Weihbischof Bischof ruft Christen zu mehr Zusammenarbeit auf

Versöhnungsgottesdienst mit Katholiken und Protestanten in Miesbach
München, 10. März 2017. Bei einem Versöhnungsgottesdienst in der Apostelkirche Miesbach hat Weihbischof Wolfgang Bischof katholische und evangelische Christen dazu aufgerufen, sich gemeinsam auf die Weitergabe des christlichen Glaubens zu konzentrieren: „Allzulange haben wir den Blick nur auf uns gerichtet, statt mit den Augen Jesu die Welt zu betrachten und das Wort Gottes allen Menschen zu verkünden“, sagte der Weihbischof laut Manuskript in seiner Predigt am Samstag, 11. März. Es gelte, sich nicht auf die „Probleme, die wir miteinander haben“, zu konzentrieren, sondern auf „das, was uns verbindet“, den gemeinsamen „Auftrag zur Verkündigung des Evangeliums“.
 
Der Versöhnungsgottesdienst thematisierte die historischen Beziehungen zwischen Katholiken und Protestanten, die von „viel Fehlverhalten, Unverständnis, Hass und Gewalt“ geprägt seien, wie Bischof sagte. Der gemeinsame Ursprung in Jesus Christus, die „Wurzel, die uns nährt und im Glauben wachsen lässt“, habe verschiedene Äste und Früchte hervorgebracht. Allzu oft seien in der Glaubens- und Kirchengeschichte die jeweils anderen Triebe „als Irrwege abgetan und bekämpft“ worden, so der Weihbischof: „Der einzige Weg zur wahren Nachfolge Jesu wurde stets nur in der eigenen Ausprägung gefunden und in Abgrenzung zu den anderen gelebt.“
 
Bischof betonte: „Wir dürfen als Kirchen niemals vergessen, dass wir einen Sendungsauftrag in die Welt haben, der uns immer wieder neu herausfordert.“ Christen müssten das Evangelium „nicht nur innerhalb der Kirchenmauern“ verkünden, sondern hinausgehen „an die Straßen und Plätze dieser Welt und dort mit unserem ganzen Leben Zeugnis geben“, so der Weihbischof. „Wir sind dann glaubwürdige Zeuginnen und Zeugen des Evangeliums, wenn wir einander auf Augenhöhe, in christlicher Verbundenheit zugewandt und auf gegenseitige Achtung bedacht begegnen.“
 
Weihbischof Bischof feierte den Gottesdienst gemeinsam mit Dekan Martin Steinbach, zuständig für das evangelisch-lutherische Dekanat Bad Tölz, Walter Waldschütz, Dekan des Dekanats Miesbach, Michael Mannhardt, Leiter des Pfarrverbands Miesbach, und Anika Sergel-Kohls, Pfarrerin der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Miesbach-Hausham. Die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland hatten gemeinsam zur Feier solcher Versöhnungsgottesdienste aufgerufen. Zentrales Element sollte dabei das Bekenntnis von Schuld sein, die von Krieg und Verfolgung bis hin zur Trennung von Familien reichte, sowie die Bitte um Vergebung und Versöhnung. Vor dem Gottesdienst in Miesbach fand ein Erzählcafé statt, bei dem alle Interessierten eingeladen waren, von ihren persönlichen Erfahrungen zu berichten.
 
Miesbach wurde aufgrund seiner Geschichte für den zentralen Gottesdienst im Erzbistum München und Freising ausgewählt: Die Grafschaft Hohenwaldeck, die weite Teile des heutigen Landkreises Miesbach abdeckte, hatte im Jahr 1563 das Bekenntnis zur Lehre Luthers abgelegt und war zu einem Zentrum der Reformation im südlichen Bayern geworden. Erst nach einem Handelsembargo des bayerischen Herzogs wurde die Grafschaft 1583 rekatholisiert. (gob)