Odilo Lechner war „Zeuge der Menschenfreundlichkeit Gottes“

Kardinal Marx feiert Requiem für Altabt von St. Bonifaz und Kloster Andechs im Münchner Liebfrauendom
Altabt Odilo Lechner
Requiem für Altabt Odilo Lechner OSB im Liebfrauendom, ©Kiderle
München, 9. November 2017. Kardinal Reinhard Marx hat den verstorbenen Altabt Odilo Lechner OSB am Donnerstag, 9. November, beim Requiem im Münchner Liebfrauendom als „Zeugen der Menschenfreundlichkeit Gottes“ gewürdigt. In seiner Predigt im vollbesetzten Dom hob der Erzbischof von München und Freising hervor, dass das Lebenszeugnis des Altabts der Münchner Benediktinerabtei St. Bonifaz und des Klosters Andechs Ermutigung und Wegweisung über den Tod hinaus sei.
 
Bei vielfältigen Begegnungen mit Abt Odilo in den vergangenen zehn Jahren, so Kardinal Marx, sei ihm klar gewesen: „Hier ist wirklich ein Zeuge des lebendigen Gottes unter uns, ein Zeuge der Menschenfreundlichkeit Gottes, der Zuwendung Gottes zu den Menschen: im Tiefsten heiter und gelassen, voller Hoffnung.“ Es gelte bei der Feier des Abschieds zu entdecken, was dieser Mensch „als Anruf für uns jetzt bedeutet, als Glaubensermutigung“. Jeder Mensch sei ein Geschenk Gottes für die ganze Welt. Bei Abt Odilo sei dies in besonderer Weise spürbar gewesen, so Kardinal Marx. Dies drücke sich auch in Odilos Wahlspruch aus: „Dilatato corde – Mit weitem Herzen“. Abt Odilo sei durch und durch Benediktiner gewesen. „Wie sehr dürfen wir hoffen und beten, dass er auch in der Zukunft Wegbegleiter für euch Benediktiner und Benediktinerinnen sein wird“, so Marx zu den Ordensangehörigen im Dom. Odilo habe deutlich gemacht, was es heiße, dem Heiligen Benedikt zu folgen und Bayern benediktinisch zu prägen, nämlich „ein Menschenfreund zu sein und ein Gottesfreund“, hob der Kardinal hervor und fügte den innigen Wunsch hinzu, „dass die benediktinischen Klöster viele junge Menschen anziehen, die sich auch diesem Weg neu öffnen“.
 
Marx betonte, dass Abt Odilo „an die Ränder“ gegangen sei, wie Papst Franziskus es ausdrücke: „Die Arbeit von St. Bonifaz mit den Obdachlosen, mit denen, die am Rand sind – welch ein wunderbares großartiges Zeugnis mitten in dieser Stadt!“ Abt Odilo habe die Kirche aufgerufen, eine inklusive Pastoral zu pflegen, nicht auszuschließen und nicht in der Mitte stehen zu bleiben, sondern an den Rand zu gehen. Abt Odilo sei ein neugieriger Mensch und ein Philosoph gewesen, „einer, der wissen wollte, erkennen wollte und mit Menschen in Berührung kommen wollte, die anders denken, die neu denken, die Ideen haben, die künstlerisch gestalten“, so Marx. „Wie arm wäre eine Kirche, wie arm wären wir, wenn wir uns in uns verschließen, wenn wir nicht mehr sehnsüchtig Ausblick halten nach den Möglichkeiten Gottes“, sagte der Erzbischof. Kunst und Kultur seien für Leben und Glauben der Menschen wichtig. Auch das sei ein Zeugnis Abt Odilos. Kardinal Marx würdigte zudem die theologische Blickrichtung des verstorbenen Altabtes. Er habe einen suchenden Glauben gehabt, „nicht einen, der sich im Besitz der Wahrheit weiß und den Glauben versteht als eine Zitadelle, die man verteidigen muss, sondern als einen Weg, als eine Suchbewegung in die größeren Geheimnisse Gottes hinein“.
 
Odilo Lechner wurde als Hans Helmut Lechner am 25. Januar 1931 in München geboren. 1952 trat er in die Benediktinerabtei St. Bonifaz ein und nahm den Ordensnamen Odilo an. 1953 legte er die Profess als Benediktiner ab, 1956 wurde er zum Priester und 1964 zum Abt geweiht. 2003 verzichtete er auf das Amt des Abtes. Er starb am 3. November 2017 in St. Bonifaz. (glx)