Kardinal Marx für weiteren Ausbau der Hospizarbeit

„Es ist die Solidarität der ganzen Gesellschaft erforderlich, damit Menschen in Würde sterben können“
Waging am See, 12. Oktober 2016. Kardinal Reinhard Marx hat sich für den weiteren Ausbau der Hospizarbeit und der Palliativmedizin ausgesprochen. „Es ist die Solidarität der ganzen Gesellschaft erforderlich, damit Menschen in Würde sterben können“, sagte der Erzbischof von München und Freising am Mittwoch, 12. Oktober, im oberbayerischen Waging am See bei einem Treffen mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern des ambulanten Hospizdiensts Traunstein.
 
Der Kardinal würdigte die positive Entwicklung und den Fortschritt seit den Anfängen der Hospizbewegung vor rund 30 Jahren. „Aber die Arbeit ist nicht zu Ende. Wir wollen, dass die Menschen nicht von der Hand, sondern an der Hand der anderen sterben.“ Marx räumte ein, dass das neue Hospiz- und Palliativgesetz zwar ein Fortschritt sei, zugleich aber mahnte er, dass noch mehr getan werden müsse, „damit Menschen nicht allein sterben, sondern begleitet, ernst genommen und in Würde“.
 
Marx dankte insbesondere den zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die sich in der Hospizbewegung engagieren. „Meine Überzeugung ist: Es gibt sehr sehr viele Menschen, die bereit sind, sich zu engagieren, wenn man sie nur anspricht.“ Gerade im Hospizbereich seien die Gruppen sehr gemischt. Auch viele junge Menschen engagierten sich und entdeckten das Thema für sich. Der Kardinal erinnerte daran, dass die Hospizbewegung stark aus dem Ehrenamt entstanden und spendenfinanziert gewesen sei. Es bleibe eine „riesige Herausforderung“ trotz aller Fortschritte, die Finanzierung dieses Bereiches zu stärken und den Ausbau voranzutreiben. Dabei seien stationäre Einrichtungen ebenso zu bedenken wie ambulante Dienste, die eine Begleitung Sterbender auch zu Hause bei den Familien ermöglichten.
 
Der Kardinal informierte sich bei dem Treffen über die Erfahrungen und Bedürfnisse der Ehrenamtlichen und tauschte sich mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im ambulanten Hospizdienst Traunstein auch über aktuelle Fragen, etwa über die Zusammenarbeit mit der Kranken- und Altenpflege, aus. Zuvor hatte er einer betroffenen Familie einen seelsorgerischen Besuch abgestattet.
 
Der kostenlos und überkonfessionell arbeitende Dienst besteht seit 20 Jahren als Teilbereich des Caritas-Zentrums Traunstein und ist für den gesamten Landkreis zuständig. Derzeit rund 60 ehrenamtliche und drei hauptamtliche Mitarbeiter begleiten pro Jahr im Durchschnitt 110 schwerkranke und sterbende Menschen und deren Angehörige. Das Angebot ist für die Betroffenen kostenlos und erfolgt unabhängig von der Religionszugehörigkeit.
 
Angehörigen Hilfe und Unterstützung geben will auch eine neue Broschüre, die das Erzbistum München und Freising anlässlich des Welthospiztages am Samstag, 8. Oktober, veröffentlicht hat. Seelsorgende vor allem im Klinik- und Altenheimbereich der Erzdiözese haben darin ihre Erfahrungen eingebracht und erklären körperliche Veränderungen während der letzten Lebenszeit ebenso wie Fachbegriffe. Im Zentrum stehen viele praktische Tipps, wie den Sterbenden wertschätzende Aufmerksamkeit geschenkt und das Leben zu einem guten Abschluss gebracht werden kann. Zudem finden sich Gebete, Texte und Lieder, die den Sterbenden wie auch den Angehörigen Trost spenden sollen. (kel/uq)
 
Hinweis:
Die Broschüre „Sterbende begleiten“ kann kostenlos beim Ressort Seelsorge und kirchliches Leben des Erzbischöflichen Ordinariats München, Rochusstr. 5, angefordert werden: Telefon: 089/2137-1242, Fax: 089/2137-1716 oder per E-Mail unter ressort4-bestellung@eomuc.de.