Spitzentreffen von Freisinger Bischofskonferenz und Evangelisch-Lutherischer Landeskirche in Bayern

Gespräche über Krise der Landwirtschaft, Flüchtlinge und Reformationsgedenken
München, 10. Juni 2016. Unter Führung von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Kardinal Reinhard Marx haben sich Spitzen der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Bayern und der Freisinger Bischofskonferenz am Mittwoch und Donnerstag in der Katholischen Landvolkshochschule Petersberg zu einem Austausch getroffen. An der Begegnung nahmen alle katholischen Bischöfe der bayerischen (Erz-)Diözesen sowie die Regionalbischöfe und Regionalbischöfinnen der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Bayern teil. 
   
Breiten Raum nahm die Diskussion über die Integration von Flüchtlingen ein. Die Kirchenvertreter betonten, es gehöre zur christlichen Identität, Flüchtlingen beizustehen. Wer nach Europa komme, müsse menschenwürdig behandelt werden und ein faires Asylverfahren bekommen. Der Tod von Flüchtlingen im Mittelmeer dürfe unter keinen Umständen hingenommen werden. Die Vertreter beider Kirchen wiesen darauf hin, dass auch durch Unachtsamkeit in der Sprache Abgrenzung und Ausgrenzung geschehen könne. 
   
Um ein gutes Zusammenleben mit Migrantinnen und Migranten zu erreichen, seien intensive Kommunikation und ein wechselseitiger theologischer Austausch notwendig. Dazu wurde aus dem Kreis der Teilnehmer eine ökumenische Arbeitsgruppe gegründet. Mit ihrer Hilfe soll ein Konzept für Religionsgespräche, insbesondere mit Muslimen, entwickelt werden. Beide Kirchen wollen künftig gemeinsam mit Vertretern anderer Religionen und mit Verantwortungsträgern in Politik und Gesellschaft den profilierten Austausch über Glauben und Werte in der Bundesrepublik pflegen. 
   
Die Vertreter beider Kirchen äußerten ihre Sorge über die derzeitigen Entwicklungen in der bayerischen Landwirtschaft. Sie betonten, die Existenz der ländlichen Familienbetriebe sei durch den niedrigen Milchpreis bedroht. Angeregt wurde, auch im kirchlichen Bereich noch mehr bewusst zu machen, dass der Preisverfall landwirtschaftlicher Produkte mit dem Kaufverhalten jedes einzelnen Konsumenten zusammenhänge. Bäuerinnen und Bauern bräuchten Unterstützung auf der Suche nach einer sicheren Zukunft. Dazu gehöre, die Solidarität der Bauern untereinander zu fördern und regionale Molkereien zu stärken, um beispielsweise Preisdumping zu verhindern. Seelsorgliche Begleitung, wie sie die Kirchen anbieten, sei für Landwirte ebenfalls unverzichtbar.
   
Intensiv erörtert wurden ökologische Fragen, wie sie in der Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus angesprochen sind. Zukünftige Generationen dürften demnach durch aktuelle agrarpolitische Lösungen nicht benachteiligt werden. Einigkeit herrschte darüber, dass Probleme der Landwirtschaft in den westlichen Ländern nicht auf Kosten der Entwicklungsländer gelöst werden dürften. Landwirtschaft müsse zwar regional betrieben, immer aber auch unter global verantwortlicher Perspektive gesehen werden. Zur Bewahrung der Schöpfung sollten in der Landwirtschaft noch mehr nachhaltige und ökologische Produkte erzeugt werden als bisher, forderten die Kirchenvertreter.
   
Mit Blick auf das Jahr 2017 informierten sich beide Seiten über den Stand der Planungen und Vorbereitungen zum Gedenken an die Reformation vor 500 Jahren. Das Gedenken wird als „Christusfest“ in ökumenischer Perspektive begangen. Dass die katholische Kirche sich daran in ökumenischer Geschwisterlichkeit beteilige, wurde von den evangelischen Gesprächspartnern dankbar hervorgehoben. (ps)