Kardinal Marx: Wählen allein reicht nicht

Erzbischof ruft in Radiobeitrag zu aktiver Beteiligung der Bürger am Gemeinwesen auf
München, 2. September 2017. Kardinal Reinhard Marx hat alle Bürger und Bürgerinnen dazu aufgerufen, sich nicht auf die Teilnahme an der Bundestagswahl zu beschränken, sondern darüber hinaus „selbst Verantwortung für unser Gemeinwesen“ zu übernehmen. „Wahlen alleine garantieren noch keine Demokratie. Sie brauchen einen starken Stützpfeiler: Dieser Stützpfeiler der Demokratie ist die aktive Beteiligung der Bürger auf allen Ebenen“, so der Erzbischof von München und Freising in einem Radiobeitrag für die Sendereihe „Zum Sonntag“ des Bayerischen Rundfunks, der am Samstag, 2. September, ausgestrahlt worden ist.
 
Die öffentliche Debatte sei von zentraler Bedeutung, sagte Kardinal Marx: „Wir brauchen verantwortungsbewusste Politiker. Und wir brauchen ebenso verantwortungsbewusste Bürger, die ihr Wahlrecht ausüben und die sich politisch bilden, ihre Positionen bestimmen und sich auch einsetzen für ihre Überzeugungen.“ Leitend müsse dabei sein, „dass wir uns nicht nur am jeweils eigenen Interesse orientieren, sondern im Blick haben, was nachhaltig dem Wohl der Menschen in unserem Land dient, und nicht nur in unserem Land, sondern auch in der ganzen Welt.“ Die Demokratie in Deutschland verpflichte die Bürger und Bürgerinnen, ihren Blick zu weiten auf die Solidarität mit allen Menschen, denn „alle sind Kinder des einen Vaters im Himmel und diese Erde ist das Haus, das allen gehört“.
 
Im Wahlkampf werde der Vertrauensverlust in Parteien und Politiker zuweilen stark betont, stellte der Erzbischof fest, auch werde über die Einflussnahme durch manipulierte und gefälschte Meinungsbeiträge debattiert. „Darin wird auch eine Unsicherheit gegenüber dem demokratischen System spürbar“, sagte Kardinal Marx: „Manche Zeitgenossen halten Wahlen sogar für eine Inszenierung, die mit dem sogenannten echten Leben doch gar nichts zu tun habe.“ Dieser Position widersprach der Erzbischof jedoch deutlich: Nach dem Grundgesetz gehe alle Staatsgewalt vom Volke aus; „deshalb sind allgemeine, freie, gleiche und geheime Wahlen ein unverzichtbares Mittel, um dieses Recht auszuüben“. (gob)