Verband der katholischen Religionslehrer erhält NS-Raubgut zurück - Staatsbibliothek restituiert 67 Werke

München, 21. September 2017. Am 27. September 2017 restituiert die Bayerische Staatsbibliothek (BSB) 67 Titel aus dem ehemaligen Besitz des „Vereins katholischer Religionslehrer an den höheren Lehranstalten Bayerns“ an dessen Nachfolgeorganisation, den „Verband der katholischen Religionslehrer und Religionslehrerinnen an den Gymnasien in Bayern e.V.“ (KRGB).
 
Die Restitution der Werke an den KRGB, vertreten durch StD i.K. Pater Erhard Staufer SDB, erfolgt um 15 Uhr in einem feierlichen Rahmen im Lesesaal des Archivs des Erzbistums München und Freising (Karmeliterstraße 1, Eingang Pacellistraße, 80333 München). Im Anschluss übergibt der Verband die Bücher an das Erzbistum München und Freising, vertreten durch Ordinariatsdirektorin Dr. Sandra Krump, das die Werke künftig in der Diözesanbibliothek verwahrt.
 
Nachdem er sich dem Druck zur „Gleichschaltung“ so lange wie möglich widersetzt hatte, wurde der „Verein katholischer Religionslehrer an den höheren Lehranstalten Bayerns“ 1938 vom NS-Regime aufgelöst und sein Besitz liquidiert. Das damalige bayerische Kultusministerium bot die Vereinsbibliothek 1938 der Bayerischen Staatsbibliothek an, die insgesamt 110 Titel auswählte und in ihren Bestand übernahm. Anhand der überlieferten Zugangsliste konnten noch 67 Titel aus dieser Liste im Bestand der BSB identifiziert werden.
 
Dr. Klaus Ceynowa, Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek: „Unser Haus arbeitet engagiert daran, während der NS-Zeit unrechtmäßig erworbene Bücher den jeweiligen Eigentümern zurückzugeben. Mit der öffentlichen Rückgabe der geraubten Werke stellt sich die Bayerische Staatsbibliothek ihrer Verantwortung für ihre Verstrickung in NS-Unrecht.“
 
KRGB-Landesvorsitzender StD i.K. Pater Erhard Staufer SDB: „Mit der Rückgabe der Bücher wird zugleich ein Stück unserer inzwischen schon fast 120 Jahre umfassenden Geschichte in den Blick genommen. Der Blick in die Vergangenheit ermutigt zugleich, gelingende Zukunft gegen jegliche ideologische Vereinnahmungsversuche auch über den Religionsunterricht mit Engagement und Gottvertrauen mitzugestalten. Denn: Mithelfen, das Leben junger Menschen zur Entfaltung zu bringen, ohne sie zu vereinnahmen und zu verzwecken, war und ist damals wie heute eine zentrale Aufgabe von uns Religionslehrern.“
 
Seit 2003 sucht die Bayerische Staatsbibliothek aktiv und zunächst in Eigeninitiative nach NS-Raubgut in ihren Beständen: So erhielt 2007 das Thomas-Mann-Archiv Zürich 78 Bände aus der Bibliothek des Schriftstellers und Literaturnobelpreisträgers. Die Förderung durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste trägt seit 2013 sehr dazu bei, Recherchen voranzutreiben und Rückgaben zügig durchzuführen: 2015 gab sie das Plocker Pontifikale, das älteste polnische Pontifikale, an die katholische Kirche in Polen zurück. Vor kurzem restituierte die BSB gemeinsam mit der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns 44 Werke an die Nachkommen des Münchner Orientalisten Prof. Karl Süßheim. (ps)

Hinweis: Journalisten sind zur Übergabe der Werke am Mittwoch, 27. September, um 15 Uhr im Archiv des Erzbistums (Karmeliterstraße 1, Eingang Pacellistraße, 80333 München) eingeladen und werden gebeten, sich bei der Pressestelle des Erzbistums unter pressestelle@erzbistum-muenchen.de oder Tel. 089/2137-1263 anzumelden.
 
 
Über die Bayerische Staatsbibliothek:
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