahrhundert ist eine Legende überliefert, wonach die Grabtücher, in die der Leichnam Marias gewickelt wurde, „gleich Balsam und der Blume der Lilien“ dufteten. Vor diesem Hintergrund werden in Bayern zu Mariä Himmelfahrt Kräuter zu Sträußen gebunden und im Gottesdienst gesegnet. Bei der Kräutersegnung wird über die Fürsprache Marias Gottes Heil erbeten. Darin drückt sich nicht nur die Achtung vor der Schöpfung aus, sondern die Heilkraft der Kräuter symbolisiert auch die liebende Zuwendung Gottes zu den Menschen.
 
Traditionell werden lebensnotwendige und heilkräftige Pflanzen wie Brotgetreide, Heil- und Gewürzpflanzen eingebunden. Vor allem im Oberland wird in der Mitte eine Königskerze, auch Wetterkerze genannt, eingefügt. Hinzu kommen Rohrkolben und Rainfarn sowie Heilpflanzen wie Johanniskraut, Salbei, Schafgarbe und Kamille. Als Gewürzpflanzen gehören Majoran, Thymian, Bohnenkraut, Minze und Liebstöckl in den Strauß, daneben die Hauptgetreidearten Hafer, Gerste, Weizen und Roggen. Oft wird der Kräuterbuschen auch mit Blumen aus dem sommerlichen Garten und einer Rose, dem Symbol für Maria, geschmückt. Gerade in bäuerlichen Familien werden die Kräuterbuschen kopfüber an einem schattigen Ort aufgehängt, getrocknet und später im Herrgottswinkel aufgesteckt. (gob)