Kardinal Marx kritisiert Streit und Machtstreben in der Kirche

Predigt im Münchner Liebfrauendom bei Begegnungstag Geistlicher Gemeinschaften
München, 23. September 2018. Kardinal Reinhard Marx hat Streit und Machtstreben in der katholischen Kirche kritisiert. „Welch ein Schauspiel gibt die Geschichte der Kirche manchmal ab! Ein Schauspiel des Streites und des Ärgernisses“, sagte der Kardinal in seiner Predigt bei einem Gottesdienst im Münchner Liebfrauendom. „Das Begehren in den Gemeinden, in den Pfarreien, in der Kirche“ hindere die Gläubigen daran, das Evangelium zu verkünden, ebenso wie „die Eifersucht, die Kriege“ untereinander und ein Wettkampf um Macht und Wahrheit, erklärte der Erzbischof von München und Freising bei der Messe zum Abschluss eines Begegnungstages Geistlicher Gemeinschaften am Samstag, 22. September.
 
Die Mitglieder der Kirche selbst seien dafür verantwortlich, wenn die Botschaft des Evangeliums nicht ankäme, wenn die Kirche „erfolglos“ sei. „Das Problem ist nicht die Botschaft, ist nicht das Evangelium“, sagte Marx. „Das Problem sind wir.“ Dem Beispiel Jesu folgend müssten die Gläubigen sich klein machen „wie ein Kind“ und aus dieser Perspektive heraus die frohe Botschaft im eigenen Leben umsetzen. „Das braucht die Kirche immer wieder von Neuem. Ein solcher Prozess ist nie abgeschlossen.“
 
Evangelisierung bedeute, das Evangelium in die Mitte des eigenen Lebens zu stellen, sagte der Erzbischof. Das Evangelium sei „nicht irgendein Text“, sondern „eine Person: Jesus von Nazareth“. Die Begegnung mit ihm solle vielen Menschen eröffnet werden, „nicht um unserer Zukunft willen, sondern um der Freude, der Freiheit und der Hoffnung der Menschen willen“. (ct)