„Unsere Kindergärten verstehen sich als Orte der Integration“

Kardinal Marx bei Festakt zu 100. Gründungstag des Verbandes katholischer Kindertageseinrichtungen
München, 25. Januar 2017. Katholischen Kindertagesstätten kommt nach Überzeugung von Kardinal Reinhard Marx eine zentrale Rolle bei der Integration von Kindern aus anderen Kulturkreisen zu – unabhängig von der Religionszugehörigkeit. „Ich möchte sehr daran festhalten: Wir leisten einen Dienst für die ganze Gesellschaft. Wir möchten allen helfen, ihr Menschsein zu entfalten und in diese Gesellschaft hineinzuwachsen“, sagte der Erzbischof von München und Freising, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, am Mittwoch bei einem Festakt zum 100. Gründungstag des Verbandes katholischer Kindertageseinrichtungen Bayern in der Katholischen Akademie in München. Die Kirche müsse immer zunächst die Frage stellen: „Was wird aus unserer Stadt, aus unserem Land, aus den Kindern unseres Landes – und nicht: Was wird aus uns, der Kirche?“
 
Katholische Kindertagesstätten seien grundsätzlich offen für alle. Es gäbe heute zahlreiche Einrichtungen, in denen mehr als die Hälfte der Kinder nicht katholisch seien und die gleichwohl ein klares christliches Profil hätten. So komme es nicht von ungefähr, wenn viele muslimische Eltern sich für einen kirchlichen Kindergarten entschieden. Wer sich dem Anspruch eines katholischen Kindergartens stellen wolle, sei willkommen. „Grundsätzlich verstehen sich unsere Einrichtungen als Orte des Miteinanders aller sozialen Schichten und als Orte der Integration.“
 
Marx verwehrte sich dagegen, den Bildungsbereich nach Maßgabe ökonomischer Interessen auszurichten. „Es geht nicht darum, was braucht die Wirtschaft, sondern: Was brauchen die Kinder, um ihre Möglichkeiten zu entdecken.“ Aus der Entfaltung der Persönlichkeit folge dann alles Weitere. „Das ist ein zentraler Punkt in der Bildung: Man darf dem Menschen nicht einfach von außen her etwas aufoktroyieren.“
 
Der Kardinal sprach sich dafür aus, die Kindertagesstätten weiterhin eng an die Pfarreien anzubinden, die allerdings Hilfe bei den wachsenden Anforderungen in der Verwaltung und in der Umsetzung von Rechtsvorschriften benötigten. „Pfarreien sollten sich dennoch nie aus dem Kindergarten hinausbegeben. Die Präsenz der Pastoral kann sogar besser werden, wenn der Pfarrer als Seelsorger und nicht als Dienstvorgesetzter den Kindergarten besucht.“ Diese Erfahrung schilderten ihm Pfarrer aus der Erzdiözese.
 
Marx bekannte sich zum Erhalt und zur Weiterentwicklung kirchlichen Engagements. „Wir stehen hinter den Kindertagesstätten. Dahinter setze ich drei Ausrufungszeichen.“ Er dankte allen, die sich im Bereich der katholischen Kindertageseinrichtungen engagieren, und insbesondere dem im Jahr 1917 gegründeten Verband, der die Interessen von 1.500 katholischen Trägern mit rund 2.000 Krippen, Kindergärten, Horten und Häusern für Kinder vertritt. Bei dem Festakt würdigte Landtagspräsidentin Barbara Stamm die Leistung des Verbands, der alles tue, „damit unsere Kinder eine gute Zukunft haben“. Sie dankte Kardinal Marx dafür, dass er in seinen verschiedenen Funktionen zum Ausdruck bringe, wie wichtig ihm der frühkindliche Bildungsbereich sei. (kel)