„Wir sind Patrioten, aber wir sind auch Europäer"

Kardinal Marx ruft bei Korbiniansfest dazu auf, nationalistischen Tendenzen entgegenzutreten
Freising, 24. November 2018. Beim Korbiniansfest in Freising hat Kardinal Reinhard Marx dazu aufgerufen, nationalistischen Tendenzen in Europa entgegenzutreten: „Stehen wir zusammen und zeigen: Europa ist nicht nationalistisch!", sagte der Erzbischof von München und Freising am Samstag, 24. November. „Wir sind Patrioten, wir sind gern Bayern, Franzosen, Tiroler. Aber wir sind auch Europäer, und wir gehören zusammen." Der Heilige Korbinian helfe, „dass wir das nicht vergessen", er sei „ein europäischer Heiliger", so Kardinal Marx bei einem Treffen mit Gästen aus verschiedenen europäischen Regionen, die mit dem Leben des Heiligen Korbinian verbunden sind, wie das französische Partnerbistum Évry-Corbeil-Essonnes.

In seiner Predigt im Festgottesdienst im Freisinger Mariendom drückte der Erzbischof seine Hoffnung aus, dass die Religionen „Wege zum Frieden sind, ein Weg, Missverständnisse zu überwinden, Brücken zu bauen". Es gebe aber immer auch die „Versuchung, mit diesem größten Geheimnis alles mögliche zu machen, seine eigene Macht auszubauen oder Herrschaft über andere Menschen auszuüben, die Religion als ein Instrument zu benutzen". Zentral sei deshalb die Orientierung an Jesus Christus. Kirche sei „nicht nur ein Apparat, den wir aufrechterhalten wollen", so Kardinal Marx: „Es geht letztlich darum, Zeuginnen und Zeugen zu werden dafür, dass Gott in unserem Leben gegenwärtig ist. Da ist niemand ausgenommen."

Eine Woche lang feierte das Erzbistum München und Freising seinen Patron, den Heiligen Korbinian. Höhepunkte der Festwoche waren am Freitag die Lichterprozession mit dem Korbiniansschrein von der Heilig-Geist-Kirche zum Freisinger Mariendom mit anschließendem ökumenischem Vespergottesdienst sowie am Samstag der Festgottesdienst im Dom und die Korbiniansvesper mit Reliquienprozession und Kindersegnung. Ein umfangreiches Kultur- und Begegnungsprogramm ergänzte den Festtag. Auf einem Markt auf dem Freisinger Marienplatz und der Unteren Hauptstraße präsentieren sich noch bis Sonntag europäische Gemeinden und Regionen, die mit dem Lebensweg des Heiligen Korbinian oder mit dem Erzbistum München und Freising verbunden sind. Bereits am Samstag, 17. November, trafen sich mehrere Tausend Jugendliche und junge Erwachsene in Freising zur Jugendkorbinianswallfahrt.

Der Heilige Korbinian verkündete im achten Jahrhundert als Wanderbischof den christlichen Glauben in Altbayern. Ab etwa 724 wirkte er als erster Bischof in Freising am Hof von Herzog Grimoald. Um 730 starb Korbinian in Freising und wurde nach seinem Wunsch in Mais in Südtirol bestattet. Seine Reliquien wurden auf Veranlassung von Bischof Arbeo im Jahr 768 am 20. November nach Freising gebracht. Korbinian gilt als geistlicher Vater und erster Bischof des alten Bistums Freising und der nach der Säkularisation 1821 daraus hervorgegangenen Erzdiözese München und Freising. Seit mehr als 1000 Jahren wird mit dem Korbiniansfest die Übertragung seiner Gebeine nach Freising gefeiert. (gob)