Wäsche waschen in St. Paul

Die Ausstellung „Wäsche“ zeigt am Odeonsplatz ein Bild der Gesellschaft im Münchner Bahnhofsviertel
St. Paul München
Die Münchner Kirche St. Paul an der Theresienwiese bei Nacht. (Foto: Künstlerduo Empfangshalle)
München, 15. Oktober 2017. Mit den unterschiedlichen gesellschaftlichen Realitäten in München setzt sich die Ausstellung „Wäsche“ des Künstlerduos „Empfangshalle“ vom Samstag, 9. September, bis Samstag, 11. November, in der Pfarrkirche St. Paul an der Theresienwiese und in der Galerie der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst (DG), Finkenstraße 4, auseinander. Veranstaltet wird die interaktive Schau von der DG in Kooperation mit dem Fachbereich Kunstpastoral der Erzdiözese München und Freising.
 
Die Intention der Ausstellung ist es, zwei sehr unterschiedliche Orte im Zentrum Münchens mit ihren gesellschaftlichen Realitäten zu verbinden. In der Kirche St. Paul wurden seit Anfang August Altkleider von Gemeindemitgliedern und Kirchenbesuchern, Kleidungsstücke von Obdachlosen sowie liturgische Gewänder gesammelt. Die Stücke werden in der Galerie der DG in einer Waschmaschine gewaschen und zum Trocknen aufgehängt. So entsteht am Odeonsplatz und damit in einer der teuersten Lagen der Stadt ein Bild von der Gesellschaft im Münchner Bahnhofsviertel. Die Reinigung aller Kleider in einer Maschine steht für das gemeinsame Schicksal und das Verbindende zwischen allen Menschen, darunter auch die Notwendigkeit, sich regelmäßig zu waschen und zu kleiden.
 
In der Galerie der DG zeigen „Empfangshalle“ Fotografien, Videos und eine Rauminstallation, die das Bild des „Sich-Waschens“ in Bezug zu gesellschaftlich relevanten Themen verhandeln. Zu sehen sind unter anderem die Fotoserie „Betende Hände“ und die Videoinstallation „Gläubiger & Schuldner“, in der sich die Künstler in Endlosschleife zwischen der Abtei Sankt Bonifaz, die ein bekannter Anlaufpunkt für Obdachlose ist, und den gegenüberliegenden, luxuriösen Lenbachgärten bewegen. Die Projektion „Waschgang“ auf der Rosette über dem Westportal von St. Paul verbindet den Kirchenraum inhaltlich mit den Waschvorgängen in der Galerie. Besucher der Kirche können an einer großen Waschstation Teil einer Videoarbeit werden. In dem sakralen Raum klingen durch die künstlerischen Arbeiten vielfältige Assoziationen wie Reinigung, Umkehr und Versöhnung an.
 
In der Galerie der DG hat die Vernissage von „Wäsche“ im Rahmen des Kunstwochenendes Open Art am Freitag, 8. September, in Anwesenheit der Künstler stattgefunden. In St. Paul wurde die Ausstellung am Sonntag, 10. September, beim TatOrtZeit-Gottesdienst um 20.15 Uhr eröffnet. Ulrich Schäfert, Leiter des Fachbereichs Kunstpastoral der Erzdiözese München und Freising, hielt eine Kunstbetrachtung zur Ausstellung. Die Öffnungszeiten sind in der Galerie von Dienstag bis Freitag, jeweils von 12 bis 18 Uhr, in St. Paul täglich von 8.30 bis 19.30 Uhr. Im Rahmen der Langen Nacht der Museen am Samstag, 14. Oktober, war die Ausstellung an beiden Orten von 19 bis 24 Uhr zu sehen, jeweils begleitet von einem musikalischen Programm.
 
Die Künstler Corbinian Böhm und Michael Gruber arbeiten seit 2000 unter dem Namen „Empfangshalle“ zusammen. Ein wesentlicher Bestandteil ihres künstlerischen Schaffens ist die Partizipation von Dritten. „Empfangshalle“ sind Preisträger des diesjährigen Kunstpreises der DG, der am Dienstag, 24. Oktober, verliehen wird. (ct)
 
Hinweis: Fotos stehen auf der Website der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst (DG) unter www.dg-galerie.de zum Download zur Verfügung.