Nachbau von Gefängniszelle in Münchner Fußgängerzone

Seelsorger im Justizvollzug rücken „Gefangenenbesuch“ als eines der Werke der Barmherzigkeit ins Blickfeld
München, 21. Oktober 2016. Mit einer nachgebauten Gefängniszelle in der Münchner Fußgängerzone rückt der Fachbereich Seelsorge im Justizvollzug im Erzbischöflichen Ordinariat München den „Gefangenenbesuch“ als eines der sieben leiblichen Werke der Barmherzigkeit ins Blickfeld. In einem vor der Kirche St. Michael, Neuhauser Straße 6, aufgestellten Container, der am Freitag, 28. Oktober, von 14 bis 20 Uhr und am Samstag, 29. Oktober, von 12 bis 20 Uhr begehbar ist, wird mit Originalgegenständen aus der Justizvollzugsanstalt München an der Stadelheimer Straße auf zwei mal drei Metern eine Gefängniszelle nachgebildet. Zugleich stehen den Passanten Seelsorger wie auch ehemalige Inhaftierte als Ansprechpartner zur Verfügung, die Performancekünstlerin Ruth Geiersberger unterstützt die Interaktion.
 
„Wir wollen, dass Menschen miteinander im Gespräch bleiben und sich die Grenzen nicht verhärten zu jenen, die eine Haftstrafe verbüßen müssen“, sagt Sonja Eichelbaum, Leiterin des Fachbereichs. Es gehe bei dieser Aktion anlässlich des Heiligen Jahrs der Barmherzigkeit um einen Grundgedanken von Barmherzigkeit und des christlichen Glaubens, „nämlich dass jeder Mensch, auch wenn er einmal gescheitert ist, Schuld auf sich geladen oder versagt hat, von Gott angenommen und geliebt ist“, so Eichelbaum. Mit der Aktion wolle man den Passanten auch Gelegenheit geben, über eigene mögliche Vorurteile nachzudenken, erklärt Eichelbaum: „Das Schlimmste für viele Inhaftierte ist die Stigmatisierung, die sowohl sie selbst als auch ihre Angehörigen erfahren.“
 
Der Fachbereich Seelsorge im Justizvollzug im Erzbischöflichen Ordinariat München ist mit circa zwölf Mitarbeitern zuständig für neun Justizvollzugsanstalten im Gebiet der Erzdiözese, so etwa in München, Traunstein, Erding oder Bernau. Die Seelsorger bieten Einzelgespräche sowie Gruppenarbeit für Inhaftierte an, feiern Gottesdienste und sind auch Ansprechpartner für JVA-Mitarbeiter, für die unter anderem Einkehrtage veranstaltet werden. Der Fachbereich kooperiert mit im Justizvollzug tätigen Fachdiensten wie Sozialdiensten, Juristen, Psychologen und Ärzten, Therapeuten, Pädagogen und Lehrern.
 
Das von Papst Franziskus ausgerufene Heilige Jahr der Barmherzigkeit begann am 8. Dezember 2015 und  und endet am 20. November 2016. Neben Pilgerreisen und Wallfahrten sind die Gläubigen in dieser Zeit besonders zu eigenen Werken der Barmherzigkeit eingeladen. Die kirchliche Tradition kennt sieben leibliche und sieben geistliche Werke der Barmherzigkeit. Die leiblichen Werke sind: Hungrige speisen, Durstigen zu trinken geben, Fremde beherbergen, Nackte bekleiden, Kranke pflegen, Gefangene besuchen und Tote bestatten. Die geistlichen Werke umfassen: Unwissende lehren, Zweiflern raten, Trauernde trösten, Sünder zurechtweisen, jenen, die Leid zufügen, verzeihen, Lästige ertragen und für alle beten. (ck)
 
 
Hinweis:
Die Leiterin des Fachbereichs Seelsorge im Justizvollzug im Erzbischöflichen Ordinariat München, Sonja Eichelbaum, steht für Interviews über die Aktion und ihre Arbeit zur Verfügung. Anfragen bitte an die Pressestelle unter Telefon 089/2137-1263 oder per E-Mail an pressestelle@erzbistum-muenchen.de.